Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Die fünf ersten Orte der Tabelle, deren Zahlen 
ich Herrn Geheimen Regierungsrat Professor 
Dr. Freiherr v. Danckelman und Professor 
Im. Uhlig verdanke, find Orte am Kilimandjaro, 
in Westusambara und Uhehe, also sämtlich in 
folchen Gegenden von Deutsch-Ostafrika, welche 
für die Besiedlung mit Europäern in erster Linie 
in Frage kommen. Als Vergleichsorte folgen 
Berlin und Daressalam (Nr. 6 und 7), letzteres 
als Typus des tropischen Küstenklimas. Die 
beiden Orte Richmond und Brisbane (Nr. 8 und 9J) 
in Australien sind deshalb gewählt, weil Australien 
der einzige mir bekannte Punkt ist, wo in größeren 
Mengen Europäer sich auch noch innerhalb der 
Wendekreise in ihrer Vollwertigkeit erhalten und 
vermehren konnten. Die drei letzten Orte (Nr. 10 
bis 12) betreffen Vergleichsorte von Südafrika. 
Besonders auffallend ist bei den afrikanischen 
Höhenorten die geringe Differenz zwischen höchstem 
und niedrigstem Monatsmittel von 4 bis 6,9°, 
während in Berlin diese Differenz 18,8°, in Rich- 
mond, das innerhalb der Wendekreise liegt und 
eine höhere mittlere Jahrestemperatur als die 
afrikanischen Höhenorte besitzt, wie auch in Bloem- 
sontein 15° beträgt. Ebenso ist in den afrikanischen 
Höhenorten die Differenz zwischen absolutem Maxi- 
mum und Minimum sehr gering, nämlich 21,2 
bis 25,15, während sie in Berlin 62°, in Rich- 
mond 41,9° und in Bloemfontein und Buluwayo 
ebenfalls etwa 40 beträgt. 
Die Vergleiche zeigen auch, daß Richmond, 
obgleich es 22,9 mittlere Jahrestemperatur be- 
sitzt und nur 270 m über dem Meere liegt, gerade 
durch die großen jährlichen Temperaturschwankun- 
gen sich sehr wesentlich von den Temperatur- 
verhältnissen des eigentlich tropischen Küstenklimas 
unterscheidet. Für die Beurteilung der in Austra- 
lien gelungenen Kolonisation mit Europäern ist 
dies von wesentlicher Bedeutung. 
Schließlich wird zu bedenken sein, daß die 
Höhenlage von 1000 bis 1800 m immerhin schon 
so hoch ist, daß bei manchen Menschen Beschwerden 
auftreten; im allgemeinen wird dies ja nicht der 
Fall sein, aber eine gewisse Erschwerung der 
körperlichen Arbeit infolge der dünnen Luft dürfte 
sich doch wohl bemerklich machen. Endlich darf 
man auch nicht vergessen, daß der Kilimandjaro 
und Uhehe dem Aquator nahe sind und deshalb 
die Sonnenstrahlung sehr stark ist. Wir können 
uns ja gegen allzu starke Sonnenstrahlung und 
gegen die Gefahr des Sonnenstichs durch das 
Tragen eines Tropenhutes schützen; aber kann 
man sich einen deutschen Bauern vorstellen, der 
mit dem Tropenhut auf dem Kopf seinen Acker 
bepflügt und der trotz der glühenden Sonne seinen 
Rock nicht ausziehen darf, weil sonst seine Haut 
verbrennt? Es gibt ja allerdings eine gewisse 
  
Gewöhnung an die Sonne, aber die einzelnen 
Menschen verhalten sich in der Empfidlichkeit 
gegenüber der Sonnenbestrahlung außerordentlich 
verschieden, und es ist nicht ausgeschlossen, daß 
eine ganze Anzahl Individuen vor gelungener 
Gewöhnung daran zugrunde geht. Einzelne 
Forscher schlagen vor, die europäischen Ansiedler 
in tropischen Hochländern sollen während der 
heißesten Tagesstunden nicht im Freien arbeiten; 
wenn die Bauern aber von 10 bis 3 Uhr wegen 
zu großer Sonnenhitze nicht arbeiten, so bleibt 
nur die Tageszeit von 6 bis 10 und 3 bis 6, 
also sieben Stunden. Jeder Landwirt wird mir 
bestätigen, daß das für eine intensive Wirtschaft 
nicht genügt. 
Das, was mich besonders bedenklich gemacht 
hat, ist außer den genannten klimatischen Schwie- 
rigkeiten die Beobachtung der aus den Schutz- 
gebieten heimgekehrten Beamten und Mili- 
tärpersonen. Nach der ersten Dienstperiode 
kehren viele anscheinend gesund und frisch zurück 
oder erholen sich wenigstens während des ihnen 
zustehenden Heimatsurlaubs so vollständig, daß 
irgendwelche Spuren des früheren Tropenaufent- 
halts nicht mehr nachweisbar sind. Je mehr 
Dienstperioden aber verflossen sind, desto häufiger 
bildet sich eine hartnäckige, auch im Heimatsurlaub 
nicht heilbare Nervenschwäche aus. Die alten 
Afrikaner, um die es sich hier handelt, haben sich 
dabei an das Tropenklima so gewöhnt, daß sie 
die schroffen Temperaturgegensätze in der Heimat 
schlecht vertragen und den heimischen Winter gerne 
meiden. Ihre Haut ist so empfindsam geworden, 
daß die geringste Anstrengung, wie das Besteigen 
einer Treppe, sie selbst bei kühler Temperatur in 
heftige Transpiration versetzt; Erkältungen sind sie 
sehr ausgesetzt. Der an die Tropen akklimatisierte 
Körper ist also dem heimischen Klima gegenüber 
wenig widerstandsfähig geworden, und hat zu- 
gleich an seiner Nervenkraft wesentlich eingebüßt. 
Um eine solche unliebsame Verweichlichung und 
ihre Folgen zu vermeiden, pflege ich den aus- 
reisenden Afrikanern zu raten, ihren Erholungs- 
urlaub nach Möglichkeit so zu legen, daß min- 
destens ein Teil davon in die kälteren Monate 
fällt. Ich habe den Eindruck gewonnen, daß 
solche Kolonialbeamte und Offiziere, welche ihren 
Urlaub während des Winters in Deutschland zu- 
bringen, weit besser bezüglich ihres Nervensystems 
sich erholen als solche, welche nur während des 
Sommers in Deutschland waren. Bei älteren 
Beamten, die schon mehrere Dienstperioden hinter 
sich haben, ist ein gelegentlicher längerer Aufent- 
halt in der Heimat, etwa mit Beschäftigung in 
der Zentrale, außerordentlich förderlich für ihre 
Gesundheit. 
Man hat schon eingewendet, daß in der Haupt- 
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