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haber“ und nicht als. Unterdrücker müssen
wir uns vorstellen. Wir können nicht bei den
mühevollen Arbeiten unmittelbarer Bewirtschaftung
an seine Stelle treten, das Klima verbietet es
uns; was wir tun können und müssen, ist mit
ihm arbeiten, indem wir ihn führen und zur
Betätigung erziehen. Wir müssen im Austausch
der Körperkraft, der Handarbeit, die er uns ver-
schafft, ihm als Einlage in die Gesellschaft die
Geldmittel, das Wirtschaftsgerät und die neuzeit-
lichen Arten seiner Verwertung anbieten. Alles
drängt uns diese Genossenschaft auf, sowohl der
wirtschaftliche wie der politische Vorteil.
Herr Le Myre de Villers sagte in seinem
Berichte über den Haushalt der Kolonien von
1901: „Die Verteidigung der Kolonien ist viel
mehr eine Frage der Verwaltung und der Ein-
geborenenpolitik als eine militärische Frage."“
Mehr als je ist das wahr. Es ist tatsächlich
das von uns praktisch mit den Eingeborenen ge-
schlossene sittliche Bündnis, aus dem wir das
materielle Bündnis erwarten müssen, das auf
einer vollkommenen Interessengemeinschaft beruht.
Die Menschen aller Zeiten und aller Länder haben
nur das zu bewahren, was ihnen nützlich und
angenehm ist. Die Eingeborenen werden also
unsere Macht erst von dem Tage an achten und
demnach verteidigen, an dem ihnen durch eine
folgerichtige und menschliche Politik mehr Gerech-
tigkeit und mehr Wohlfahrt verschafft worden ist.
Alles gebietet uns sonach diese Eingeborenen-
politik: „sie ist zu gleicher Zeit eine Notwendig-
keit wie eine Pflicht.“" Und treffend sind die
Namen, mit denen man sie getauft hat: Ein-
geborenenpolitik, Schutzherrschaft, Rassen-
politik, Genossenschaftspolitik.
Dieses Verwaltungssystem hat übrigens seine
Probe in der Vergangenheit bei uns und bei
unseren Nachbarn abgelegt. Die erhaltenen Er-
gebnisse müssen eine Lehre für die Zukunft sein.
Wenn auch die Erfolge, welche die kolonialen
Versuche Englands gekrönt haben, zu einem
gewissen Teile auf die vorherrschende Lage im
Meere zurückzuführen sind, so ist doch ohne
Zweifel der größte Teil der Weisheit des ange-
wendeten Verfahrens zuzuschreiben.
In erster Linie ist es der private, verständige
und tätige Selbstantrieb, dem England sein
Kolonialreich verdankt. Vom Augenblick seiner
Ankunft auf der neuen Erde prüft der englische
Ansiedler sein Selbstvertrauen; er untersucht ein-
fach und praktisch die Sitten, Einrichtungen und
die Überlieferungen ihrer Bewohner. Als letzter
Ankömmling begreift er sofort, daß nicht die neuen
Zustände sich ihm anzupassen haben, sondern, daß
er im Gegenteil streben muß, sich ihnen zu nähern,
sich in gewisser Weise zu „assimilieren“. Er
denkt. gar nicht daran, von der Regierung seines
Landes zu fordern, daß diese seiner neuen Heimat
die Gesetze und Einrichtungen des Mutterlandes
aufdränge. Auf sich selber rechnet er und nicht
auf die allmächtige Verwaltung, über die der
Franzose sich lustig macht und ohne die er nicht
leben kann. Wiestellteres, nachdemergelandetist, an,
sich den Boden, aus dessen Bewirtschaftung er
Vorteil ziehen will, zu verschaffen? Das Ver-
fahren ist einfach und praktisch: er wendet sich
an den Eingeborenen und sichert ihm für das
überlassene Gebiet eine Jahreseinnahme zu oder
er zahlt auf einmal eine Geldsumme. Da es
ihm nicht möglich ist, alles allein zu machen,
zieht er den Eingeborenen in seine Unter-
nehmung, er leitet ihn in seinen Arbeiten und
sichert ihm einen Anteil am Gewinn.
Die „Action coloniale- hat neulich eine lehr-
reiche Übersicht veröffentlicht, deren Zahlen den
Beweis für den Geist der Billigkeit und des
wohlverstandenen Vorteils bilden, der das Zu-
sammenarbeiten des Eingeborenen mit dem eng-
lischen Ansiedler leitet.
Das Goldförderungsgewerbe Südafrikas
(Transvaal und Rhodesia) erzeugt jährlich 30 Milli-
onen Pfund Sterling, 750 000 000 Franken, die
in der Weltwirtschaft zu dem Satze von 75 v. H.
für die Arbeit und 25 v. H. für die Vergütung
und zur Tilgung des festgelegten Kapitals ver-
teilt werden.
Die 75 v. H., die für die Arbeit bestimmt
sind, zerlegen sich folgendermaßen:
28½ v. H. für die weißen Arbeiter (Ingenieure,
Kommis und Arbeiter);
25 v. H. für die farbigen Arbeiter;
10 v. H. für die örtlichen Sprengstoffabriken;
8 v. H. für Brennstoff, einschl. seiner Beförde-
rung und für Eisenbahnangestellte;
3½ v. H. für verschiedene Erzeugnisse: Cyanür,
Lichte, Verbrauchsgegenstände usw.
Jedes Jahr werden also Werte von 750 Mil-
lionen Franken in irgend einer Form in die ge-
werbliche Weltgemeinschaft eingeführt; davon
nimmt der Eingeborene 140 Millionen vorweg,
was ihm Wohlstand, selbst Reichtum und den
Ansporn zur Arbeit verleiht.
Das ist in die Praxis umgesetzte Genossen=
schaftspolitik. Nur zwanzig Jahre waren nötig,
um aus Südafrika eine neue Welt zu machen,
„die mehrere Milliarden Franken für Maschinen
und Waren an das alte Europa zahlt“. Wir
haben nur nötig, bei uns selbst Umschau zu halten,
um uns von der Wirksamkeit dieser Eingeborenen-
politik zu überzeugen. Haben wir ihr nicht unsere
Kolonisationserfolge in Algier und Tunis zu
danken? Beginnt nicht die Entwicklung Indo-
Chinas an dem Tage, wo aufgeklärte Geister,