Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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kannter Routen, den Jaundebezirk bis annähernd 
zur Mbam--Mündung in den Sanaga zu passieren. 
Dann sollte Mbam-aufwärts bis etwa in die 
Breite von Duala bzw. Dibamba, der Lauf 
dieses Flusses zusammenhängend festgelegt, von 
da sollten etwa zwei bis drei Tagemärsche nörd— 
lich des Sanaga, ebensoweit südlich der Schimmel— 
pfennigschen Route westwärts die Quellflüsse des 
Dibamba, Ekem bzw. Ebo, erreicht und unter 
Aufklärung dieses noch unbekannten Flußsystems 
sollte dann irgendwo an der Verbindung Edea— 
Duala Anschluß an meine Aufnahmen von 1896 
gefunden werden. 
Von meinen Routenaufnahmen 1895 (Edea— 
Jaunde) und 1898 (Njong—Jaunde) möglichst 
genau ausgehend, ließ ich deshalb den bekannten 
Weg Jaunde—Ngila (-Ndumba) östlich liegen und 
suchte, da das Bezirksamt Jaunde mir einen 
Führer nicht hatte stellen können, auf den vielen 
Wegen des auch nach der Sanagaseite dicht be- 
völkerten Jaundebezirks — mittels Kompaß und 
allabendlicher Konstruktion der zurückgelegten 
Tagesstrecke — mich zur Mbam-Mündung durch- 
zufinden. Die Orientierung in der angegebenen 
Richtung war recht erschwert, da Karten nicht 
vorhanden waren und ich auch aus den Dörfern 
der bis zum Sanaga ausschließlich sitzenden Etun- 
stämme Führer über mehr als wenige Marsch- 
stunden nach der Sprachgrenze Mpangwe—Bati 
hin ohne Zwang nicht erhalten konnte. Irgend 
welche Reibungen mit den Eingeborenen innerhalb 
des Jaundebezirks sollten aber unter allen Um- 
ständen vermieden werden. 
Durch die Jaundestämme Wogada und Woge- 
bedsi, dann die Etunstämme (früher füälschlich 
Tone) Jedjoala, Woge-manda, Woge-nwonne, Woge- 
nonkoa, Woge-nog, Woge-naminie, Endu, Woge- 
kani, Woge-Belo und Bejembaa erreichte ich am 
18. Januar in kleinen Tagemärschen die 
Mpangwe—Bati-Sprachgrenze an dem Sanaga- 
Nebenflüßchen Lekie, einige Marschstunden ober- 
halb von dessen Mündung. 
Dieser Marsch führte zunächst durch recht 
bergige Jaundedistrikte nach Westen und bog dann 
nordnordwestlich in das sehr große Etungebiet ab, 
in dessen waldigen, vielfach felsigen südlichen Teil 
sich die recht ausgeprägte Wasserscheide Sanaga— 
Njong aus den Ostbakokogebirgen fast rein östlich 
vorschiebt. Nördlich dieser — durchschnittlich 
800 m (relativ) hohen — Bergzüge wird das 
Etungebiet flacher und zeigt in recht ausgedehnten 
Strecken die Nähe des eigentlichen Graslandes im 
Norden an. Nahe dem Sanaga treten wieder 
einzelne nach Osten ansteigende Wellen auf. Am 
Flusse, wenigstens an dessen südlichem Ufer, ist 
übrigens das Waldland auf der gesamten be- 
rührten Strecke wieder vorherrschend. 
  
Die Etunstämme stellen hier einen den Jaunde 
sehr nahe verwandten Mpangwekeil dar, der sich 
in Breite von mehreren Tagemärschen, offenbar 
aus Süden zwischen Bakoko westlich und den 
Batistämmen östlich, teilweise selbst über den 
Sanaga in das Bafiagebiet hinein vorgeschoben 
hat. Ich glaube, daß die Tendenz eines weiteren 
Vordringens nach Norden, etwa zwischen Nordost- 
bakoko und Bafia, ebenso wie entlang dem Sanaga, 
bei diesen Stämmen noch immer besteht, da junge 
nach Selbständigkeit trachtende sogenannte Häupt- 
linge anscheinend noch jetzt mit Vorliebe den 
Sanaga nordwärts überschreiten. 
Das Etunland ist übrigens in seinen gras- 
und waldbewachsenen Strecken recht gut angebaut. 
Es unterscheidet sich in der Art und Weise der 
Feldbestellung, der Dorfanlagen usw. nur inso- 
fern von den Jaunde-, Bane= und Buleland- 
schaften, als seine nördlicheren Teile gewisse Über- 
gänge zu den eigentlichen Grasländern erkennen 
lassen. Infolge der dichten Bevölkerung wurden 
wenig Wild und gar keine Elefanten beobachtet. 
Auch Kautschukgewächse sind in den bewaldeten 
Teilen nur noch ganz vereinzelt nachzuweisen. Ich 
muß schließlich bemerken, daß ich auf Grund des 
Verständnisses der Landessprache ein allzu großes 
Vertrauen in die absolute Unterwerfung dieser 
Stämme nicht habe gewinnen können. 
Am 18. Januar 1907 betrat die Expedition 
nach Überschreitung der Mpangwe—Batisprach- 
grenze mit verstärkten Vorsichtsmaßregeln das Ge- 
biet des noch südlich des Sanaga belegenen 
Batistammes Mengissa. Sämtliche Etunchefs be- 
haupteten, in Mengissa würde die Expedition 
voraussichtlich angegriffen werden, obwohl dort 
von Jaunde aus erst vor kurzer Zeit Krieg ge- 
führt worden war. Die Bewohner der westlicheren 
Mengissa-Landschaften in der Gegend der Fähre 
nach Jambassa waren nun zwar sehr schen, aber 
bis zu einem gewissen Grade entgegenkommend; 
der größere mittlere Teil, vor allem um die 
Elukafähre herum, zeigte sich direkt aufsässig. Nur 
infolge beschleunigten Durchmarsches wurden offene 
Feindseligkeiten vermieden. An der östlichen 
Mengissagrenze bei der AlauçBingaba-fähre war 
die Aufnahme wieder etwas besser. 
Das Mengissaland ist vorherrschend waldbe- 
standen; ich lasse dahingestellt, ob diese Wälder 
nur als stark verbreiterte Gallerie-Einfassung des 
Sanaga oder als eine Begleiterscheinung der im 
östlicheren Teile Mengissas und in Bingaba — 
von Süd nach Nord — den Fluß erreichenden, 
vorerwähnten Bergzüge aufzufassen sind. Es 
handelt sich übrigens nicht um den reinen 
Urwaldtyp, vielmehr sind die Durchschnittsbaum- 
höhen geringer, das Unterholz ist sehr viel dichter; 
auch kommen häufig eingesprengte Graslichtungen
	        
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