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war fast durchweg mäßig, auch führte ein
schmaler, stellenweise freilich kaum erkennbarer
Pfad auf der Kammhöhe entlang. Der Boden
unter den Erikazeen-Büschen, dem Knieholz der
afrikanischen Gebirge, war mit einer dichten tiefen
Lage weißlicher und brauner Torfmoospolster und
anderer Moose bedeckt, ganz wie man es in
Deutschland stellenweise auf dem Kamm des
Riesengebirges sehen kann. Unangenehm waren
nur einige Strecken, auf denen die Erikazeen zu
Bäumen herangewachsen waren, und umgestürzte
Stämme und Wurzeln ein von trügerischer Moos-
decke überzogenes „Klettergerüst“ bildeten, freilich
ein Kinderspiel gegen den Wirrwarr zusammen-
gestürzter Senecio-Bäume, durch das ich am
Muhawura-Vulkan gekrochen war.
Schließlich hatte aber der Himmel ein Ein-
sehen. Nach dem Tage des zweiten Versuches
bekamen wir herrliches Wetter, und ich wollte am
Sonntag, den 16., den Ausstieg wenigstens bis
zu der bisher hier von Europäern erreichten
Höhe durchführen. Da sich unsere Leute wenig
bergtüchtig gezeigt hatten, sollten drei wilde Ein-
geborene, darunter auch der Führer vom vorigen
Male, die notwendigsten Sachen tragen. Ich
wollte um 5 Uhr abmarschieren, mußte aber noch
auf diese drei Getreuen warten und sah inzwischen
über der Semliki-Ebene den Mond bewundernd
untergehen. Als ein erstes leises Rot den öst-
lichen Himmel färbte, brachen wir auf in einen
klaren kalten Morgen, der einen guten Tag ver-
sprach. Ohne Aufenthalt ging es empor bis zu
dem zwei Tage früher erreichten Rinnsal an der
unteren Senecio-Grenze. Auf dem ganzen Wege
grüßten lockend und leuchtend weiße Schnee-
häupter über die tieferen Kämme herab; immer
majestätischer wuchsen sie empor, während im
Rücken die stolzen Wawunga-Berge zu Hügeln
zusammensanken. An dem Bächlein wurde kurze
Rast gemacht, und es war hier auf einem um-
geschlagenen, mit einem dichten Pelz trockener
Blätter bedeckten Senecio-Stamm in der warmen
Sonne gut weilen, trotzdem ihre Strahlen das
Eis, zu dem das Wasser über Nacht in den
Moospolstern erstarrt war, noch nicht überall ge-
schmolzen hatten.
JIch sah hier, daß die Hauptarbeit getan und
ich dem Ziel schon nahe genug gewesen war.
Es ging in sanfter Steigung empor zu dem
breiten, fast plateauartig flachen Ulimbi auf
einem Teppich von Moos und niedrigen silber-
grauen Alchemillen durch sehr lichte Senecio-
Bestände, in die sich Schaftlobelien von 3 bis
5m Höhe und meterhohe, sehr breite und dichte
Helichrysum-Büsche mit gelblichweißen glänzenden
Strohblumen-Köpfen mischen; ein angenehmer
Spaziergang nach der Kletterei durch die Erikazeen.
Dann aber stockt Fuß und Atem: Jäh stürzt der
Fels hinab in die Tiefe, in der schwarz und
düster ein langgestreckter Bergsee ruht, darüber
dehnt sich ungeheuer der Raum, und drüben
steigt es empor: gewaltige Wände, wild zerrissene
schwarze Felszacken, zwischen denen bläulich
schimmernde Gletscherzungen niederziehen, und
über diesem Chaos in erhabener Ruhe das weiße
Königshaupt, leuchtend im Firnglanz.
So zeigte sich das Hochgebirge in seiner
weißen Herrlichkeit, doch war es nicht vergönnt,
bis zu ihrem Fuße vorzudringen. Man hätte
schon an dem Bach am Ulimbi ein Lager auf-
schlagen müssen, und dann wäre noch ein
schwieriger und nur bei gutem Wetter ausführ-
barer Umgehungsmarsch um den Nordrand des
kolossalen Einbruches notwendig gewesen. Das
hätte aber unter günstigen Umständen noch vier
Tage gekostet und wäre eine große Strapaze für
die Träger geworden. So verzichtete ich denn
und suchte noch die Namen derer, die vorher
oben gewesen waren. Die „Chupa“ war bald
gefunden, leider mußte ich den Hals abschlagen,
um die Zettel lesen zu können (Schrift nach innen
und großes Formatl). Da fand ich denn die
Namen eines belgischen Offiziers und Unter-
offiziers, von denen ich bereits wußte; außerdem
aber eines englischen Herrn von der anglo-
belgischen Grenzkommission, der fast genau vor
zwei Monaten hier oben gewesen war. Jetzt
wurde mir auch klar, weshalb die beiden Lager-
stellen auf dem Kamm noch so frisch ausgesehen
hatten. Einen Namen aber fand ich nicht mehr,
den Franz Stuhlmanns, des unermüdlichen
Sammlers und Forschers, der auf der Emin-
Pascha-Expedition vor siebzehn Jahren als erster
hier gestanden hatte, und auf dessen Route auch
wir aufgestiegen sind. Ich schoß noch ein paar
der prächtigen Nektarina Johnstonii, die ich schon
am Sabyino und Muhawura an den großen
Schaftlobelien gesehen hatte, und stieg dann zum
Lager ab, wo ich hochbefriedigt und mit guter
botanischer Ausbeute nach Sonnenuntergang ein-
traf. Das Resultat meiner Schilderung war,
daß Kollege Schubotz sich am nächsten Tage
auf die Beine machte, besonders auch, um das
großartige Hochgebirgsbild auf der photographischen
Platte festzuhalten. Auch mußte er eine neue
Flasche für das „Fremdenbuch“ mitnehmen.
Wir lagerten nachher noch zwei Tage in dem
Wald der Vorberge mit den Baumfarnen in den
Bachschluchten zur Vervollständigung unserer
Sammlungen und marschierten dann nach Beni.
Hier trennten wir uns; Dr. Schubotz ging über
Mboga an den Albert-See, ich zog den Wald
vor und marschierte nach Irumu."“