Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Kolonial-Wirtschaftlichen Komitee vorläufig durch 
geeignete Maßnahmen, wie Saatverteilung, Be- 
wertung von Proben u. a., unterstützt. 
Die Ergebnisse der bisherigen Vorarbeiten und 
Versuche, bestimmte Gebiete unserer eigenen 
Kolonien für die Baumwollerzeugung nutzbar zu 
machen, bieten um so begründetere Aussichten auf 
Erfolg, als diese Ländereien zum großen Teil 
bereits durch die Eingeborenen seit langer Zeit 
der Baumwollkultur erschlossen sind und, wie das 
Beispiel gleichartiger Nachbarkolonien bewiesen 
hat, bei beschleunigter Erschließung durch Ver- 
besserung der Verkehrs= und Bewässerungs- 
verhältnisse, insbesondere durch Eisenbahnen, 
durch Hebung der noch primitiven Eingeborenen- 
kulturen, durch Einführung der Pflugkultur an 
Stelle der Handhake sowie europäischer Plantagen- 
kultur mit maschinellem Großbetrieb, wo die Vor- 
bedingungen dazu gegeben sind, reichen Erträgen 
entgegengeführt werden zu können. Hauptsächlich 
weil es in unseren Kolonien bisher an diesen 
unerläßlichen Vorbedingungen fehlte, hat die 
Baumwollproduktion in Togo und Deutsch-Ost- 
afrika bisher so verhältnismäßig geringe Ergebnisse 
aufzuweisen: 
1902 
.... 82 Ballen 
19003 166 — 
1904 1 187 
1905 1290 
1906 1 435 
Wenn demgegenüber das unserem Togo be- 
nachbarte englische Nigeria allein schon den 
zehnfachen Export aufweist und ihn demnächst 
noch zu steigern hofft, so ist das u. a. mit daraus 
zu erklären, daß eben Nigeria schon viel früher 
eine doppelt so lange Eisenbahn wie Togo er- 
halten hat, daß diese Bahn jetzt um das Drei- 
fache verlängert wird, um noch reichere Baum- 
wollgelände zu eröffnen, daß die rührige British 
Cotton Growing Asscciation bei Ibadan, einer 
  
Eingeborenenstadt von 200 000 Seelen am Ende 
der erstgenannten Stichbahn, in der „Marlbo- 
rough Plantation“ eine Musterfarm ersten Ranges, 
zugleich mit den modernsten maschinellen Ein- 
richtungen für Baumwollentkernung, Baumwoll- 
presse, Olmühle, Olkuchenfabrikation usw. ein- 
gerichtet hat, die Eingeborenenkulturen in jeder 
Weise zu fördern sucht, das ganze Gebiet mit 
einem Netz von Baumwollankaufs= und Ginsta- 
tionen überzogen hat und in diesen nationalwirt- 
schaftlichen Bestrebungen nicht nur von den 
englischen Textilindustriellen unterstützt wird, 
sondern auch von den Textilarbeitern (Textile 
Trade Unions Lancashire's), welche aus der 
Hungersnot der sechsziger Jahre wohl die Lehre 
gezogen haben, daß die nationale Baumwoll= 
produktion für sie geradezu eine Existenzfrage be- 
deutet. 
Da auch das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee 
sowohl seitens des Reiches dauernd unterstützt 
wird, als auch von den Textilindustriellen eine 
Beihilfe von 10 v. H. der Berufsgenossenschafts- 
Umlagen zur Förderung der Baumwollkultur er- 
häklt und auf Grund dieser Unterstützungen weiter- 
hin in der Lage ist, in den Kolonien wie im 
Inlande das Interesse an dieser nationalen Sache 
dauernd rege zu halten, da ferner der Bau der 
als notwendig erkannten Kolonialbahnen nunmehr 
vom Reichstage bewilligt worden ist, auch einige 
Textilindustrielle sich bereits größere Baumwoll- 
gelände in Ostafrika gesichert haben, darf der 
weiteren Entwicklung mit um so größerem Ver- 
trauen entgegengesehen werden, als die inten- 
sive Förderung der Baumwollproduktion in unseren 
Kolonien nach sachverständiger Schätzung 
würde eine solche nach Einführung geeigneter 
Methoden bis zu 2½ Millionen Ballen liefern 
können — inzwischen von allen Sachkundigen als 
eine wirtschaftliche Notwendigkeit erkannt 
worden ist. 
  
Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten. 
* Ausfuhr von Baumwollsaat aus Britisch-Indien. 
Bei der Ausfuhr von Saaten aus Britisch- 
Indien fällt ganz besonders die während der 
letzten Jahre bedeutend gestiegene Zunahme in 
der Verschiffung von Baumwollsaat auf. 
Während beispielsweise im Jahre 1897/98 dos 
zur Ausfuhr gelangte Quantum sich auf n 
1418 Tons im Werte von 76 307 Rs. belies. I 
wurden im Jahre 1906/07 nicht weniger als 
219 376 Tons im Werte von 12 990 659 Rs. 
verschifft. 
Großbritannien war bislang Indiens bester 
Abnehmer dieser Saat und bezog im Jahre 
1906/07 mehr Baumwollsaat von Indien als 
von irgend einem anderen Lande. 
Im Jahre 1906/07 wurden verladen nach:
	        
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