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Metern hergestellten Wasserstraße — bis auf zehn
oder zwölf Uferplätze dennoch insofern beein-
trächtigt, als ein Verkehr von der Fahrrinne
durch die sehr tiefen Sumpfwälder mit ihren
vielen kleinsten Wasseradern bis zum festen Lande
hin ohne kilometerlange Brücken oder Damm-
bauten gar nicht möglich ist. Das Quellgebiet des
wenig südlicher fließenden Longmapfok") weist
übrigens eine völlig gleiche, viele Kilometer aus-
gedehnte, lagunenähnliche Bildung auf, wie ich
sie sonst an keiner anderen Stelle des Schutz-
gebietes beobachtet habe. Als Fahrthindernisse
kommen hier selbst für sehr tiefgehende Barkassen
nur gestürzte Stämme, die überwuchernde Vege-
tation und die massenhaften, sehr stark gebauten
Reusenanlagen der Eingeborenen gelegentlich in
Frage. Die meisten dieser Hindernisse find jedoch
nunmehr von den niedergekämpften und dann zu
dieser Friedensarbeit herangezogenen Flußmaka,
unter monatelanger Mitwirkung der Maka-Expe-
dition, größtenteils aus dem Wege geräumt.
Der ursprüngliche Zustand dieser Flußstrecke wird
am besten durch die Tatsache illustriert, daß
seinerzeit die Njong-Expedition bei zwölf= bis
fünfzehnstündiger Arbeit mit genügendem Werk-
zeug, guten Kanus und ihrem vorzüglichen, im
Wasser sehr sicheren Personal, zur Zurücklegung
dieser nur etwa 120 km langen Flußstrecke acht
volle Tage gebrauchte; nur zweimal konnte in
dieser Zeit ein Landlager bezogen werden. Auf
ein weiteres Vordringen flußaufwärts vom oberen
Niong-Depot der Gesellschaft für Süd-Kamerun
wurde damals unter so erschwerenden Umständen
einstweilen verzichtet, zumal ein praktisches In-
teresse zunächst nicht vorlag. Die Wassermengen
genügen aber zweifellos noch eine ziemliche Strecke
flußaufwärts in die Quellflüßchen hinein, um den
Fahrzeugen ein Vorwärtskommen zu ermöglichen.
Auf der Gesamtstrecke von Mbingame bis an
das obere Ende der Schiffbarkeit sind die Fluß-
ufer gut bevölkert und bringen auch noch einige
Handelswerte hervor. Die Produkte der Ol-
palmen, die am Njong (im Gegensatz zum Süden
des Schutzgebietes) bis zu den Quellen in großen
Mengen vorkommen, finden allerdings wegen der
Schwierigkeit und Kostspieligkeit des Landtrans-
portes von der Jaundestraße zur Küste nur im
Binnenland Verwendung. Elefanten gibt es
dort oben wesentlich weniger, als am Unterlauf
des Flusses, jedoch weiter nach Osten immer mehr
Kickrien. Sesam, Erdnüsse, Baumwolle und die
ganz ausgezeichneten Reisanlagen der Nijong-
expeditionsstellen bieten nach Erleichterung des
Transports von Ulame zur Küste die Möglichkeit
*) „mapfok“ sind die ganz einförmigen Bäume mit
Mangrovenhabitus, die diese Sumpfwälder bilden.
einer sehr schnell erreichbaren Massenproduktion,
während jetzt nur das lokale Bedürfnis gedeckt
wird. Auch die mit Tabak (für Farbige) und
vor allem mit Kartoffeln gemachten vorzüglichen
Erfahrungen fordern zur Produktion im Großen
auf, wobei ich natürlich nur an eine Deckung
des westafrikanischen Küstenbedarfs, nicht etwa an
Export nach Europa denke.
Zur Frage der Schiffbarkeit der Nebenflüsse
des Njong nur wenige Worte! Das Mündungs-
stück habe ich schon früher an dieser Stelle ein-
gehend beschrieben.') Was das Kataraktengebiet
anlangt, so kommt dieses überhaupt nicht in Be-
tracht, weil hier auch die (recht unbedeutenden)
Zuflüsse den Charakter von Gebirgswassern tragen
und ihr Gefälle durchweg sehr erheblich ist. Die
Zuflüsse des schiffbaren Mittel= und Oberlaufes,
also der Strecke zwischen der Jaunde-Kribistraße
und dem oberen Niongdepot der Gesellschaft
Südkamerun, kann ich leider nur nach der Be-
obachtung ihres untersten Mündungsstücks und
nach einigen, infolge meiner Kenntnis der
Mpangwe-Dialekte allerdings ziemlich zuverlässigen
Erkundungen beurteilen. Es handelt sich übrigens
dabei meist nur um Wasserläufe von 10 bis 20 km
Länge und um die höchstens — aber wohl nur
in der Regenzeit nach vorhergegangener Fluß-
reinigung — 50 bis 80 km langen, dem Nijong-
Quellgebiet zuzuzählenden Longmapfok-Sümpfe.
Immerhin kämen diese, wenn auch lediglich für
Transportkanus und nach vorhergegangenem
Wegschaffen der massenhaft gefallenen Baum-
stämme benutzbaren Nebenstrecken für den Handel
Südkameruns bei dem dortigen teueren und un-
zuverlässigen Trägermaterial zweifelsohne in Frage.
Von West nach Ost gezählt handelt es sich hier
um die nachstehend aufgeführten Flüßchen:
Aus dem Norden:
Akone (10 bis 15 km schiffbar), Mopfu (etwa
15 km), Atua (etwa 15 km), Osopfa (etwa
5 km), Nduku (12 bis 15 km), Apamba
(15 bis 20 km), Emviala (etwa 10 km),
Mpfumu (35 bis 40 km), Long-ndjimbe (20
bis 25 km;
Auf dem Südufer:
Sso (10 bis 20 km), Ebom (6 km), Nsangela
(10 bis 15 km), Ngumbo (etwa 15 bis 20 km),
Agvungoo (etwa 20 km), Lala (10 bis 12 km),
Nü (10 bis 12km), Longmapfok (50 bis 80 km),
Ngoasso (15 bis 20 km), Apfom 5 bis 10 km).
Die Untersuchung auch der bedeutenderen
Wasserläufe dieser Liste, die auf Vollständigkeit
—
.
*) Siehe „Deutsches Kolonialblatt“ 1907, Nr. 13
615 ff.