Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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und die Taropflanzungen sind hier intakt ge- 
blieben. Ahnlich ist es in Lukunor. Die von 
den Eingeborenen hauptsächlich bewohnte Jusel 
Lukunor weist keinen Brotfruchtbaum mit Blättern 
mehr auf und die Taropflanzungen sehen aus 
wie vom Feuer verwüstet, auch die auf der west- 
lichen Seite der Lagune auf dem Riff gelegenen 
kleinen Inseln zeigen ein trauriges Bild, dagegen 
soll es auf der zur gleichen Lagune gehörigen 
Insel Oueop sogar noch einige wenige Brotfrucht- 
bäume geben, ebenso haben die Taropflanzungen 
hier nicht gelitten. Die Etal-Lagune hat am 
wenigsten gelitten, immerhin sind auf der Insel 
Etal selbst aber keine Brotfruchtbäume und Taro- 
pflanzungen verschont geblieben, doch können 
meiner Ansicht nach die übrigen Inseln dieser 
Lagune die nicht allzu starke Bevölkerung ernähren. 
Mamoluk ist nicht so sehr mitgenommen wor- 
den, so daß für seine Bevölkerung keine Gefahr 
bestehen dürfte, Lossop indessen hat durch Salz- 
wasser gelitten, die Bewohner dieser Insel können 
jedoch, falls die Lebensmittel knapp werden, stets 
leicht Truk erreichen. Die Insel Namu ist ohne 
größeren Schaden davongekommen. 
Soweit ich mir ein Urteil erlauben kann, wird 
der Mangel an Nahrungsmitteln in den Mortlock- 
Inseln nach Verlauf eines Jahres schon wieder 
einigermaßen gehoben sein, wenn ein Teil der 
Bevölkerung der am ärgsten zerstörten Inseln zur 
Auswanderung bewogen werden kann. Es dürfte 
sich also vorläufig darum handeln, dem in aller- 
nächster Zeit zu erwartenden Mangel an Nah- 
rungsmitteln in der Satoan= und Lukunor-Lagune 
äu begegnen. Meiner Ansicht nach dürfte es sich 
empfehlen, von den beiden genannten Inseln eine 
größere Anzahl Eingeborener fortzunehmen und 
en Zurückbleibenden ein geringes Quantum 
Nahrungsmittel zu geben, damit sie instand- 
gesetzt sind, weiter zu existieren, bis sie wieder 
von den Inseln ernten können. 
Dem Ndélec habe ich an Lebensmitteln von 
hier aus alles mitgegeben, was ich irgend ent- 
behren konnte. Er hat auch sofort alles verkauft.“ 
Diesen Nachrichten des Herrn Janssen lagen 
doch zwei kurze Briefe von Häuptlingen bei, in 
enen sie das Ereignis der Sturmflut mitteilten 
und um Hilfe baten. 
" Da keine Möglichkeit vorhanden war, mich 
s## Ort und Stelle zu begeben (der Regierungs- 
I huner „Ponape“ ist hier noch immer nicht ein- 
getroffen, das Schiff der Jalnitgesollschaft ist unter- 
Fangen und das kleine Fahrzeug des Händlers 
be beler bot keinen Platz mehr), mußte ich von 
bier aus das Nötigste verfügen. 
gebedem Händler wurden zur Verfrachtung über- 
7995 Pfund Reis (aus Regierungsbeständen), 
  
2 Tons Reis, 
60 eiserne Kochtöpfe, 
220 Pfund (engl.) Fischleinen, 
140 Pfund Fischhaken verschiedener Größe, 
6000 Stück kleine Fischhaken 
mit der Weisung, die Nahrungsmittel und Ge- 
brauchsgegenstände den ihm bezeichneten Häupt- 
lingen zu übergeben. Diesen letzteren wurde 
schriftlich das Genauere über die Verteilung an 
die bedürftigen Eingeborenen eröffnet. Gleichzeitig 
verpflichtete sich Nédélee, einige ihm übergebene 
Briefe nach Truk zu Herrn Janssen zu bringen. 
Diese, für den Kapitän des Postdampfers „Ger- 
mania“ bestimmt, der fahrplanmäßig am 27. Mai 
in Truk eintrifft, enthalten das Ersuchen, auf der 
Reise von Truk nach Ponape unterwegs Satoan 
und Lukunor anzulaufen und dort an die näher 
bezeichneten Häuptlinge je 2½ Tons Reis von 
der für das Bezirksamt Ponape bestimmten Ladung 
abzugeben, den Rest der Bevölkerung von Tä 
hierher zu schaffen und schließlich auch noch die 
Insel Natik anzulaufen, um festzustellen, ob hier 
auch etwa der Taifun Verwüstungen und Hun- 
gersnot verursacht hat. Die Insel Mokil ist von 
dem Unwetter verschont geblieben, wie sich den 
Mitteilungen dreier nach hier im Kann verschla- 
gener eingeborener Frauen entnehmen ließ. Ge- 
naueres über Richtung und Verlauf des Orkans 
vermochte ich nicht festzustellen; aus einigen An- 
gaben, die mir Eingeborene von dem Fahrzeug 
des Händlers Nédélec über Windrichtung usw. 
machten, ließe sich vielleicht der Schluß ziehen, 
daß das Zentrum des Taifuns von Osten nach 
Westen gezogen ist. 
Die Zahl der noch übrig gebliebenen Bewohner 
der Insel Tä, die nach Ponape geschafft werden 
müssen, soll nach Nédélees Angaben dreihundert 
betragen. Die Eingeborenen, die ich darüber 
fragte, schätzen sie bedeutend geringer. Der Ge- 
sundheitszustand dieser Leute wird nach früheren, 
bei Pingelagern gemachten Erfahrungen wahr- 
scheinlich ein höchst trauriger sein und längere 
Pflege nötig machen. Die hiesigen Eingeborenen 
sowie einige Häuptlinge machten mir auf die 
Nachricht von den geschilderten Vorgängen den 
Vorschlag, die eintreffenden Mortlockeingeborenen 
bei sich aufnehmen und verpflegen zu wollen, 
wogegen diese später sich verpflichten sollten, einige 
Zeit ohne Bezahlung, nur um Kost und Wohnung, 
für sie zu arbeiten. Auch die protestantische 
Mission erklärte sich bereit, gegen 50 Leute bei 
sich aufnehmen und verpflegen zu wollen. Ich 
denke von diesem Anerbieten Gebrauch zu machen, 
da hierdurch der Regierung große Kosten für die 
Ernährung und die Unterkunft der Lenute erspart 
werden. Eine generelle Regelung der Dauer der 
unentgeltlichen Arbeitszeit läßt sich vorderhand
	        
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