Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Kaiserin Augustabucht) erreicht. Die durchmessene 
Entfernung beträgt etwa 51 km. Am gleichen 
Tage noch wurde in Buin gelandet, 
den Eingeborenen eine weitreichende Beruhigung 
eingetreten ist. 
Am 25. Juli landeten wir in der Landschaft 
Koriana am Flusse Taurawa, um die bis dort- 
hin geführte Straße zu besichtigen und weitere 
Aufnahmen durch den Geographen zu ermöglichen. 
Die Straße führt an der Ostküste 65 km weit 
entlang. Sie reicht vom Taurawa über Kieta 
bis Roroan. Es sind 148 größere und kleinere 
Brücken gebaut. Die Straßenbreite beträgt 8 m. 
Der Handel mit den englischen Salomonsinseln 
scheint sich ebenso wie der Küstenhandel im eigenen 
Gebiete zu beleben. 
Am 27. Juli besuchte ich noch mit Professor 
Sapper den südlichen Teil des die Insel Buka 
durchziehenden Gebirges von der Bukastraße aus. 
Dr. Sapper wird eingehenden Bericht über die 
Ergebnisse der Expedition erstatten, auch eine 
Karte nach seinen Aufnahmen entwerfen. 
Die durchwanderten Gebiete auf beiden In- 
seln weisen nur Eruptivgestein auf, wo nicht am 
Ufer korallinische Bildung ansteht. Ersteres ist 
vielfach bereits stark zersetzt und verwittert. Die 
Vulkane Balbi und Bagana sind in starker und 
stetiger Tätigkeit. 
Die Tierwelt der durchquerten Strecke von 
Bougainville ist, von Insekten und Käfern ab- 
gesehen, arm. Ratten und Opossum waren 
neben Wildschweinen die einzigen gesichteten 
Mammalien. 
Die Vogelwelt scheint weniger reichhaltig zu 
sein als im Kaiser Wilhelmsland und Neupom- 
mern. Tauben, Papageien, Nashornvögel und 
Buschhühner wurden zahlreich angetroffen. Die 
Ebene der Ostküste wies allenthalben gutes Nutz- 
holz auf. Der Aufstieg vollzog sich im Tale des 
Flusses Tubogasi. Bis zur Höhe von annähernd 
900 m wurde nur sekundärer Wuchs wahr- 
genommen. Von 900 bis zu 1500 m stand wohl 
ursprünglicher Wald an; er war aber nicht mächtig 
und mit Mosen und Flechten dicht behangen. 
Nutzholz oder Nutzgewächse außer Piper metysti- 
cum und Rotang in geringen Mengen konnten 
nicht wahrgenommen werden. Auch der West- 
abhang der Insel zeigte kein anderes Bild. Der 
Sumpfwald der Ebene bot die charakteristischen 
Formen; Hochholz fehlt, die Fächerpalme, Stech- 
palme u. a. sind vorherrschend; im Flutbereich 
der See traten zahlreiche Nibongbestände auf. 
Die Bevölkerung hört auf der Ostküste bei 
600 m auf. Auf dem Westabfall des durchwan- 
derten Gebirgteils fand sich das erste Dorf auf 
900 m Höhe. Während sich in den zum Osten und 
Süden abfallenden Zügen des Kronprinzen-Ge- 
  
birges eine zahlreiche Bevölkerung (die Stämme der 
Nasioi und Tere ausbreitet), ist der Westabhang 
offenbar spärlich bevölkert. Die Leute machen 
einen schwächlichen, armseligen Eindruck. Der 
stete Kriegszustand hat sie offenbar ebenso ver- 
kommen lassen, wie die Abgesperrtheit von der 
See und vom Verkehr. Kulturell, d. h. in der 
Bauart der Häuser, in der Fertigung der Waffen 
und Geräte, waren hervorstechende Unterschiede 
mit den Ufervölkern um Kieta oder der Kaiserin 
Augustabucht nicht wahrzunehmen. Sprachlich 
traten Unterschiede auf, die aber offenbar nur dialek- 
tisch sind. 
go feindlichen Zusammenstößen ist es nirgends 
gekommen.“ 
Die Expedition Sapper-Friedericl." ) 
Gierzu eine Kartenskizze.) 
Von Dr. Friederici ist bei der Landes- 
kundlichen Kommission ein weiterer Bericht 
(Namatanai, 6. August) eingelaufen, dem wir 
folgende Einzelheiten entnehmen: 
Von Käwieng aus bin ich die Nordostküste 
Neu-Mecklenburg entlang bis Saugui und von 
hier querdurch bis Lamusmus, von dort in 
2½ Tagen über Panemigo und Nemasalang an 
der Südwestküste bis Naijama und von da 
querdurch bis Böl marschiert. Nach einem kleinen 
Abstecher in Nordwestrichtung bis Fotmilak zog 
ich dann an der Küste bis Lemassong, wo Professor 
Sapper am Tage vorher eingetroffen war. In 
der Gegend L Konos habe 
ich das Glück gehabt, eine größere Anzahl äußerst 
wertvoller ethnographischer Gegenstände 
ganz billig zu erwerben. 
Während Professor Sapper auf dem „See- 
stern“ seine Bougainville-Fahrt antrat, habe ich 
im Boot die Gardner= und Fischer-Inseln 
aufgesucht. Drei Tage war ich auf Simberi, das 
ich (wohl als erster Weißer) durchquerte; zwei 
Tage auf Tatau, einen Tag auf Mopüe und zwei 
Tage auf Tabar. Nach weiteren zwei Tagen bin 
ich dann von Lemassong wieder in das Innere 
von Neu-Mecklenburg aufgebrochen und bei 
Katendan über das Gebirge gegangen. Es waren 
entsetzliche Märsche in einer wüsten Wildnis in 
ununterbrochenem Tropenregen. Dann zog ich 
auf höchst üblen wassertriefenden Pfaden an der 
Südwestküste hinunter und traf, das Gebirge auf 
dem Wege Labür—Bö wieder überschreitend, in 
Namatanai ein, das Professor Sapper auf dem 
„Seestern“ 18 Stunden früher verlassen hatte, da 
wegen Kohlenmangel der Dampfer nicht länger 
*) Vgl. „Deutsches Kol. Bl.“ 1908, Nr. 20, S. 1009 ff.
	        
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