Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

Die Dauer der Krankheit beträgt manchmal 
nur einige Stunden, wobei dann natürlicherweise 
Abmagerung, Odeme uff. nicht vorhanden sein 
können, erstreckt sich aber in der Regel über Tage 
und Wochen. Mitunter dehnt sich der Verlauf 
auf mehrere Monate aus. Heilungen kommen 
spontan vor, sind aber verhältnismäßig selten. 
Da die Ausrottung der Nagana von einer 
hervorragenden wirtschaftlichen Bedeutung für 
Afrika, also auch für Deutschland ist, das in 
Afrika zwei Kolonien (Kamerun und Togo) besitzt, 
in denen die Nagana vorkommt, so hat man 
schon seit einigen Jahren den Kampf gegen diese 
Seuche ausgenommen. 
Da man ja weiß, daß die Tsetsefliege der Wirt 
für das Trypanozoon Brucei ist, hat man die 
Fliegen zu bekämpfen versucht. Man kennt nämlich 
von den Lebensgewohnheiten der Tsetse die Tat- 
sache, daß sie sich nur in schattigem Gebüsch auf- 
hält. Infolgedessen hat man die mit Buschwerk 
bewachsenen Steppen niedergebrannt, wodurch 
auch die Tsetsepuppen, die sich im Boden einige 
Zentimenter tief eingraben, größtenteils ver- 
nichtet werden. In Ostafrika, wo man die Wald- 
brände verboten hat, soll die Tsetse infolgedessen 
sehr zugenommen haben. 
Man hat auch andere Maßregeln gegen die 
Nagana ergriffen, nämlich Schutzimpfungen und 
medikamentöse Behandlung der erkrankten Tiere. 
Die Erfolge, die man mit den in verschiedener 
Weise vorgenommenen Schutzimpfungen hatte, 
waren jedoch nicht befriedigend. Kleine Tiere, 
wie Mäuse, wurden durch Injektion von Menschen- 
serum geheilt. Ebensowenig kann man mit 
Sicherheit sagen, daß die bei der Behandlung 
mit Jod, Quecksilber, Chrysoidin, Bensidin, Trypan- 
rot, Malachitgrün, Brillantgrün und Fuchfin er- 
zielten therapeutischen Heilungen von allen Seiten 
einwandsfrei anerkannt werden. Sicherlich be- 
saßen oft die bei Laboratoriumsversuchen zur 
künstlichen Infektion der Tiere verwendeten Try- 
panosomen nicht die Virulenz, wie sie die Try- 
panosomen in Afrika haben. Mitunter wären 
wohl auch bei den Tieren Spontanheilungen vor- 
gekommen ohne jede Behandlung, eben weil es 
sich vielleicht um weniger virulente Stämme 
handelte, vielleicht lassen sich aber auch die Toy- 
panosomen, insofern ihre VBirulenz gesunken ist, 
durch einen Teil der obigen Mittel beeinflussen 
und lönnen so zum Verschwinden gebracht werden. 
Günstige Resultate bei der Behandlung von an 
Nagana erkrankten Tieren wurden schon mit 
Atoryl und Arsenik erzielt. 
Letteres Mittel wurde besonders von Loeffler 
und Rähs (Nr. 34 der deutschen medizinischen 
Wochenschrift vom Jahre 1907) auf Grund von 
Laboratoriumsversuchen gegen Nagana empfohlen. 
  
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Die Verfasser hatten sich durch Auflösen von 1 g 
arseniger Säure in 10 cem Normalnatronlauge 
bei Siedehitze und durch nachherigen neutrali- 
sierenden Zusatz von 10 cem Normalsalzsäure 
eine Lösung hergestellt. Diese arsenige Lösung 
wurde mit Ag. dest. im Meßzylinder aufgefüllt, 
bis sie 0,1 prozentig war, und so den Tieren 
intraperitoneal oder per os verabreicht. Die 
heilende Dosis lag bei den von ihnen angestellten 
Versuchen etwa um tiefer als die tödliche 
Dosis. Nach 3 bis 5 Verabreichungen in fünf- 
tägigen Zwischenräumen hatten die Verfasser bei 
Meerschweinchen glänzende Resultate aufzuweisen. 
Die Erfolge der Herren Loeffler und Rühs 
veranlaßten mich, den Leiter der Tropenabteilung 
des Instituts für Infektionskrankheiten in Berlin, 
Herrn Dr. Schilling, der sich gerade in Togo zur 
Vornahme von Versuchen aufhielt, zu bitten, mir 
Rinder zu überlassen, die er von Anecho nach 
Tokpli, einem Orte im Innern von Togo, hatte 
durchtreiben lassen und die dabei den Tsetsegürtel 
im Urwald passiert hatten. Herr Dr. Schilling 
ließ mir dann acht Tiere ab, von denen aller- 
dings auf dem Wege von Tokpli nach der Küste 
drei eingingen. Neben den am Leben gebliebenen 
Rindern beschaffte ich noch einige Tiere aus 
Gouvernementsmitteln. 
Es galt nun zuerst die Dosis letalis für die 
Rinder festzustellen. Eine Feststellung derselben 
pro Kilogramm Tier war mir mangels einer ge- 
eigneten Wage nicht möglich. Ich mußte also 
auf gut Glück probieren. Ich muß hier voraus- 
schicken, daß die eingeborenen Rinder wesentlich 
kleiner sind als das europäische Bieh. Sie er- 
reichen etwa nur die Größe der schweren Kälber. 
Alle Versuchstiere waren annähernd von gleicher 
Größe und Schwere. Ich fand nun, daß die 
tödliche Dosis bei ihnen zwischen 0,6 und 0,7 g. 
arseniger Säure lag. Zur Lösung der arsenigen 
Säure wurde Normalnatronlauge verwendet, in- 
dem 1 g Aeid. arsenic. in 10 cem Normal- 
natronlauge bei Siedehitze gelöst wurde. Diese 
alkalische Lösung wurde dann durch Zusatz von 
Salzsäure neutralisiert. Durch Verdünnen mit 
Wasser wurde diese Lösung 0,1 prozentig gemacht 
und in dieser Zusammensetzung dann intra- 
peritoneal infiziert. Bei Rindern hatte ich fol- 
gendes Resultat: 
Tier 1. Nach dem Erscheinen von einem 
Trypanozoon im Blut intraperitoneale Behand- 
lung; am 1. Krankheitstage 0,45 g Acid. arse- 
nicos., am 5., 10., 16. Behandlungstage 0,5 g 
Acid. arsenic. Am 19. Tage werden 2 cem 
Blut von dem Rind einer gesunden Ratte intra- 
peritoneal infiziert. Nach vier Tagen ist die Ratte 
reichlich infiziert, in jedem Gesichtsfeld sind 10 bis 
15 Trypanosomen, sichtbar. Tod des Rindes am
	        
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