Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Verbindung herstellen. Das böse Gewissen hatte 
sie zum größten Teil von der Insel vertrieben. 
Bei einer Streife durch die Insel wurden drei 
Eingeborene eingefangen, darunter ein alter, halb- 
blinder Mann. Die zwei jüngeren nahm ich mit 
und ließ den Alten zurück, nachdem ich ihm aus- 
einandergesetzt hatte, daß ich in kurzer Zeit wieder- 
käme und die beiden verhafteten Leute entlassen 
würde, sobald die sieben Mörder ausgeliefert seien. 
Nachmittags ging die „Muruna“ nach Muschu. 
Wir konnten keinen Ankerplatz finden und trieben 
die Nacht. Am nächsten Morgen bat ich den 
Kapitän der „Muruna“, allein an Land zu fahren 
und mir den Mörder Tegabon mitzubringen; ich 
rechnete damit, daß Tegabons Frechheit und An- 
werbelust für ihn zur Falle werden würde. Ka- 
pitän Petersen versuchte jedoch vergeblich anzu- 
werben. Tegabon bat ihn dabei um Dynamit, 
um Fische zu schießen. Petersen ging scheinbar 
darauf ein und erwiederte, er habe Dynamit an 
Bord. Sogleich war Tegabon mit ihm im Boote 
und außerdem Katschau, einer der anderen Ge- 
suchten. An Bord der „Muruna“ erhielten die 
beiden zwar kein Dynamit, aber je ein Paar 
feste Hand= und Fußschellen. Ich gab nunmehr 
meine Forderung: Auslieferung der übrigen vier 
Mörder, bekannt und sagte den Leuten, daß ich 
zurückkäme und ihnen bis dahin Zeit zur Über- 
legung lasse. Petersen hatte nämlich Rückarbeiter 
auf den Schouten-Inseln zu landen. Diese Ge- 
legenheit, den entlegensten Teil meines Bezirkes 
kennen zu lernen, konnte ich mir nichtentgehenlassen. 
Die „Muruna“ versuchte nördlich um Kairirn 
zu kreuzen, der Strom war jedoch so stark, daß 
wir nach Bogim zurückmußten und nun mit Land- 
wind durch die Muschu-Durchfahrt gingen. Muschu- 
Durchfahrt habe ich die Straße zwischen Muschn 
und dem Festlande benannt, Kairiru-Durchfahrt 
diejenige zwischen Kairiru und Muschu. Wir 
passierten Rabuin (Meta-Insel), wo sich der Dall- 
mannhafen befindet. Dallmannhafen verdient den 
Namen eines Hafens viel weniger als Bogim- 
hafen. Die Neu-Guinea-Kompagnie besitzt hier 
Land, welches sie fälschlicherweise als Rabuin 
bezeichnet. Das Grundstück heißt Wom; auch auf 
der Admiralitätskarte ist der Name Rabuin gänz- 
lich unberechtigt. Der Besitz der Neu-Guinea- 
Kompagnie liegt auf der flachen Landzunge, die 
das Kap Pomone bildet. 
Schon bald hinter Kap Pomone treten die 
Küstengebirge zurück, um schließlich ganz zu ver- 
schwinden und der gewaltigen Ebene des Kaiserin 
Augusta-Flusses Platz zu machen. 
Am 12. Juli sichteten wir Behm (Lesson- 
Insel). Der schroff aus dem Meere aussteigende, 
nimmer rastende Vulkau mit seinen zerklüfteten 
  
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Lavarinnen ist nur auf der Nordseite bewohnt. 
Nirgends findet sich ein Ankerplatz. Senkrecht 
fallen die felsigen Ufer ins Meer. Ein winziger 
Geröllstrand ermöglichte uns, endlich an der West- 
seite zu landen. Dann ging eine Kletterei über 
Steine und Schlacken, über Spalten und Risse 
an, bis wir auf der Nordseite das an den Fels 
geklebte Dorf Behm erreichten, nach dem die Ein- 
geborenen die Insel benennen. An Häusern 
zählte ich im Dorf etwa vierzig; daraus wäre 
auf eine Bevölkerung von etwa dreihundert Men- 
schen zu schließen. Die Leute waren freundlich: 
sie fristen kümmerlich genug ihr Dasein. Frisches 
Wasser ist auf der Insel nicht vorhanden. Alte 
Kokospalmen, die nicht mehr tragen, werden etwa 
einen Meter über der Erde abgehauen, und dann 
wird der stehenbleibende Stumpf ausgehöhlt. So 
wird Regenwasser gesammelt. Der Boden ist zu 
durchlässig, als daß sich Wasser in Felslöchern 
sammeln könnte. Ein sicheres Zeichen für den 
gänzlichen Wassermangel ist das Fehlen der sonst 
alle Inseln in Massen bevölkernden Taube. Au 
der Westseite der Insel machte sich der Aschen- 
regen äußerst unangenehm bemerkbar. Alles auf 
dem Schiff war rotbraun überzogen. Noch am 
Mittag verließen wir das unwirtliche Eiland. 
Tags darauf erreichten wir Blub-Blub 
(Garnot) und fanden an der Westseite auf ge- 
sunkenen Riffen einen Ankerplatz, der aber nur 
bei Südost-Passat geschützt ist. Bald liefen die 
Eingeborenen der fünf Dörfer in dem größten 
Dorfe Genai zusammen. Ich schätze die Ein- 
wohner auf etwa dreihundert Seelen. Blub-Blub 
ist wie alle Schouteninseln vulkanischen Ursprungs, 
doch sind keine tätigen Krater mehr vorhanden. 
An der kleinen Insel Mot-Mot schossen wir abends 
viele Tauben. Willkommene Abwechslung für 
unser einförmiges Segelschiffs-Menu. 
Auf den Besuch von Garuwar (LBloßville) 
mußten wir verzichten. Noch am selben Abend 
landeten wir in Keule (Deblois). Die Insel 
erscheint im Vergleich mit den anderen Schouten- 
inseln ziemlich flach. In fünf Dörfern wohnen 
etwa fünfhundert Seelen. Keule ist im Innern 
ganz mit Plantagen bedeckt. Die Bevölkerung 
dürfte für die kleine Insel entschieden zu stark 
sein, daraus erklären sich auch die fortwährenden 
Versuche dieser Insulaner, die Insel Jaquinot 
zu besiedeln. Wiederholt haben Auswanderungen 
nach Jaquinot stattgefunden, aber nach Jahres- 
frist kehrten die Auswanderer stets nach Keule 
zurück. Ich habe Jaquinot selbst nicht besuchen 
können. Obwohl Jaquinot (Wiei) guten Boden 
haben soll und gut bewaldet ist, wovon ich mich 
im Vorbeifahren überzeugen konnte, gedeihen trotz- 
dem dort keine Erdfrüchte; Kokospalmen wachsen
	        
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