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häute der oberen Luftwege und die Nieren, ent-
lastet sind. Diese ungleichmäßige Arbeitsverteilung
auf die einzelnen Organe unseres Körpers ist
aber auch auf unser Zentralnervensystem
von erheblichem Einfluß; in ihm laufen ja durch
die Nerven von allen Organen die Fäden zu-
sammen, welche einen zweckentsprechenden Aus-
gleich der Tätigkeit der einzelnen Organe zum
Nutzen des Gesamtorganismus herbeiführen. In
dem Gehirn müssen wir uns den Sitz des Re-
gulierungszentrums für die Tätigkeit der einzelnen
Organe denken, und daß diese Regulierung bei
der ungleichmäßigen Inanspruchnahme der ein-
zelnen Organe in den Tropen besonders schwierig
ist, läßt sich wohl verstehen. So dürfte es zu
erklären sein, daß von allen Organen in den
Tropen wohl am häufigsten das Zentralnerven-
system Not leidet.
Sie können sich die Wirkung des tropischen
Klimas auf den Europäer am besten vorstellen,
wenn Sie beobachten, in welcher Weise einzelne
gegen die Hitze wenig widerstandsfähige Personen
schon bei uns in den heißen Sommermonaten
leiden. Solche Personen verlieren den Appetit,
sie fühlen sich matt, sind zu ernster Arbeit kaum
fähig, weil sie rasch ermüden, sie schlafen schlecht,
werden reizbar, können keinen Lärm vertragen,
kurz, es sind die ausgesprochenen Zeichen von
Nervenschwäche.
Nun muß man bedenken, daß etwa die gleiche
Temperatur, welche bei uns in den heißesten
Sommermonaten herrscht, in den Tropen das
ganze Jahr hindurch besteht. Denn für das
Tropenklima ist nicht etwa eine erxzessiv hohe
Temperatur eigentümlich, sondern die Gleich-
mäßigkeit der warmen Temperatur ohne jeden
Wechsel in den Jahreszeiten ist das Charakteri-
stikum des Tropenklimas.
Wie verhält sich nun der Europäer gegen-
über der dauernden Einwirkung des warmen
Tropenklimas? Anfangs pflegt eine Beunruhigung
des ganzen Organismus einzutreten, besonders
des Zentralnervensystems. Bei längerer Dauer
tritt bei wenig widerstandsfähigen Personen eine
stetige Steigerung der daraus entstehenden Nerven-
schwäche ein, welche erst mit dem Verlassen des
Tropenlandes sich wieder bessert. Dies ist aber
nur eine kleine Minderheit. Es sind solche Per-
sonen, die schon von Natur ein schwaches, im
labilen Gleichgewicht befindliches Nervensystem
haben, sie passen für die Tropen nicht und hätten
bei eingehender ärztlicher Untersuchung auch her-
ausgefunden und an der Ausreise verhindert
werden können. Bei der großen Mehrzahl der
Europäer tritt in den Tropen mit der Zeit nicht
eine Verschlechterung des anfangs beunruhigten
Gesamtorganismus, sondern eine Verbesserung ein.
Unser Körper besitzt ja Reservekräfte, die er
entfalten kann. Wie ein Muskel bei täglicher
Übung wächst und stärker wird, so wird auch
unsere Haut und werden insbesondere die in ihr
enthaltenen Schweißdrüsen leistungsfähiger durch
die täglich von ihnen geforderten Anstrengungen.
Auch Schutzvorrichtungen bilden sich in unserem
Körper aus. Das Pigment, das sich in unserer
Haut bei längerer Einwirkung der Sonne ab-
lagert und durch die Braunfärbung der Haut
sichtbar wird, müssen wir als einen Schutzwall
betrachten, der an der Oberfläche unseres Körpers
sich gebildet hat, um die tieferen und edleren
Teile vor der allzustarken Wirkung der Sonnen-
strahlen zu schützen. So bildet sich bei den
meisten Europäern in den Tropen mit der Zeit
durch die Entfaltung von Reservekräften und Ent-
wicklung von Schutzvorrichtungen ein neuer Gleich-
gewichtszustand aus, und diesen Zustand kann
man als eine Akklimatisation des Euro-
päers bezeichnen. Nun können aber auch bei
dem in den Tropen anscheinend akklimatisierten
Europäer mit der Zeit Störungen der Gesundheit
eintreten, welche wir auf eine allmähliche Ein-
wirkung des Klimas und auf eine Ermüdung der
allzu stark angespannten Körperorgane zurück-
führen müssen. Die Akklimarisation ist in diesen
Fällen keine vollkommene gewesen, sondern nur
eine zeitweise, relative. Es ist deshalb praktisch
und zweckmäßig, eine relative und eine absolute
Akklimatisation zu unterscheiden.
Unter relativer Akklimatisation ist zu
verstehen, daß der Europäer bei zweckmäßiger,
dem Klima angepaßter Lebensweise und unter
Vermeidung schwerer körperlicher Arbeit eine An-
zahl von Jahren ohne dauernden Schaden für
seine Gesundheit in den Tropen zubringen kann,
dann aber, wenn er nicht dauernd geschädigt
werden will, zeitweise zur Erholung in seine
Heimat zurückkehren muß.
Absolute Akklimatisation bedeutet, daß
der Europäer in seiner neuen Heimat dauernd
ein Leben führen kann, das dem seiner alten
Heimat entspricht und dabei nicht nur selbst gesund
und leistungsfähig bleibt, sondern auch seine
körperlichen und geistigen Fähigkeiten auf seine
Nachkommen so übertragen kann, daß die jungen
Generationen ebenso vollwertig sind wie die ur-
sprünglich ausgewanderten. Für kleinbäuerliche
Ansiedlungen ist absolute Akklimatisation not-
wendig, für Plantagenwirtschaft genügt auch
die Möglichkeit einer relativen Akklimatisation.
Im allgemeinen kann man sagen, daß wir
Deutschen, wie alle nordischen und germanischen
Völker, uns schwerer in den Tropen akklima-
tisieren als die südeuropäischen Völker. Be-
sonders auffällig ist der Unterschied gegenüber