G 479 2
von einer außerordentlichen Armut. Die Butam,
die an der Küste nur wenig und tiefer in den
Bergen überhaupt noch nicht mit Europäern in
Berührung gekommen find, dürften zu den am
tiefsten stehenden Stämmen gehören, die es über-
haupt noch auf der Erde gibt; ihr genaueres
Studium wird demnach für die Wissenschaft wert-
volle Ergebnisse liefern. Wie weit die Butams
der süd-neumecklenburgischen Berge mit den Berg-
stämmen der Gazelle-Halbinsel, den Bainingern,
den Taulil und den Mitte der achtziger Jahre
des vorigen Jahrhunders ausgestorbenen Butams,
die in der Nähe des Varzin-Berges gesessen haben,
verwandt sind, bedarf noch näherer Untersuchung.
Wenn die genannten Bergstämme jemals zu-
sammengehangen haben, muß die Verbindung seit
undenklichen Zeiten unterbrochen sein, wie allein
aus der Verschiedenheit der Sprache und der Kunst
geschlossen werden kann. Während die Baininger
bis in die jüngste Zeit Sklaven der Uferbevölkerung
waren, besteht ein solches Verhältnis zwischen den
Butam und den Küstenstämmen nicht und hat
allem Anschein nach auch früher nicht bestanden.
Ein Zwergvolk, wie behauptet worden ist, sind die
Butam nicht, es wurden sogar auffallend große,
schlanke Leute unter ihnen gefunden.
4 In dem Dorfe Unfutt wurden bei der Feier
eines Papau genannten Geheimbundes interessante
photographische und phonographische Aufnahmen
gemacht. Um in das Bergdorf Kau zu gelangen,
mußten mehrere tiefe und reißende Bergströme
durchwatet werden. Bei dem größten, dem Danfu,
diente eine zwischen den beiden Ufern ausgespannte
starke Liane zum Festhalten und verhütete, daß
man von der Strömung mit fortgerissen wurde.
Das Tal dieses Flusses, der seine Wassermassen
zwischen tief eingeschnittenen Felsen und dunklen
Urwäldern in brausendem Laufe zum Meere führt,
ist von überwältigender Schönheit; der oft nur
handbreite Pfad quert zu wiederholten Malen
senkrechte Felswände. Das Dorf Kau war noch
niemals von einem Weißen betreten worden. Die
Männer gingen völlig nackt, die Frauen waren
nur mit einem Schurz bekleidet und stützten sich
auf lange Bergstöcke, um die auf dem Kopf ge-
tragenen Taro-Lasten die steilen Wege hinauf-
zubringen.
Dem weiteren Vordringen in das gänzlich
unbekannte Innere der Insel setzte die Ende De-
zember beginnende Regenzeit vorläufig ein Ziel,
weil dann ein Teil der Flüsse ungangbar wird.
Aus diesem Grunde mußte auch der Besuch eines
Inietfestes unterbleiben. Zu Ende des Jahres
mußte wegen schweren Nordweststurmes das Zelt-
lager vorübergehend niedergelegt werden. Die
Regenzeit wurde zur Aufzeichnung und Erlernung
der Sprache von Muliama, zu soziologischen und
anthropologischen Studien und zur Verwahrung
der Sammlungen benutzt, auch wurden regelmäßig
meteorologische Beobachtungen gemacht. Täglich
findet ärztliche Behandlung der Eingeborenen statt,
die jetzt schon von weit her kommen, um sich ihre
tiefen, entsetzlich vernachlässigten Wunden behan-
deln zu lassen. Der Gouverneur hat den Leiter
der Expedition aufgefordert, seine Aufmerksamkeit
auch der Erhaltung der Bevölkerung zuzuwenden
und ein Gutachten über die Ursachen des Volks-
rückganges abzugeben.
Mit der nächsten Schiffsgelegenheit soll die
Tanga-Gruppe (Caans-Inseln) besucht werden,
die geographisch noch nicht genau festgelegt ist.
Die Gruppe liegt etwa 45 Seemeilen nordwestlich
vom Hafen von Muliama und soll in vieler Hin-
sicht noch ursprünglicher sein als die Landschaft
Muliama, die mit ihr die Sprache gemein hat.
Der Verkehr zwischen den beiden Gebieten erfolgt
zur guten Jahreszeit in den „Mou“ genannten
Plankenbooten der Eingeborenen, die schwerem
Wetter allerdings nicht gewachsen und gewöhnlich
verloren sind, wenn sie von solchem überrascht
werden.
Kolonialwirtschaftliche Oitteilungen.
Eine ZKusstellung von Baumwoll-Erntebereltungs-
maschinen In Berlin.
Zur Einführung eines neuen Maschinen-
industriezweiges in Deutschland im Interesse des
lolonialen Baumwollbaues hat das Kolonial=
Wirtschaftliche Komitee mit Unterstützung des
Reichsamtes des Innern in der Maschinenhalle
des Instituts für Gärungsgewerbe in Berlin,
Seestr. 4a eine Ausstellung amerikanischer
undenglischer Baumwoll-Erntebereitungs-
maschinen veranstaltet, die noch bis 3. Juni
von vormittags 10 Uhr bis nachmittags 5 Uhr
bei freiem Eintritt geöffnet ist.
Zum ersten Male werden in Deutschland
Baumwoll-Entkörnungsmaschinen (Walzen= und
Sägensystem), Ballenpressen und Baumwoll-Sä-
maschinen im Betrieb vorgeführt. Die Rohbaum-
wolle stammt aus Togo und Deutsch-Ostafrika.
Die Vorführungen im Betrieb finden noch am
20. Mai, 27. Mai und 3. Juni vormittags von
10 bis 12 Uhr statt.
In den deutschen Kolonien sind bereits Baum-