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zuvor sein Nebenfluß, der Ngomo, überschritten
war. In zwölf Einbäumen ging die Übersetzung
des Stromes sehr schnell und glatt von statten.
In Kifumbiro wurde für einige Tage Stand-
lager bezogen, das durch die Verschiedenheit der
Arbeitsinteressen bedingt war.
Während Dr. Schubotz und Mildbread eine
an Resultaten reiche Erkundung des südlichen Buddu-
Waldes unternahmen, bezogen ich, Resident Haupt-
mann v. Stuemer, Dr. Raven und Leutnant
v. Wiese auf einige Tage ein Steppenlager in
Kitengule, um zoologisch zu sammeln. Dr. Cze-
kanowski hatte sich schon vorher abgezweigt,
um auf der Missionsstation Marienberg, die wir
schon von Bukoba aus besucht hatten, und Buia
ethnographisch tätig zu sein und eine große Zahl
anthropologischer Messungen fortzusetzen, die be-
reits in Voi, bei einem Besuch des Herrn Hubner,
bei dem Stamme der Wataita, ihren Ausgang
genommen hatten. Er sowohl wie Oberleutnant
Weiß und Dr. Kirschstein, welch letztere, durch
Instrumentenvergleiche und Zeitbestimmungen in
Bukoba aufgehalten, der großen Karawane auf
einem kürzeren Wege gefolgt waren, stießen in
Kifumbiro wieder zu uns.
Es erfolgte eine neue Teilung. Die Haupt-
karawane, Hauptmann v. Stuemer, Dr. v. Raven,
Dr. Czekanowski sowie Leutnant v. Wiese und
ich setzten am 25. über den Kagera, um seinem
Laufe auf dem Nordufer nach Westen zu folgen.
Oberleutnant Weiß und Dr. Kirschstein wurden
abermals detachiert, um die heißen Quellen
Mtagatas südlich des Kagera zu untersuchen und
dann weiter nach möglichst genauer Erforschung
Karagwes nach Rufuha am Nordwestknie des
Kagera zu marschieren, wo eine abermalige Ver-
einigung vorgesehen war.
Unser Marsch am Nordufer des Kagera setzte
sich zunächst über Missenje, die Residenz des
Sultans Ruhikika von Buddu, der uns mit
großem Pomp empfing, und bei dem kurze Rast
gemacht wurde, weiter bis Katojo fort, wo die
aus dem Buddu-Walde heimkehrende Karawane
Schubotz und Milbread zu unserer stieß.
Waren bis dahin die im Bukoba-Bezirke
typischen Bananenschamben vorherrschend gewesen,
so nahm hier die Gegend allmählich Steppen-
charakter an und begann wildreicher zu werden.
Das Katojo-Lager lag schon inmitten einer Steppe,
die fast ausschließlich Kandelaber-Euphorbien=
Bestände aufweist, eine Erscheinung, die ich in
so typischer Form bisher noch nicht gesehen hatte,
und die — zumal in dem Golde der unter-
gehenden Tropensonne — einen unendlich reiz-
vollen Anblick gewährte. Ein notwendig werden-
der Pürschgang lieferte einige Swala= und Ried-
böcke, sowie eine nicht zu bestimmende Art
Zwerg-Antilopen, während Elen, Zebra und
Gnu, die hier noch vorkommen sollen, nicht ge-
sichret wurden.
Der Weitermarsch erfolgte über Kiboruga —
Kenshambi in Ankole-Nyawatura nach Kesimbili,
wo die Grenzsteine des englischen Gebietes
berührt wurden, die im Jahre 1902 von der
deutsch-englischen Grenzkommission errichtet worden
waren. Dieser letzte Marsch gehört wohl zu den
interessantesten und landschaftlich schönsten dieses
Striches, da der zum Teil über hohe Felspartien
steil austeigende Pfad unmittelbar an den Schnellen
des wild dahinrauschenden Kagera entlang führt,
dessen Ufer, mit breitem Papyrusgürtel und Bo-
rassus= und Phönixpalmen umsäumt, jedes Malers
Auge begeistern könnte.
Die Temperatur war, der Höhenlage ent-
sprechend, in den frühen Morgen= und späten
Abendstunden sehr frisch. Das Thermometer
zeigte durchschnittlich vor Sonnenaufgang 8 Grad
Celsius, mittags 28 Grad Celsius und abends
um sieben Uhr 20 Grad Celsius. Diese nie-
drigen Temperaturen machten die Wanderungen
in den frühen Morgenstunden außerordentlich
angenehm und blieben auch auf die Leistungs-
fähigkeit der Träger nicht ohne Einfluß. Am
Abend war ein dicker europäischer Rock nicht zu
verachten.
Die Expedition ist insofern vom Glücke be-
günstigt gewesen, als fast mit dem Tage unserer
Ankunft in Bukoba die Regenzeit ihr Ende er-
reichte. Für alle Sammlungen ist dies ein
äußerst günstiger Faktor; zumal die zoologischen
Präparate konnten in tadellosem Zustande ver-
sandt werden.
Am 1. Juli erreichten wir den früheren, jetzt
verfallenen Posten Rufuha an der Ostgrenze von
Mpororo, hart nördlich der Kanyonga-Fähre,
an dem Nordwestknie des Kagera. Hauptmann
v. Grawert hatte, da dieser Strich schon zum
Usumbura-Bezirke gehört, den Leutnant Wintjens
zu unserer Unterstützung dorthin entsandt. Von
Hauptmann v. Stuemer hatten wir uns am 30.
in Kesimbili getrennt.
Die Ruhetage, die in Rufuha eingeschoben
wurden, dienten sowohl der Vervollständigung
und Bereicherung der verschiedentlichen Samm-
lungen, als auch deren Verpackung zum Versand;
und am 6. Juli konnte abermals eine größere
Kollektion ethnographischen, zoologischen, bota-
nischen und geologischen Inhalts mit Spezial-
Karawane nach Europa abgeschickt werden.
Wer die Hermannsche Karte von Usumbura
zur Hand nimmt, wird westlich des Kagera, von
dem Nordwestknie bei Mpororo bis südlich an
den Mohasi-See und von diesem wiederum süd-
östlich, zwischen dem Kagera und der Goetzenschen