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Beschäftigung. Im ganzen werden etwa 36000000
Strähnen (skeins)") Garn und 8 561 000 m
Stoffe im Gewichte von 941 787 kg produziert.
Drei Viertel der Industrie befindet sich im Piräus.
Die Maschinen sind englischer Herkunft.
Die Fabriken fabrizieren weißes Bettzeug und
ordinäre Baumwollzeuge, dann buntgestreifte und
Ginghams, Baumwollhosenstoffe sowie karierte
und gestreifte Kattune.
Die rohen Baumwollenzeuge usw., die von
den Landleuten getragen werden, liefern die in-
ländischen Fabriken billiger als es das Ausland
vermag, zumal Zolltarife speziell zu dem Zwecke
eingeführt worden sind, um diese Industrie zu
schützen. Die Gebirgsregimenter der griechischen
Armee und das Volk in den entlegeneren Gegen-
den des Landes tragen noch heute die alten grie-
chischen Trachten, von denen man sich aber immer
mehr abwendet, und der größte Teil der Bevöl-
kerung trägt gewöhnlich europäische Kleidung.
Die bedeutendste Gesellschaft in der griechischen
Baumwollindustrie ist die von Gebrüder Retzina
im Piräus, die drei Fabriken besitzt, von denen
die eine nur Garn herstellt, die zweite ausschließ-
lich „American cloth“ fabriziert und die dritte
wiederum nur farbige Waren aller Art produziert.
Diese drei Fabriken beschäftigen 30 000 Spindeln
und 400 Webstühle.
Vor fünf Jahren befand sich die griechische
Textilindustrie in einer recht günstigen Lage und
exportierte nach Kreta, nach der Türkei und an-
deren Nachbarländern. Damals kamen 8,35 bis
8,50 Papier-Drachmen auf einen amerikanischen
Dollar, aber jetzt gehen nur 5,45 Drachmen auf
einen solchen. Die griechischen Fabriken, die ihren
Export in Gold bezahlt erhielten und im Inlande
dann das Gold gegen Papier-Drachmen einwech-
selten, erzielten dadurch außerordentliche Gewinne.
Durch den jetzigen Stand des Agio sind für
die griechischen Fabrikanten die auswärtigen Märkte
in Wegfall gekommen. Nur der Zolltarif kann
jetzt noch ihren ordinären Baumwollzeugen den
Absatz im Lande sichern. Die Industrie, die viel
Hindernisse zu bestehen gehabt hat, befindet sich
heute in einer noch ziemlich günstigen Lage.
Handwebstühle gibt es im Lande nur wenige, auf
denen meist Segeltuch und ordinäres Baumwollen-
zeug für Kleidungsstücke hergestellt werden.
Der gesamte Baumwollverbrauch der griechi-
schen Fabriken wird sich auf nur 20 000 Ballen
stellen, die Hälfte hiervon ist ausländisches, die
andere Hälfte einheimisches Produkt. Über die
Baumwollernte Griechenlands sind Angaben nicht
vorhanden, der größte Baumwollhändler im Pi-
räus schätzt die Durchschnittsernte auf 2 Millionen
*) 1 skein = 102,73 m.
Oka.)) Baumwolle wird hauptsächlich in der
Umgegend von Livadia in Böotien angebaut.
Die ganze Ernte geht mit Ausnahme einer
geringen Menge, die von Handarbeitern verwendet
wird, in die dortigen Baumwollfabriken. Man
gibt in diesen Fabriken den amerikanischen Ent-
kernungsmaschinen vor den englischen den Vorzug.
Baumwollspinnerei und Baumwollbedark in Oexiko.
Nach einem Bericht des amerikanischen Gene-
ralkonsuls in Mexiko ist in dieser Republik die
Baumwoll-Spinnerei und --Weberei zu einer der
fortgeschrittensten und ertragreichsten Industrien
geworden. Im ersten Halbjahr 1908 sollen nach
dem Voranschlag die Baumwollfabriken eine
Steuer von 1 280 608 mexikan. Pesos (2 561 216
Mark) aufbringen. Die Baumwollernte 1907 im
Lagunendistrikt hat nur etwa 50 v. H. der vor-
jährigen Höhe erreicht und die Gesamternte
Mexikos wird nicht ausreichen, den Baumwoll=
bedarf der Spinnereien im Jahre 1908 bis zum
Einbringen der neuen Baumwolle zu decken.
Man wird wahrscheinlich bis zum 1. September
1908 noch 25 000 bis 30 000 Ballen aus-
ländischen Rohstoff hinzukaufen müssen. Der
Verbrauch wird voraussichtlich etwas geringer sein
als in der vorigen Saison; der Rückgang erklärt
sich einmal durch die Verkürzung der Arbeitszeit
in diesem Jahr infolge ungünstiger Arbeiter-
verhältnisse und zweitens durch die vermehrte
Herstellung feinerer Garne, die den Rohstoff-
verbrauch einer Spindel herabdrückt. Im Jahre
1906/07 verarbeiteten diemexikanischen Spinnereien
rund 155 000 Ballen Baumwolle von je 500
Pfund. Die Ernte belief sich im Vorjahr auf
170 000 Ballen, wovon 50 000 nach Europa
ausgeführt wurden.
(Nach Monthly Bulletin of the International Bureau
of the American Republics.)
Kaffeekultur in Mittelamerikha.
Die Erzeugung von Kaffee wird in den mittel-
amerikanischen Staaten im Erntejahr 1907/08
schätzungsweise folgenden Umfang erreichen:
Guatemala 600 000 Zentner (spanisch), Nicaragua
137 000 Zentner, Salvador 500 000 Zentner,
Costa Rica 160 000 Sack. Die Ausfuhr im
Jahre 190é6 gestaltete sich, wie folgt: Guatemala
580 000 Sack, Salvador 550 000 Sack, Costa
Rica 249 000 Sack und Nicaragua 150 000 Sack.
Die Kaffeeernte in den mittelamerikanischen Staaten
*) 1 Oka = 1,28 kg.