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sich an Ort und Stelle überzeugen. Der Bezirks-
amtmann ließ bekannt machen, daß er alle Leute
an Bord nehmen würde, welche die Insel zu
verlassen wünschten; sie sollten genau überlegen,
ob und wieviele Menschen sich auf der Insel zu
ernähren vermöchten. Darauf meldeten sich etwa
50 Personen, meist Weiber und Kinder, zum
Mitfahren und wurden an Bord genommen.
Die Zurückbleibenden erhielten 75 Matten Reis
(ie 45 Pfund).
Nach Mot wurde Kutu angelaufen. Hier
machte das Aussehen der Bewohner, wenn auch
keinen befriedigenden, so doch auch gerade keinen
schlechten Eindruck. Die Zahl der seit Dezember
Gestorbenen soll 30, die der noch Lebenden 300
betragen. Hinsichtlich der Taropflanzungen gilt
das von Mot Gesagte. Infolge abermaliger
Aufforderung schifften sich etwa 50 Leute, meist
Weiber und Kinder, ein. Den Zurückbleibenden
wurden 75 Matten Reis überlassen.
Auf der Insel Satawan sahen die Bewohner
in keiner Weise anormal aus. Der Verlust an
Toten seit Dezember hat angeblich 10 betragen.
Die vorhandene Bevölkerung soll sich auf 160
belaufen. Taros hatten sie noch nicht gepflanzt,
von Aufräumungsarbeiten bei den eingestürzten
Hütten und umgewehten Bäumen war nicht das
geringste zu sehen. Zum Mitfahren meldete sich
eine Frau. Es wurden 40 Matten Reis gelandet.
Der zufällig anwesende farbige Lehrer von der
Insel Ta hatte besondere Wünsche nicht vorzu-
bringen. Er erhielt 10 Matten Reis zur Ver-
teilung auf Ta.
Überall wurden die Leute ermahnt, mit den
ihnen übergebenen Vorräten hauszuhalten und
nicht gelegentlich einiger der bei ihnen üblichen
großen Gastmähler alles auf einmal zu verzehren,
auch dem Anbau von Feldfrüchten besondere Auf-
merksamkeit zuzuwenden, da das Gouvernement
eine Zufuhr von Lebensmitteln für unabsehbare
Zeit nicht gewährleisten könne.
Eine Sxpedition nach den Westabhängen des
Kronprinzengebirges auf Bougainvilile (salomons-
Inseln).
Anläßlich einer Strafexpedition gegen das
Dorf Mainoke hat der Kaiserliche Stationsleiter
in Kieta die Insel Bougainville von Arava
auf der Nordseite über die Westabhänge des
Kronprinzengebirges hinaus in nahezu ihrer ganzen
Breite durchquert. Er berichtet über diese Expe-
dition folgende Einzelheiten:
„Anfang April kam der Häuptling des auf
den Westabhängen des Kronprinzengebirges ge-
legenen Dorfes Merura und klagte, daß sein
Dorfgenosse Eije vor kurzer Zeit von den Be-
wohnern des benachbarten Dorfes Mainoke er-
schlagen worden sei. Ich marschierte mit zwanzig
Soldaten zur Bestrafung des Dorfes ab. Am
17. wurde das Dorf Merura, am nächsten
Morgen — kurz nach Sonnenaufgang — Mai-
noke erreicht. Die Bevölkerung, anscheinend
durch befreundete Eingeborene während der Nacht
von der Ankunft der Truppe benachrichtigt, war
entflohen. Eine Verfolgung in dem unwirtlichen,
sehr zerklüfteten Gelände erschien ausgeschlossen.
Ich ließ deshalb das Dorf in Brand stecken und
trat den Rückmarsch an. Da die Station ihren
Machtbereich hier zum ersten Male über das
Kronprinzengebirge hinweg nach der Westseite der
Insel ausgedehnt und so den Eingeborenen zum
Bewußtsein gebracht hat, daß sie auch auf diesem
Wege zu erreichen sind, so werden bald friedlichere
Verhältnisse einkehren.
Die Wasserscheide gegen Westen wurde nach
höchst anstrengendem Klettern in 1520 m Höhe
erreicht. Das Thermometer zeigte um die Mittags-
zeit 20½ Grad Celsius. Der Abstieg nach Westen
war weniger steil; in den Tälern lagen überall
schwere Wolkenmassen, so daß Peilungen hier
nicht vorgenommen werden konnten.
Das abgebrannte Dorf Mainoke liegt 470 m
hoch, auf dem letzten westlichen Ausläufer des
Kronprinzengebirges. Von hier aus bot sich früh-
morgens ein wunderschöner Ausblick über das
ganze Hinterland der Kaiserin Augusta-Bucht;
im Süden waren vier kleine, Alu vorgelagerte
Inseln sichtbar und darüber hinaus in weiter
Ferne Treafsury oder Mono. Von Mainoke
bedurfte es nur eines steilen halbstündigen Ab-
stiegs, um in die große Ebene zu gelangen, von
wo in höbchstens vier Stunden der Strand der
Kaiserin Augusta-Bucht zu erreichen gewesen wäre.
Merura, Mainobke und dreizehn andere Dörfer,
die alle eine Durchschnittseinwohnerzahl von etwa
50 Seelen haben mögen, liegen in einem großen
Krater, der nur einen Ausweg nach Westen hat,
durch den der Quellfluß Bereva des Kaiserin
Augusta-Flusses sich Bahn bricht. Nach den auf
der Expedition gesammelten Beobachtungen ist es
als ausgeschlossen zu betrachten, daß in dieser
Richtung auch nur ein Reitweg quer durch Bou-
gainville angelegt werden könnte."
Die MarianenInsel Rota.
Bericht des Bezirksamtmanns in Jap.
Die Reise S. M. S. „Condor“ nach den Ma-
rianen gab mir Gelegenheit, neben den Inseln
Saipan und Pagan auch die Insel Rota zu
besuchen. Nachdem im Jahre 1906 im Hafen