Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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lich verbinden. Auch die sonst häufig benutzte 
differente Färbung des Wassers versagte hier 
vollständig. Das Terrain nach Ost und Nordost 
erschien, soweit es übersehen werden konnte, 
ebenso wie das des westlichen Mbamufers fast 
völlig flach, obwohl das Flußbett und die Zu- 
flüßchen meist ziemlich eingeschnitten waren. 
Der NNschim, der bei einer Breite von 40 
bis 80 m überall über 2 m tief ist, und auf der 
passierten Strecke nur nahe seinem Zusammenfluß 
mit dem Mbam einige kleine Schnellen zeigte, 
konnte wegen seiner vielen und großen Alligatoren 
mangels eines Faltbootes von dem ganz un- 
bewohnten Südufer aus auch an offenbaren Fähr- 
stellen nicht überschritten werden. Auch aus dem 
Grunde nicht, weil die Einwohner der Jangafu- 
dörfer an seinem anderen Ufer beim Herannahen 
der Expedition sämtlich die Flucht ergriffen und 
sich schwimmfähige Hölzer zum Floßbau in diesen 
Graslandgalleriewäldern nicht in genügender 
Stärke vorfanden. Da nun auch die Jagd- 
möglichkeit nachließ und bereits zu den — eigent- 
lich für eventuelle Dysenteriekranke mitgeführten 
— geringen Reisbeständen gegriffen werden mußte, 
da außerdem auch die Bakorre= und Bonsoträger 
in immer größerer Menge zu desertieren be- 
gannen, durchschwamm ich schließlich trotzdem mit 
einigen beherzten alten Soldaten den Fluß und 
hatte die Genugtuung, auf dem anderen Ufer 
bald ein kleines Kanu aufzufinden. 
Am 25. Januar setzte die Expedition über. 
Nach einigen erheblichen Umwegen (mangels jeder 
Führung aus den vielen verlassenen Jangafu- 
dörfern) wurden endlich bei dem Jangafuchef 
Esimbi-sono (früher Ngundu), von dessen Stamm 
einige in Jaunde bekannte Leute die Expedition 
erwarteten, genügende Verpflegungsmittel sowie 
Hilfsträger und Führer bis Magom (Neu-Watare) 
beschafft. In Magom (Neu-Watare), dem Haupt- 
wutedorf dieser Gegenden, kamen wir nach Über- 
windung einer von Esimbi-sono nach Nordost 
ansteigenden Wasserscheide, jenseits deren bei der 
Ansiedlung des früheren Soldaten Akuno (Bati- 
stamm Ngore) die Wutesprachgrenze überschritten 
wird, am 27. Januar 1907 an. Abgesehen von 
der genannten, hier etwa 100 m (rel.) hohen 
Hügelkette ist das nach beiden Flußniederungen 
hin sichtbare Gebiet weithin flach; Gras= und 
Waldbedeckung halten sich etwa die Wage. Während 
die Distrikte der Batistämme Jangafu und Ngore 
reich an kleinen Ansiedlungen sind, wohnen im 
Wutelande die Einwohner in größeren Nieder- 
lassungen zusammen. Im Nordwesten, jenseits 
des Ngore, an dem — wohl einen Tagemarsch 
oberhalb des Expeditionsüberganges = die frühere 
(Dominiksche) Niederlassung des alten Chefs 
Magom auf den Karten ersichtlich ist, scheint das 
  
Gelände dem Mbam entlang merklich gebirgiger 
zu werden. Bei Magom erreichte die Expedition 
den großen, auf Veranlassung von Jaunde ge- 
bauten Weg, der von Ndumba (dem alten Ngila) 
über Burong, Magom (Neu-Watare) nach Ngute 
das Wuteland durchzieht und von dort wohl nach 
Jabassi weiterzuführen sein wird. 
Die Anwerbeversuche in Magom blieben gänz- 
lich erfolglos, wenn auch die Aufnahme sonst 
einigermaßen entgegenkommend war. Trotz Ab- 
ratens des alten Chefs wollte ich das vorliegende, 
etwa vier Tage breite, dicht bevölkerte Bafialand 
friedlich zu passieren suchen; ich glaubte dann in 
der Lage zu sein, mit den vorhandenen Munitions- 
vorräten einen Durchmarsch durch das nördlichste 
Bakoko bis in die Einflußsphäre von Edea nötigen- 
falls erzwingen zu können. 
In Erinnerung an die dauernden Gefechte 
der Expedition Schimmelpfennig, der Expeditionen 
Morgen, Ramsay und v. Stetten, auch auf Grund 
meiner eigenen Beobachtungen von der Mpim- 
station (1896) aus, mußte ich fast zweifellos auf 
Feindseligkeiten der sehr zahlreichen Bakoko des 
Nordostens und Nordens rechnen. Ihre mir von 
1895 her bekannte Kampfweise erforderte bei 
dem geringen und nur teilweise zuverlässigen 
Expeditionspersonal äußerste Vorsicht. 
Am 29. Januar wurde an der Fähre von 
Magom zum neueren Wutedorf Kadji, zwischen 
einer kleineren Schnelle und dem weit nach 
Norden sich erstreckenden, hohen Kataraktgebiet 
Garima, der hier 200 bis 250 m breite Mbam 
überschritten und der am Westufer nur wenige 
Kilometer breite Wutestreifen erreicht, der sich bis 
Ngute, nach Norden zwischen den Fluß und die 
Bafiastämme eingeschoben hat. In Gemina 
konnte Anschluß an die einzige bekannte Route 
dieser Gegend, an den Weg von v. Carnap (Ba- 
linga Ngute 1897) genommen werden. Die hier 
passierten Wutedörfer sind von dem alten Magom, 
dem Bruder Ngutes, Ngilas und des ver- 
storbenen Watare abhängig. Es wäre hier nach- 
zuholen, daß der Mbam von Garima ab weiter 
aufwärts allen Erkundungen nach ein weithin 
sich fortsetzendes Katarakt-- und Fallgebiet aufweist. 
Über Exportartikel aus dem Expeditions- 
abschnitt Sanaga-Ndschim-Mbam fasse ich hier 
zusammen, daß Kautschuk nur in geringer Menge 
vorzukommen scheint, die Elefanten besonders 
nahe dem Ndschim aber noch recht häufig sind. 
Olpalmen wurden auf dieser Flußseite wenig 
vorgefunden, ebenso nur ganz vereinzelt (offenbar 
angepflanzte) Baumwolle und die bekannten 
Graslandfarbstoffe Indigo und Curcuma. Kopal 
und verwendbare Hölzer wurden selten beobachtet. 
Die Beschaffenheit der Eingeborenen-Pflanzungen 
in den besseren Lagen läßt jedoch den Anbau
	        
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