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von Bergreis, Erdnüssen, Mais und minder—
wertigeren Tabaken recht aussichtsreich erscheinen.
Das Großvieh und die Pferde leiden hier überall
stark unter Tsetse. Frühere häufige Zuchtversuche
der Chefs waren offenbar meist nur auf be—
schränkte Zeit erfolgreich.
Über das ausgedehnte Bafiagebiet — seine
Abgrenzung nach Norden habe ich nicht feststellen
können — moöchte ich, da es von allen mir be-
kannten Kamerunlandschaften in vieler Beziehung
wesentlich abweicht, zunächst im allgemeinen
berichten.
Soweit bei den geringeren Fernblicken fest-
gestellt werden konnte, ist das Land der Bafia-
stämme, von denen von Nordost nach Südwest
Buriama, Ambassa, Jambassa, Babe-diiba, Bun-
gandu, Bomende und Babungo passiert wurden,
im Osten und Südosten flach; nach Westen, mehr
aber noch nach Norden steigt es zu recht be-
deutenden Berglandschaften an. Die vom
äußersten Nordostbakoko nach Bafia gesichteten
Berge haben trotz der erheblichen relativen
Höhenlage ihrer Umgegend sicher selbst noch
1000 m relative Höhe. Das Land ist fast durch-
weg Grasland; Galleriewälder an den sehr zahl-
reichen kleinen Wasserläufen sind vorhanden, aber
nicht sehr ausgeprägt. Dagegen finden sich auf
Anhöhen mit Ansiedlungen oder mit Spuren
von solchen aus früherer Zeit sehr auffällig, mit
weitläufigen lebenden Zäunen umgebene Haine.
Ob künstlicher oder natürlicher Ursprung an-
zunehmen ist, wage ich nicht zu entscheiden. Der
Lebome und die Bejawa an der Westgrenze,
beides reine starke Gebirgswässer, scheinen mit
ihren Zuflüßchen das gesamte hydrographische
System des Bafialandes darzustellen.
Bis auf den äußersten Süden und Südosten
ist das Land auperordentlich dicht bevölkert. Die
Bevölkerung weicht im Außeren, in Sprache,
Sitten, Bekleidung usw. ganz wesentlich von allen
mir bekannten Stämmen ab. Dem äußeren
Habitus nach erinnert sie etwas an Bamum und
ähnliche Stämme des Nordens, wohin vielleicht
auch das mir und meinen Leuten völlig un-
bekannte Idiom gehört. Auch die Haartrachten
erinnern an den Norden. Dörfer wurden über-
haupt nicht gesehen und sollen ebensowenig vor-
handen sein, wie größere Häuptlinge. Das Land
ist vielmehr dicht bedeckt mit kleinen und kleinsten
Gehöften, die offenbar nur eine einzelne Familie
beherbergen und von deren Farmen umgeben
sind. Diese Gehöfte scheinen einen gemeinschaft-
lichen Chef nur im Kriege anzuerkennen. Eigen-
tümlich waren die trotz des Reichtums an Bächen
bei jeder Niederlassung gegrabenen Wasserlöcher.
Sehr merkwürdig erschien der offenbar enorm
ausgeprägte Amulett-Aberglaube, den ich in so
prägnanter Form bei noch keinem der erst be-
rührten Volksstämme vorgefunden habe. Am
Körper, an jedem Gebäude, in jeder Niederlassung
an jedem Stück Vieh, jedem Fruchtspeicher, jedem
Wege, kurz überall waren massenhaft sog.
„Medizinen“ angebracht.
Die Bekleidung der männlichen Bevölkerung
— Weiber wurden bei der durchweg feindlichen
Haltung überhaupt nicht gesehen — bestand nur
aus einem mehr oder weniger künstlich verzierten
Penisfutteral aus Rinde oder Bast.
Zunr Bewaffnung dienen große Schilde, Pfeil,
Bogen (Gift an den Pfeilen wurde nicht beob—
achtet) und schlechte Wurfspeere; Feuersteingewehre
waren sehr wenig vorhanden. Dagegen zeigten
die Leute, wohl infolge ihrer Unbekanntschaft mit
der europäischen Waffe, viel persönlichen Mut,
der sie bei ihrer sehr großen Masse immerhin zu
beachtenswerten Gegnern macht.
Das Land ist reich an Mais und schönem
Kleinvieh. Das letztere, sowie ziemlich beträchtliche
Mengen Elfenbein und manchmal wohl auch
einzelne Sklaven werden von kleinen Haussatrupps
gegen europäische Erzeugnisse eingehandelt und
meist nach Joko, besonders aber in den Jaunde-
bezirk vertrieben. Kautschuk gibt es sicher nur
wenig, dagegen scheint viel Palmöl zum eigenen
Gebrauch produziert zu werden.
Am 30. Januar wurden von Kadji, am
2. Februar von dem Jadsudatl Bati-)dorf Edua
und am 4. Februar von dem einzigen einiger-
maßen entgegenkommenden Bafiastamme Jambassa
aus Vorstöße in ostwestlicher Richtung quer durch
das Bafialand versucht. Diese führten aber
sämtlich zu der Erkenntnis, daß die Nordost-
bakokogrenze, bei der ja die eigentlichen Schwierig-
keiten erst beginnen mußten, ohne mehrtägige
Schießereien, mit denen der Verzicht auf die
Fortsetzung der Itineraraufnahme und die Gefahr
einer Flucht unserer letzten Träger verbunden
gewesen wäre, unmöglich zu erreichen war.
Der nördliche Teil des Stammes Buriama
griff die Expedition etwa bei der Ansiedlung
Moko verschiedene Male recht heftig an. Die
Hauptstellung des Gegners, eine Gehöftreihe am
Oberlauf des Baches Owama, wurde gestürmt,
wobei etwa fünfzig Eingeborene fielen. Trotzdem
wurde aus den oben entwickelten Gründen von
einem Durchstoß nach Westen Abstand genommen.
Bei der Expedition war nicht ein einziger Ver-
wundeter zu verzeichnen.
Weiterhin hatte Südburiama mit dem kleinen
Unterstamm Ambassa eine dicht besetzte Hügel-
position ganz nahe der Stelle genommen, wo der
Weg von dem Jadsuddadorf Edua-nienga west-
nordwestlich nach Bafia hineinführt. Hier lag
die Sache insofern noch viel schwieriger, als in