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Palaver, seien sie nun persönlicher Art oder seien es
Stammesfehden, nicht nach Gunst oder irgend welchen
auderen Mücichten entschieden werden, sondern nur
h Recht: ind die Regierungsstationen. Es ist
echmecht as auch hier noch manchmal Versehen
vorkommen durch mangelhafte Kenntnis der Sprache
oder durch mangelhaftes Eingehen auf die Sitten und
Anschauungen der Eingeborenen; manche ganz richtige
Entscheidung mag auch die Eingeborenen bei ihren
Inschamungen seltsam anmuten; aber im allgemeinen
das Vertrauen der Eingeborenen zu den deutschen
lekalen doch groß und im Zunehmen begriffen
Das Gefühl der Sicherheit hat auch den fried-
lichen Verkehr der Stämme untereinander, ins-
besondere den Markt= und Handelsverkehr, gesteigert.
Der Eweer ist zwar Bauer, aber er versteht sich auch
sehr Zut auf den Handel und treibt ihe mit Vorliebe.
Dieser Neigung ist die Regierung entgegengekommen
durch Anlage von Wegen und Brücken.
ganze Land zieht sich ein Netz von Wegen, die meisten
größeren Orte kann man auf bequemer Straße
erreichen, so daß die Landschaften und Stämme ein-
ander viel näher gerückt sind als früher. Das be-
deutet auch für die so viel reisenden. Eingeborenen
eine große Erleichterung, die sic allerdings noch nicht
recht zu schätzen wissen, da sie nach wie vor in
schmalem Gänsemarsch gehen und ihnen die Aulage
urd Iustandhaltung der Wege ein nicht eben süßes
Stür # is
Vor allem hat sich die Negierung die Erziebung
der Eingeborenen zu freiwilliger eit an-
gelegen sein lassen und damit schon jent schone Erfolge
erreicht. Es ist eine bequeme und allgemach ab-
gestandene Redensart: „Der Neger ist faul“. Man
bedenke aber nur, wozu der Neger mehr arbeiten
sollte, als er zum Lebensunterhalte gebraucht. Es
war ja niemand da. der ihm seine Produkte abkaufte.
Was sollte ihn veranlassen, Palmkerne an die Küste
zu bringen, wenn er für seinen Unterhalt unterwegs
mehr ausgeben mußte, als der Wert seiner Last be-
trug? Seitdem eine Eisenbahn ghebaut ist und die in
ihrer Nähe wohnenden Eingeborenen eine Möglichkeit
sehen, ihre Produkte gegen entsprechenden Preis ab-
zusetzen, hat sich die Ausfuhr ganz bedentend gehoben.
Besonders Mais, neuerdings auch Bohnen und Erd-
nüsse werden von den Eingeborenen in ganz anderen
Mengen wie früher angebaut und an die Europäer
verkauft.
# San#
Die Regierung ist auch bemüht, den Eingeborenen
eine bessere und einträglichere Methode des Acker-
baus zu lehren. Sie em Zweck in Ver-
bindung mit dem Kolonialwirtschaftlichen Komitee in
Nuatjä eine Ackerbauschule gegründet, in der junge
Leute aus den verschiedensten Teilen des Landes in
der Landwirtschaft unterrichtet werden. Der Kursus
dauert drei Jahre: zwei Jahre arbeiten die Zöglinge
auf den Feldern der Schule, im dritten erhalten sie
ein eigenes Feld zu selbständiger Bebauung. Ins-
besondere werden sie auch in der Handhabung des
Pfluges unterwiesen. Nach rriche des Kursus
werden die Schüler, ein jeder mit landwirtschaftlichen
Geräten, auch mit Pflug und Ochsen versehen, wieder
in ihre Heimat geschickt, um das Gelernte, zugleich als
Beispiel für ihre Landsleute, praktisch zu verwerten.
Die Erträge ihrer Arbeit sind ihr volles Eigentum,
dagegen müssen sie sich in ihren Arbeiten den An-
weisungen ihrer Behörde fügen. Auch Handwerker
bildet die Regierung in ihren Werkstätten zu Lome aus.
So sucht die Regierung auf vielfache Weise das
Volk vorwärts zu bringen und zu größeren Leistungen
anzuspornen. Wenn die Regierung dabei natürlich
auch in erster Linie ihre eigenen Interessen im Auge
hat, so wird damit doch auch den Eingeborenen in
hohem Maße gedient. Das Volk merkt allmählich,
daß eine neue Zeit angebrochen ist, in die der alt-
gewohnte Schlendrian nicht mehr paßt; die Teate
zeigen immer mehr Lust, die Forderungen
dieser neuen Zeit zu erfüllen und von uns Euro-
päern-“ zu lernen.
das auch für die Missionsarbeit ein
groter Vorteil ist, liegt auf der Hand. Es ist
etwas anderes, unter einem aufwachenden, vorwärts-
strebenden Volke zu arbeiten, als unter einem stumpf
dahin lebenden. Wir können auch an unsere Ge-
meinden in bezug auf ihre zu erreichende finanzielle
Selbständigkeit größere Anforderungen stellen als
früher und werden damit bei ihnen auch immer mehr
Verständnis finden. Der neue Zug, der in das Volk
gekommen ist, hat ein starkes Verlangen nach Schul-
bildung hervorgerufen. Überall werden wir und
unsere Lehrer begehrt. Wenn wir auch nicht in erster
Linie um des Evangeliums willen gerufen werden, so
erhalten wir doch die Möglichkeit, alle diese Ort-
schaften, in die wir Lehrer schicken, regelmäßig mit
dem Evangelium bekannt zu machen.
Verkehrs-Nachrichten.
In Hoachanas (Deutsch-Südwestafrika), etwa 70 km südöstlich von Rehoboth, ist am
5. Januar 1908 eine Postanstalt eingerichtet worden, deren Tätigkeit sich auf die Annahme und
Ausgabe von gewöhnlichen und eingeschriebenen Briessendungen erstreckt.
Die Eröffnung der Postanstalt in Palau (Palau-Inseln) hat am 4. Oktober 1907
stattgefunden.