Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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suchung von 2776 Eingeborenen in achtzehn Ort- 
schaften der Umgebung war kein weiterer Fall 
von Schlaskrankheit aufzufinden, jedoch wurde 
Anfang Mai noch ein auf einer entlegenen Farm 
erkranktes schlafkrankes Mädchen entdeckt. 
Am 13. Mai wurde aus dem Orte Salome 
der Landschaft Kpalawe des Bezirks Misahöhe 
ein erwachsener schlafkranker Eingeborener zum 
Regierungsarzte gebracht. Bei der sofort vor- 
genommenen Untersuchung der Eingeborenen 
dieses und der benachbarten Orte wurden noch 
zwei Fälle gefunden, welche Trypanosomen in 
der Flüssigkeit der Halsdrüsen erkennen ließen. 
Sämtliche fünf Kranken wurden sofort in 
Atoxylbehandlung genommen und an einem von 
Tsetsefliegen freien Orte isoliert. Auch wurden 
die sonstigen zur Verhütung von Neuansteckungen 
geeigneten Maßregeln, wie Niederschlagen von 
Busch an gefährdeten Orten zur Vertreibung der 
Tsetsefliegen, Kontrolle der Eingeborenen, Be- 
lehrung derselben über die Krankheit, sofort er- 
griffen. Ein ausführlicher Bericht des Regierungs- 
arztes Dr. v. d. Hellen wird in dem „IArchiv 
für Schiffs= und Tropenhygiene“ abgedruckt 
werden. 
Fälle von Schlafkrankheit sind in Togo schon 
einmal (1903 und 1904) und zwar damals in 
der Landschaft Buem festgestellt worden. Nach- 
dem der letzte der damals ebenfalls isolierten 
Kranken im April 1904 gestorben, waren bisher 
weitere Erkrankungen an Schlafkrankheit in Togo 
nicht bekannt geworden. 
Versuche zur Bellung der Uagana. 
Von Dr. Günther. Kaiserlichem NRegierungsarzt 
in Togo.“) 
Die Nagana ist eine Infektionskrankheit, an 
der ein großer Teil unserer Haustiere, aber auch 
Wild und Raubtiere, spontan erkranken. Künstlich 
konnten bis jetzt alle daraufhin untersuchten Säuge- 
tiere infiziert werden. 
Als Erreger der Krankheit kennt man das 
nach seinem Entdecker benannte Trypanozoon 
Brucei. Es wird durch den Stich von Tsetse- 
fliegen, durch die Glossina morsitans und die 
6 *) Aus dem „Amtsblatt für das Schutzgebiet Togo“, 
r. 14. 
  
dipes uud Gl. tachinoides von Wirbeltier zu 
Wirbeltier übertragen. In manchen Fällen mag 
diese Ubertragung lediglich auf mechanischem Wege 
stattfinden, indem die Tsetsefliege ein krankes Tier 
sticht und unmittelbar nachher ein gesundes Tier 
wieder durch Stich infiziert. Es liegt jedoch der 
Gedanke nahe, daß diese mechanische Übertragung 
der Nagana überaus selten ist, vielmehr neigt 
man zu der Ansicht, daß die Parasiten in dem 
blutsaugenden wirbellosen Tiere eine Entwicklung 
durchmachen, vielleicht ähnlich der des Haemo- 
Proteus noctune im Culex pipiens oder der der 
Malariaparasiten im Anopheles. Einige Forscher 
wollen schon im Darm und Rüssel der Fliege 
Entwicklungsstadien der Trypanosomen gesehen 
haben. Eine Kultivierung der Trypanosomen ist 
möglich, wie Novy und Mc Neal zuerst auf den 
von ihnen empfohlenen Nährboden nachgewiesen 
haben, nur müssen von Zeit zu Zeit die Trypano= 
somen auf einen frischen Nährboden übergeimpft 
werden. 
Die Inkubationszeit ist bei den einzelnen 
Tieren verschieden. Bei Ratten beträgt sie nur 
einige Tage, bei Einhufern 10 bis 14 Tage, bei 
Rindern und Kleinvieh dauert sie in der Regel 
länger. 
Das Krankheitsbild, das die Nagana bei 
unseren Haustieren hervorruft, ist sehr wechselnd. 
Die Krankheit setzt fast immer mit Fieber ein, 
das jedoch bald abfällt, um nach kurzer Zeit 
wieder zu steigen. Mitunter beobachtet man auch 
perpetuelles Fieber. Bei Pferden, Eseln, Kamelen 
und Hunden treten in der Regel an der Bauch- 
seite, Unterbrust, Maul und Augenhöhlen Odeme 
auf. Bei Rindern und beim Kleinvieh fehlen 
meist Anschwellungen, dagegen tritt bei ihnen die 
Abmagerung mehr in den Vordergrund. Bei 
einzelnen Tierarten beobachtet man auch fast 
regelmäßig Konjunktivitis und Keratitis, auch 
Rhinitis. Häufg fällt auch eine gewisse Steifigkeit 
im Kreuz und der Hinterhand der Tiere auf. Im 
Blut ist der Erreger der Krankheit, das Trypano- 
zoon Brucei, enthalten. Gelingt sein Nachweis 
nicht direkt, so ist er doch immer im Blut von 
zu diagnostischen Zwecken geimpften Mäusen oder 
Ratten nachzuweisen. Die Freßlust der Tiere ist 
meist bedeutend vermindert. 
Bei der Sektion der an Nagana verendeten 
Tiere kann man oft nur Anzeichen einer perniziösen 
Anämie feststellen. Im Blut finden sich kurz 
nach dem Tode noch Trypanosomen, die dann 
rasch absterben. Die Milz ist mitunter mäßig 
vergrößert, die Lymphdrüsen und das Knochen- 
mark zeigen trübe Schwellung. Seröse Ergülsse 
von strohgelber Farbe sind im Herzbeutel, im 
Unterhautzellgewebe und an den Teilen, an denen 
Odeme nachweisbar waren, vorhanden.
	        
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