Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Die Märkte, welche im Schirehochland ein- 
gerichtet wurden, werden immer mehr von den 
Eingeborenen besucht, wenn es auch Jahre ge- 
dauert hat, um die Eingeborenen daran zu ge- 
wöhnen, ihre Ware nicht an herumziehende 
Händler abzugeben, sondern sie nach einer 
Zentralstelle zu bringen. 
An Stelle des Warenverkehrs tritt in zu- 
nehmenden Maße der Geldverkehr. 
Der Bedarf an Arbeitern konnte mit Aus- 
nahme der Zeiten, in denen die Anwesenheit der 
Eingeborenen in ihren Dörfern zur Bearbeitung 
ihrer Kulturen nötig war, voll gedeckt werden. 
Auch beim Eisenbahnbau hat niemals Mangel 
an Arbeitern bestanden. Der Grund hierfür 
liegt hauptsächlich in der guten Behandlung, 
welche die Eisenbahnbau-Gesellschaft ihren Ar- 
beitern zuteil werden läßt, und in der Vorliebe 
der Eingeborenen für diese Art von Tätigkeit. 
Eine immer wachsende Zahl von Eingeborenen 
sucht Beschäftigung außerhalb der Grenzen des 
Protektorats, und zwar sowohl in Südnigerien 
in Transvaal, wie auch in den Zuckerpflanzungen 
des Sambesi, wo sie hohe Löhne erhalten und 
ihrer Heimat verhältnismäßig nahe sind. Viele 
dieser außerhalb des Landes beschäftigten Ein- 
geborenen senden in regelmäßigen Zeiträumen 
Geld in die Heimat. So kommt es, daß schon 
eine beträchtliche Zahl von Eingeborenen im 
Besitz einer verhältnismäßig großen Summe ist. 
Lucchscnirc kann man annehmen 20 bis 
Für den Unterricht der Eingeborenen hat die 
Regierung im Berichtsjahre keine Summen aus- 
geworfen. Dieser ist ganz den Missionen über- 
lassen, welche in 708 Eingeborenenschulen rund 
58 000 Schüler unterrichten. Im allgemeinen 
haben sich die Missionsschulen sehr gut bewährt. 
Die Bildung der Eingeborenen macht ständige 
Fortschritte, was sich besonders darin zeigt, daß 
die Zahl der von Eingeborenen geschriebenen 
Briefe von Jahr zu Jahr waͤchst. 
Die Prügelstrafe ist vollständig verboten 
worden. Ob diese Maßregel nicht etwas ver- 
früht eingeführt wurde, bleibt abzuwarten. 
7. Offentliche Arbeiten. 
Mit dem Straßenbau wurde eifrig fort- 
gefahren. Neu gebaut, bezw. wiederhergestellt 
wurden die Straßen: Zomba-Blantyre, Blantyre= 
Chola, Zomba-Livonde, Livonde-Mwera, Livonde- 
Necheu, Dova-Mzimba. Es wurde eine Reihe 
von Motorwagen in das Protektorat eingeführt, 
so daß sich schon eine Gesellschaft, die „Motor 
nion of Nyassaland“, bilden konnte, welche 
den Zweck hat, die Einfuhr von Petroleum- 
maschinen usw. für ihre Mitglieder zu besorgen. 
  
Für Regierungszwecke wurde ein Motortransport- 
wagen eingeführt. 
Sämtliche Regierungsgebäude in Zomba sind 
mit elektrischem Licht versehen. Die Kraftquelle 
stellt der Mlungufi-Fluß dar. 
8. Militärwesen. 
Die Zahl der in der Kolonie unterhaltenen 
Truppen ist reduziert worden. Um einen Ersatz 
hierfür zu schaffen, wurde aus altgedienten 
Soldaten eine Reserve gebildet. 
9. Verschiedenes. 
Dank der Jagdgesetzgebung des Protektorats 
nimmt das Wild in demselben zu. So hat z. B. 
die Zahl der Elefanten offenkundig eine Ver- 
mehrung erfahren, ebenso die Zahl der Büffel, 
welche beinahe schon ausgestorben zu sein schienen. 
Der in früheren Jahren schon erwähnte Versuch, 
Regenbogenforellen in den Gebirgsströmen des 
Nyassalandes heimisch zu machen, hat einen Er- 
folg gezeitigt. 
* Mauritius im Jahre 1906.) 
1. Finanzen. 
Die Einnahmen der Kolonie beliefen sich im 
Jahre 1905/06 (einschließlich einer außerordent- 
lichen Einnahme von 881 961,58 Rs. aus der 
Anleihe von 1904) auf 11 169 783,21 Rs. Die 
Zunahme von 770 228,30 Rs. gegen das Vor- 
jahr resultiert ausschließlich aus der außerordent- 
lichen Einnahme. Die wichtigsten Einnahme- 
quellen find die Zölle (3 486 682,04 Rs.), Lizen- 
zen usw. (2 530 444,46 Rs.) und Einnahmen 
aus den Eisenbahnen (2 437 510,65 Rs.). 
Die Ausgaben betrugen 9 915 868,52 Rs. 
gegen 10 563 521,43 Rs. im Vorjahre. Von 
diesen entfielen auf die Kapitel: „Eisenbahnen“ 
1741 273,00 Rs. und „Verzinsung usw. der 
öffentlichen Schuld“ 1 264 583,79 Rs. 
Während der letzten fünf Jahre war das 
Verhältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben 
folgendes: 
Einnahmen Ausgaben 
Rs. Rs. Rs. 
1901/02: 9 140 754 9 043 066 + 1 834 669 
1902/03: 9221 600 9 575 182 J 1 263 430 
1903/04: 9 473 112 10 664 115 TK 82247 
1904/05: 10 399 554 10 563 521 — 81 729 
1905/06: 11 169 783 9 915 868 + 1 172 195 
Die öffentliche Schuld der Kolonie belief sich 
auf 1 319 090 L; sie ist mit 3½ und 4 v. H. 
zu verzinsen, eine Restschuld aus dem Jahre 1864 
*) Nach Colonial Report Nr. 547. Cd. 3729—11.
	        
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