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Nun möchte ich einmal auf die Verwaltung
als solche eingehen. Ich kann nur sagen, daß
ich einen ausgezeichneten guten Willen und bei
sehr vielen Herren ein sehr erhebliches Sachver-
ständnis gefunden habe. Aber die Art, wie der
Beamtenersatz bisher gewesen ist, hat dazu ge-
führt, daß nicht überall so vorgebildete Leute
hinkommen konnten, wie notwendig gewesen wäre
und wie diese selbst es gewünscht hätten.
Sie sehen, daß man im Hauptetat erhebliche
Summen für die Ausbildung anfordert. Aber
auch die Ausbildung im Schutzgebiete ist nicht
richtig.
M. H.! Im Wilhelmstaler Bezirk hat der
Bezirksamtmann in einem Jahre sehr oft ge-
wechselt (Zuruf: sechsmal). Ich gebe noch ein
paarmal zu! (Heiterkeit). Warum? Weil dieser
Bezirk ein harmloser Bezirk ist, weil man jemand
hinsetzen kann, von dem man noch nicht weiß,
was er macht. Dort muß er sich erst bewähren,
dann kommt er weiter. Im Innern des Landes
find zu wenig und an der Küste zuviel Beamte.
Da ist z. B. der Taborabezirk mit einer Million
Einwohner; dort sind zwei weiße Beamte, ein
Bezirksamtmann und ein Sekretär. (Zuruf:
Militärs!) — Ja, m. H., wenn Sie Militär
neben dem Bezirksamtmann mit Zivdilfunktionen
betrauen, dann kommen beide in Konflikt und
wenn da der Schwarze dazwischen steht, so führt
das zu nichts Gutem. — Diese beiden genannten
Beamten haben, wie gesagt, die Jurisdiktion
über eine Million Einwohner zu leiten, und zwar
nicht eine Jurisdiktion allein strafrechtlicher, son-
dern auch vielfach zivilprozessualer Natur. Es
find z. B. viele Wanjamwesi vorhanden, die schon
Eigentum haben; der Grenzstreitigkeiten sind un-
zählige. Viele Suaheli von der Küste treiben
Handel in Tabora, wo ungefähr 8 bis 9 Mil-
lionen Mark Handel ist. Dazu die Araber und
Inder. Das muß der Bezirksamtmann alles er-
ledigen. Dann muß er in diesem ganzen Bezirk
die Steuer überwachen, die Polizei ausüben; er
soll die Nachweisungen für die Etatsaufstellungen,
die Abrechnungen usw. machen, und wenn er
einmal von Zeit zu Zeit krank wird oder abgelöst
werden muß, dann sitzt sogar der Sekretär allein
da. Das ist ein ganz unhaltbarer Zustand.
Die schwache Besetzung hat dazu geführt, daß
das gesamte Rechnungs= und Kassenwesen, soweit
es überhaupt möglich war, an die Küste gedrängt
wurde, daß man an der Küste erst alles verbucht
hat. Dadurch sind natürlich mehr Leute nötig.
Diese sitzen auch alle lieber an der Küste als in
Tabora.
Was ich nun vorschlage und was sich im
nächsten Jahre im Etat vorfinden wird, ist fol-
gendes: Die jungen Beamten, die für Ostafrika
überhaupt nicht kennen lernt;
angenommen werden, sollen folgende Bildung
haben. Sie sollen in Berlin bzw. Hamburg an
der Akademie gründlich vorgebildet werden, und
dann sollen sie nicht nach Daressalam zur Ver-
wendung in der dortigen Zentrale kommen, denn
dann bekommen sie ganz falsche Begriffe, sondern.
sie sollen auf ein Bezirksamt geschickt werden zur
Unterstützung des Bezirksamtmanns und zu seiner
Entlastung und Vertretung; sie sollen zwei Jahre
als Adjunkt dort bleiben. Dadurch wird erzielt,
ohne daß die Stellvertretungskosten wesentlich er-
höht werden, daß der Amtmann in seinen Bezirk
wieder zurückkommen kann, wenn er inzwischen
einen Stellvertreter hat. Das ist jetzt nicht mög-
lich. Wenn Sie aus dem künstlichen Bau einen
Stein herausgenommen haben, müssen Sie in dem
ganzen Kasten Ostafrika alle anderen Steine
herumschieben. Kaum einer kann auf seinem
Platze bleiben; das kann bei den kurzen Dienst-
perioden, die höchstens zwei Jahre rechnen, zu
nichts Gutem führen.
Durch diese Maßnahme wird aber auch weiter
erzielt, daß dieser Mann, der zwei Jahre Adjunkt
gewesen ist und dann Urlaub bekommt, ein fix
und fertiger Bezirksamtmann ist, der genau weiß,
was er zu tun hat. Der junge Mann kann
einen eigenen Bezirk bekommen, der alte Bezirks-
amtmann kann seinen Bezirk wieder haben, mit
ihm verwachsen; es wird ihm wieder ein junger
Beamter zur Ausbildung und zur Stellvertretung
überwiesen. Genau wie ich es im Reichs-Kolonial-
amt halte, daß für ein Schutzgebiet nur jemand
Referent sein kann, der sein Schutzgebiet kennt.
Aber von allen Beamten in Daressalam ist über-
haupt kein einziger über den Küstengürtel weg-
gekommen. Der erste Referent war in Morogoro)
das ist das weiteste.
Diese außerordentlich geringe Besetzung der
inneren Posten an verantwortlichen Stellen führt
dazu, daß der Bezirksamtmann seinen Distrikt
denn er kann tat-
sächlich nicht vom Dienstort weg. Er ist direkt
angenagelt an seinen Schreibtisch. Da wird die
und die Nachweisung verlangt, dann eine Auf-
stellung der Strafen, dann ein Handelsberichk
usw. usw. Da entsteht ein kolossaler Termin-
kalender und der Bezirksamtmann kann nicht
weg. Wenn man fragt: sind Sie da und dort
gewesen, so muß er sagen: es tut mir leid, ich
möchte gerne hin, aber. hier werde ich verlangt.
Glauben Sie, daß ich eine zuverlässige Auskunft
über die Straße von Muansa nach Tabora oder
rückwärts habe erhalten können, von einem
Weißen oder von einem Schwarzen, der den Weg
ganz kannte?
Der Schwarze wußte Bescheid von einem Ort
zum nächsten, aber einen Weißen, der mir genau