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anderen tropischen Gewächsen, so daß unsere
Schutzgebiete, besonders Deutsch-Ostafrika, viel-
leicht auch Togo mit der Zeit als Malletrinden-
produzenten auftreten können.
Es ist ferner beabsichtigt, in unseren Schutz-
gebieten Anbauversuche mit dem im deutschen
Südseeschutzgebiete wachsenden Kamatschilbaum
(Pithecolobium dulce) und mit dem in Brasilien
vorkommenden Barbatimaobaum (Stryph-
nodendron Barbatimao) auszuführen. Die
Rinden dieser Bäume werden in ihren Ursprungs-
ländern als Gerbmaterialien geschätzt. Seitens
der Versuchsanstalt sind diese Rinden auf ihre
gerberische Verwendbarkeit geprüft worden; die
Ergebnisse waren als günstig zu bezeichnen. Der
Gerbstoffgehalt der von der Insel Saipan
stammenden Kamatschilrinde betrug etwa 29 v. H.
und der der Barbatimaorinde schwankte bei
einigen Mustern von 25 bis 30 v. H. Ausführ-
liche Berichte über diese Gerbstoffe sind 1905 in
der „Deutschen Gerberzeitung“ veröffentlicht
worden. Wenn auch diese Rinden der Mimosen-
rinde, Malletrinde und Mangrovenrinde in ihren
besseren Sorten im Gerbstoffgehalt nicht gleich
kommen, so sind sie doch als Gerbstoffe be-
achtenswert.
Von den sonstigen in der Lederindustrie ver-
wendeten tropischen Gerbstoffen kann Quebracho-
holz zur Anpflanzung in unseren Schutzgebieten
kaum in Frage kommen. Die Quebrachobäume,
die in Argentinien das schätzenswerte Quebracho-
holz liefern, sind sehr alte Bäume — meist wohl
mehrere hundert Jahre alt. Man wird aus nahe-
liegenden Gründen solchen Pflanzen den Vorzug
geben, die nach verhältnismäßig kurzer Zeit Er-
träge liefern, so daß infolgedessen das Quebracho-
holz in dieser Beziehung außer Betracht kommen
kann. Anders steht es mit den Pflanzen, die
uns die Myrobalanen und den Dividivi
liefern. Diese beiden Gerbstoffe werden in ganz
beträchtlichen Mengen von der Lederindustrie ver-
arbeitet. Die Myrobalanen sind die unreifen
Früchte eines in Indien wachsenden strauchartigen
Baumes (Terminalia Chebula Willd.), der von
der dortigen Forstverwaltung zum Zwecke der
Gewinnung dieser Früchte angepflanzt wird. Da
nach Engler (vgl. sein Werk „Die Pflanzenwelt
Ostafrikas und der Nachbarstaaten“, Teil C,
Seite 294) in Deutsch-Ostafrika verschiedene an-
dere Terminalia-Arten vorkommen, so ist anzu-
nehmen, daß auch T. Chebula daselbst fortkommt;
er spricht dies an anderer Stelle direkt mit den
Worten aus: „Wenn T. Chebula noch nicht in
Deutsch-Ostafrika angepflanzt wird, so dürfte sich
ihre Einführung wohl empfehlen, da sie sicher im
Küstenlande gut gedeihen würde und für lange
Zeit Nutzen brächte“ (obiges Werk, Teil B,
Seite 408). Die Myrobalanen dürften sich vor-
aussichtlich sowohl für Plantagen= als auch für
Eingeborenenkultur eignen. Der Dividivi besteht
aus den Früchten von Caesalpinia coriaria
Willd., die namentlich aus dem nördlichen Süd-
amerika und aus Zentralamerika zu uns eingeführt
werden. Von der Gewinnung dieser Früchte in
unseren Kolonien hat man bis jetzt noch nichts
gehört und doch kommt nach Engler der Dividivi-
baum in Deutsch-Ostafrika vor. Engler berichtet
hierüber wie folgt (obiges Werk, Teil B, S. 407):
„Auch Caesalpinia coriaria, welche Stuhlmann
bei Pangani sammelte, wird in Ostafrika nicht
zum Gerben verwendet und doch ist dieselbe
anderswo eine wichtige Gerbpflanze.“ Es käme
also zunächst darauf an, zu untersuchen, ob die
in Ostafrika wachsenden Bäume ebenso gerbstoff-
reiche Früchte liefern wie die anderen Ursprungs-
länder des Dividivi. Ist dies der Fall, so kann
man der Gewinnung bzw. der Anupflanzung dieses
Baumes näher treten. Ahnlich wie mit dem
Dividivibaum liegt es mit der Acacia Catechu,
deren Holz in Ostasien zur Herstellung des Catechu
(Extrakt für Gerberei= und Färbereizwecke) ver-
wendet wird, dagegen nicht in Ostafrika, obwohl
diese Baumart daselbst stellenweise ganze Wälder
bildet.
Die obigen Ausführungen zeigen, daß es in
unseren Schutzgebieten eine Anzahl von Pflanzen
gibt, deren gerbstoffführende Teile bei den gleichen
Pflanzen anderer Länder als Gerbstoffe sich bereits
bewährt haben, so daß es zunächst gar nicht erst
der Anlage von besonderen Anpflanzungen be-
dürfen würde. Außerdem gibt es andere, deren
Gerbstoffgehalt überhaupt noch nicht oder wenig-
stens nicht genügend bekannt ist. Über einige
der letzteren, die während der letzten Jahre an
die Versuchsanstalt zur Untersuchung gesandt
worden sind, möchte ich noch mehrere Mitteilungen
anschließen. Die Elandswurzeln (Elephantor-
rhiza Burchellii) wurden mehrmals untersucht,
wobei sich Gerbstoffgehalte von 18 bis 26 v. H.
ergaben. Die niedrigeren Gerbstoffgehalte mußten
darauf zurückgeführt werden, daß die Wurzeln
vor dem Versand nicht genügend getrocknet
worden waren und der Gerbstoff durch Zersetzung
eine Verminderung erfahren hatte. Man wird
demnach mit dem höheren Gerbstoffgehalt rechnen
können; doch glaube ich nicht, daß dieses Material,
das in Deutsch-Südwestafrika in größeren Mengen
vorkommt, Aussicht hat, eine umfangreiche Ver-
wendung in der Lederindustrie zu finden. Was
die Kostenfrage anlangt, die natürlich in aller-
erster Linie von Bedeutung ist, so ist diese von
verschiedenen Seiten nicht gleich beantwortet
worden. Manche führen an, daß dieses Material
mühelos in großen Mengen gewonnen werden