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wechseln ständig: „Okapi“ und „Kenge“ sind die
gebräuchlichsten, doch hörten wir auch den Namen
„Alabi“, während in anderer Gegend mit Kenge
wiederum die große Streifen-Antilope, das Soli,
bezeichnet wird. Eine Abbildung des Okapi
Johnstoni, die ich in Mowambi einigen Mombutti
zeigte, erkannten sie sofort und nannten sie ein-
stimmig „Kenge“. „Okapi“ und „Alabi“ war
unbekannt, während die Pygmäen bei Beni nur
die Namen „Okapi“ und „Kwapi“ gebrauchten.
„Kenge“ tritt erst bei Irumu auf.
Außer einigen neuen Fellen lieferte der
Wald eine schöne Kollektion aus der gefiederten
Welt und wirbellose Tiere in Mengen. Unter
den verschiedenen Arten Affen, die täglich auf
den Asten der hohen Bäume zu finden sind, ist
die Erlegung einer schwarzen Mangabe sowie
zweier verschiedener Colobus-Arten bemerkens-
wert, von denen die eine nur wenige weiße
Büschel an der Schulter zeigt, die andere mit
zwei weißen Rückenstreifen sich mehr der Kili-
mandscharo-Form nähert. Einige silbergraue
Zierböckchen von der Größe eines Hasen, die von
den Eingeborenen vielfach in Schlingen gefangen
und oft lebend angeboten werden, versuchten wir
in der Gefangenschaft zu halten. Trotz guter
Nahrungsaufnahme und völliger Zahmheit, schon
nach einem Tage, waren sie jedoch (bis auf ein
Exemplar) nicht durchzubringen.
Auch die Fischerei auf dem Zturi, dem
Schari sowie allen größeren Flußläufen lieferte
recht interessante Resultate. Barben, Karpfen-
lachs= und Zahnkarpfen sowie Welse verschiedenster
Form bilden das Hauptkontingent, während im
Unterschiede zu den zentralafrikanischen Seen die
dort vorherrschenden Cromiden hier ganz zurück-
treten. Da hier auch ferner die Ethnographie
nach dem Aruwimi zu wieder anfängt, reicher
und interessanter zu werden, so scheint die Reise
zum Kongo recht lohnend zu sein.
Am 10. April erreichten wir Mowambi,
einen kleinen, vom Walde umrahmten, hoch über
dem Ituri gelegenen Posten. Der Strom rauscht
hier in mächtiger Breite und starker Strömung
über klippenreichen Grund dahin und führt jetzt
in der mittleren Regenzeit viel Wasser. Die
Regenzeit hat uns bis jetzt gnädig verschont,
wenn schon einige echte Tropengewitter uns nicht
erspart geblieben sind. Nach den Beobachtungen
des hiesigen Chef de poste, eines Bulgaren, der
uns hier in zuvorkommender Weise einige Tage
Aufenthalt verschönte, fällt die Hauptzeit des
nassen Elements in die Monate August bis Ok-
tober — im Gegensatz zu Beni und dem dem
Walde angrenzenden östlichen Gebiete, wo die
Zeit von etwa Ende Februar bis Mai zu der
regenreichsten gerechnet wird.
In wenigen Tagen hat bei Awakubi der
Fußmarsch sein Ende gefunden. Nach vierzehn-
tägiger Reise hoffen wir — in Booten den Aru-
wimi abwärts fahrend —, Basoko am Kongo
zu erreichen, wo uns der Dampfer erwartet, der
uns zur Westküste des Kontinentes tragen soll.
II.
Mit der Ankunft in Awakubi am 22. April
hatten die Fußmärsche ihr Ende erreicht. Hier
lag eine Anzahl Kanus bereit, um uns den
Aruwimi hinunter bis zum Kongo zu tragen,
den wir in etwa zehntägiger Fahrt zu erreichen
hofften. In dem freundlichen, großen Posten
blieben wir eine Weile, teils in der Hoffnung,
von unserem Geologen Kirschstein von dem seit
der Unglücksmeldung auf dem Karissimbi jede
Nachricht fehlte, ein Lebenszeichen zu erhalten,
dann auch, um den Rest der aus Ostafrika mit-
geführten Träger, sowie die Askari abzumustern,
die von hier aus den Heimweg an die Ostküste
antreten sollten. Eine neue Eskorte stellte uns
der Kommandant Engk von der 2one de l’haut
Ituri. Für Leutnant v. Wiese gab es wieder
einmal harte Arbeit. Auf ihm hatte während
der ganzen Dauer der Safari die schwere Bürde
der inneren Verwaltung unserer Karawane ge-
legen; sein Amt war es gewesen, die schwierige
Frage der Verpflegung der 700 Leute zu lösen,
einen großen Teil der geschäftlichen Korrespondenz
zu erledigen und die ungezählten täglichen Schauri
und Streite zu schlichten, die, weil sie oft wegen
der unnötigsten Sachen ausbrechen, selbst den
ruhigsten Mittelenropäer zur Verzweiflung rreiben
können. Daß wir niemals in ernste Schwierig-
keiten geraten sind, hatten wir allein seinen um-
sichtigen und weitausschauenden Dispositionen zu
danken. Hier galt es nun, alle Verpflichtungen
und Korrespondenzen, die uns noch mit dem
Osten verbanden, zum Abschluß zu bringen, so-
wie den dortigen Firmen längere Instruktionen
über die Rückreise der via Entebbe heimkehren-
den Herren, über Lohnauszahlung der Träger
und Askari, Transport der Sammlungen usw.,
zu erteilen. Die Dienstbücher der Leute mußten
ausgefüllt, sowie deren Verpflegung für den Rück-
marsch sicher gestellt werden. Mit der Entlassung
des übrig gebliebenen Trägermaterials und der
Soldaten war Wiese somit von einem großen
Teile seiner Sorgen befreit. Eine Parade über
die Expeditionstruppen, bei der ich ihnen für ihre
treuen Dienste dankte, bildete die kleine Ent-
lassungsfeier. Bald darauf marschierten die
Braven, von viel Volks aus den Weg geleitet
und von den zurückbleibenden Boys heimlich be-
neidet, unter Hörnerklang in ihre Heimat ab.