Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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im Lande angefertigten Stoffe aus reiner süd- 
afrikanischer Wolle gemacht werden. Es wird 
hierbei vorausgesetzt, daß dabei das Rohmaterial, 
die Wolle, ebenso wie das Brennmaterial billiger 
sind als in irgend einem Teile Europas; Grund 
und Boden ist billiger, und keine Transportkosten 
werden durch Verschickung der Wolle über Tausende 
von Meilen entstehen. 
Endlich liegt auf eingeführtem Tuch und fer- 
tigen Kleidern ein bedeutender Zoll. Teurer würde 
allein die Arbeitskraft sein; doch wird diese durch 
die zuerst aufgezählten Vorteile ausgewogen. 
Eine besondere Bevorzugung der Wollwaren 
im Wege einer besonderen Konzession soll nicht 
beansprucht werden, weil die in Südafrika her- 
gestellten Gegenstände genügend durch die Trans- 
portkosten und den Einfuhrzoll geschützt sind. 
Man hofft, daß auch die Regierung, wenn 
dies Beschaffenheit und Preis der Waren zulassen, 
diese Industrie begünstigen wird, indem sie Kon- 
trakte für Zeug und Uniformen der neugegründeten 
Fabrik zukommen läßt. 
Die Einfuhr von fertigen Kleidern in den 
Transvaal stellte sich in den Jahren 1907 und 
1906 nach den hauptsächlichsten Ländern, wie folgt: 
1907 1906 
Wert in #. 
Gesamteinfuhr 696 153 828 878 
Davon aus: 
Deutschland 58 052 62608 
Großbritannien 537 706 648 970 
Osterreich 15521 23 833 
den Vereinigten Staaten 
von Amerika 25 156 30 401 
der britisch-südafrikanischen 
Zollunion 34 096 29 376 
In Wollwaren versorgt England hauptsäch- 
lich den Markt, wobei etwa Waren zum Werte 
von 7000 bis 8000 K aus Deutschland ein- 
geführt werden. 
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Prekoria.) 
Wrrtschaftliche Verhältnisse in Dänisch-Westindien 
St. Thomas. 
Von den mit dänischem Kapital auf dieser 
Insel begründeten Unternehmungen sind erwäh- 
nenswert die von der Ostasiatischen Kompagnie 
in Kopenhagen errichtete westindische Dampferlinie, 
die seit Mitte des verflossenen Jahres wieder von 
der Eigentümerin selbst geleitet wird, sowie das 
von derselben Gesellschaft hier errichtete Kohlen- 
lager. Die Dampfer dieser Gesellschaft, die ein- 
mal im Monat St. Thomas auf der Hin= wie 
Rücktour anlaufen, scheinen allerdings der Reederei 
  
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keinen Nutzen zu bringen, da sie bis jetzt nicht 
genügend Fracht erlangen konnten; die Lebens- 
dauer dieser Dampferlinie ist daher recht ungewiß. 
Das Kohlengeschäft schien in der ersten Hälfte des 
letzten Jahres einen Aufschwung nehmen zu wollen, 
da eine nennenswerte Zahl von Dampfern dort 
ihre Kohlenvorräte ergänzte; bald aber rafften 
sich die Kohlenhändler der den Dampferrouten 
näher gelegenen englischen Inseln St. Lucia und 
Barbados zu energischer Konkurrenz auf, und in 
der letzten Hälfte desselben Jahres hatte das 
dänische Kohlenlager hierselbst nur noch selten 
Gelegenheit, Kohlen abzusetzen. Voraussichtlich 
wird also auch dieses Geschäft den Unternehmern 
in absehbarer Zeit nicht den erwarteten Gewinn 
bringen. Da St. Thomas nichts produziert und 
außer geringen Quantitäten Bayrum auch nichts 
fabriziert, so ist die Bevölkerung gänzlich auf den 
Verdienst angewiesen, den der Hafen, d. h. die 
Schiffahrt, bietet, und da der Schiffsverkehr, wenn 
auch in allmählicher Abnahme begriffen, immer 
noch verhältnismäßig bedeutend ist, so befindet 
sich St. Thomas von den drei dänischen Inseln 
in der weitaus günstigsten Lage. Der Hafen er- 
nährt nicht nur die Bevölkerung, er liefert auch 
den öffentlichen Kassen den Hauptteil ihrer Ein- 
nahmen. Der Schiffsverkehr im Hafen von St. 
Thomas zeigte 1907 eine Abnahme gegen das 
Vorjahr von rund 13 000 Netto-Reg.-Tons der 
Dampfertonnage und 3000 Netto-Reg.-Tons der 
Segelschiffstonnage; er stellte sich, wie folgt: 
  
Dampfer Segelschiffe 
Nationalität Zahl Netto-Reg. Zahl Neno-NReg. 
Tons Tons 
deutsche . 179 336 447 —. — 
dänische 51 53 121 2 173 
britische 123 215 411 1 2107 
franzgösische 51 61 720 — — 
norwegische 9 17 703 4 2845 
amerikanische 6 10 121 7 2158 
holländischem 3 4134 — — 
kubanische 3 14 — — 
italienische 1 2235 —- 
schwedische 1 1334 --- --— 
427 702 676 17 7588 
Unter der Gesamtzahl von.427 Dampfern mit 
einem Gesamttonnengehalt von 702 676 Netto- 
Reg.-Tons befanden sich 167 der deutschen Ham- 
burg—Amerikalinie gehörige Dampfer mit 315681 
Netto-Reg.-Tons sowie 25 im Dienste dieser Ge- 
sellschaft stehende Dampfer unter fremder Flagge 
mit 53 185 Netto-Reg.-Tons. Diese deutsche 
Dampferlinie war also mit 368 866 Netto-Reg.= 
Tons (d. h. weit über die Hälfte) an dem ge- 
samten Schiffsverkehr des verflossenen Jahres be- 
teiligt. Außerdem wurden 1907 von dieser Ge- 
sellschaft über 30000 Tons Ladung in St. Thomas 
umgeladen, 58 600 Tons Kohlen importiert und
	        
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