Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Von den auf der Erde rankenden genießbaren 
Gewächsen ist noch eine Art wilder Gurke zu 
erwähnen. Der Bur nennt sie Kummer, der 
Hottentott Noa, der Herero Antiase. Ich habe 
sie, soweit ich im Lande herumgekommen bin, 
überall gefunden. Diese kleinen Gurken erreichen 
die Länge eines Zeigefingers, werden etwa zwei 
Finger dick und sind mit weichen Stacheln bedeckt. 
Sie sind sehr saftig und geschält sehr erfrischend, 
haben auch nicht den faden Geschmack der Tschama. 
Wenn man sie unter Zusatz von Essig, Ol und 
Pfeffer in Scheiben schneidet, kann man sich aus 
ihnen einen schmackhaften Salat bereiten. Aber 
auch hier muß jede Frucht gekostet werden, ob sie 
nicht bitter ist, da von all den eben beschriebenen 
Melonen und Gurkenarten süße und bittere Exem- 
plare nebeneinander vorkommen. Meist sind sie im 
Sande gut, in Revieren und in lehmigem Boden 
bitter. Pferde und Ochsen fressen die Kummern 
sehr gern. Ich habe häufig beobachtet, daß be- 
sonders erstere sie den Tschamas vorziehen. 
An Bäumen und Sträuchern findet man zu- 
weilen ein Rankengewächs, dessen Blätter etwas 
an Wein erinnern, aber kleiner und tiefer ein- 
geschnitten sind. Es ist dies d Gauro des 
Hottentotten und Omakunqu des Herero. Die 
reifen Früchte dieser Pflanze sind etwa fingerlange 
rote dicke Gurken. Noch grün werden sie von 
den Eingeborenen gepflückt und in heißer Asche 
geröstet gegessen. 
Eine Reihe von Pflanzen erinnert ihrem Ge- 
schmack nach mehr oder weniger an Kartoffeln. 
Zunächst gehört hierher eine von den Buren 
Onki, von den Hottentotten n Ghaus, vom 
Herero Osen genannte Pflanze, die man aber 
nach ihrem Aussehen auch zu den Zwiebeln 
rechnen kann. Der Geschmack ähnelt jedoch dem 
der Kartoffel. Dieses Knollengewächs mit schmalen 
lanzettenförmigen Blättern wächst meist in Revieren 
oder auf rotem, selten und nur spärlich auf grauem 
und weißem Sand. Es wird in Asche geröstet 
und dann geschält genossen. Eingeborene kochen 
die Onkis auch gern in Wasser oder noch lieber 
in Milch zu einem guten und sehr nahrhaften 
Brei. 
Eine größere Art Onkis, auf Nama Sun 
Sun, in der Hererosprache Owiture genannt, 
wächst nur im Sande, besonders im Sandfeld, 
nicht aber in Revieren. Zubereitet und genossen 
wird sie wie die gewöhnlichen Onkis. 
Eine für Nichteingeborene sehr schwer zu fin- 
dende Feldfrucht ist die Ghabas, die bei den 
Hereros Owikandu heißt. Mir ist es noch nicht 
geglückt, selbständig eine zu finden, obwohl sie in 
hiesiger Gegend genügend vorkommt. Sie erscheint 
als eine Art Trüffel, in der Größe einer Kinder- 
faust, und kennzeichnet sich im Sande nur durch 
  
eine kleine Erhebung mit einigen Rissen. Blätter 
sind nicht vorhanden. Sie wird in heißer Asche 
geröstet und schmeckt ganz gut. 
Eine merkwürdige Kartoffel brachte mir ein 
Feldherero in der Gegend von Epata; leider 
hatte er das Kraut fortgeworfen. Er nannte sie 
Omongorua. Zunächst befindet sich unter der 
Erde eine runde Knolle mit einer dünnen Schale 
wie bei jungen Kartoffeln. An dieser Knolle 
hängen wieder vier etwa 8 cm lange Kartoffeln 
mit dünner brauner Schale an Wurzelfasern. In 
Asche gelegt, schmeckten sie wie geröstete Kartoffeln. 
Der Eingeborene sagte, daß diese Frucht im 
Sandfeld nur selten, dagegen weiter östlich im 
Buschmannlande oft vorkäme. 
Sehr häufig findet man die Sandnüsse, 
von den Hottentotten Ngnau, von den Herero 
Orabanui genannt. Sie wachsen an Ranken 
auf der Erde. Die trockenen Blätter und Ranken 
sehen rötlich wie Buchenblätter aus. Die Nüsse 
selbst liegen in einer harten Schale, die reif auf- 
springt. Die Kerne sind braun. Man legt die 
Nuß in glühende Asche und röstet sie. Dann wird 
die Schale zerschlagen und der Kern entweder so 
oder in Wasser gekocht gegessen. 
Auch die Kerne einer Schote, die an einem 
niedrigen Busch mit kleinen Blättern wächst, dienen 
als Feldkost. Sie wird von den Hereros Omu- 
tina katjibera genannt. Im Sandfeld habe 
ich in der Nähe von Sandpützen oft große Haufen 
ihrer Schalen getroffen — die Abfälle eines 
Hererodiners. Auch hier werden die Kerne ent- 
weder geröstet oder wie Mehlpapp mit Wasser 
oder Milch gekocht. 
Den Zucker ersetzen die von den Buren Co- 
rinden, auf Nama Ngaus und von den Hereros 
Omanbinjere genannten kleinen roten Beeren, 
die einen etwa mannshohen Busch mit kleinen 
schmalen Blättern bedecken. Ich habe ihn überall 
getroffen. Seine süßen Beeren sind bei den Ein- 
geborenen sehr beliebt. Sie werden frisch gegessen 
oder mit Milch getrunken. Noch grün werden sie 
auch zur Herstellung von Honig= oder Zuckerbier 
verwandt. Ein Gemisch von grünen Ngaus, Honig 
oder Zucker und warmem Wasser läßt man 24 
Stunden gären; gut gekühlt, ergibt es ein sehr 
erfrischendes und nicht ermüdendes Getränk. Die 
Hesfe wird immer wieder aufgehoben; man 
braucht dann die Corinden nicht mehr. 
Da im Sandfeld die Tschamas nur selten 
vorkommen — ich habe auf mehreren Ritten 
zwischen Ombakaha und Epata nicht eine gefunden 
— hat die Natur dort eine andere wasserhaltige 
Pflanze geschaffen, die Wasserwurzel, bei den 
Hottentotten Shubas, von den Hereros Omahue 
genaunt. Sie ist ohne ÜUbung nicht leicht zu 
finden, da sie häufig unter Büschen wächst. Die 
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