J—
Verbindung herstellen. Das böse Gewissen hatte
sie zum größten Teil von der Insel vertrieben.
Bei einer Streife durch die Insel wurden drei
Eingeborene eingefangen, darunter ein alter, halb-
blinder Mann. Die zwei jüngeren nahm ich mit
und ließ den Alten zurück, nachdem ich ihm aus-
einandergesetzt hatte, daß ich in kurzer Zeit wieder-
käme und die beiden verhafteten Leute entlassen
würde, sobald die sieben Mörder ausgeliefert seien.
Nachmittags ging die „Muruna“ nach Muschu.
Wir konnten keinen Ankerplatz finden und trieben
die Nacht. Am nächsten Morgen bat ich den
Kapitän der „Muruna“, allein an Land zu fahren
und mir den Mörder Tegabon mitzubringen; ich
rechnete damit, daß Tegabons Frechheit und An-
werbelust für ihn zur Falle werden würde. Ka-
pitän Petersen versuchte jedoch vergeblich anzu-
werben. Tegabon bat ihn dabei um Dynamit,
um Fische zu schießen. Petersen ging scheinbar
darauf ein und erwiederte, er habe Dynamit an
Bord. Sogleich war Tegabon mit ihm im Boote
und außerdem Katschau, einer der anderen Ge-
suchten. An Bord der „Muruna“ erhielten die
beiden zwar kein Dynamit, aber je ein Paar
feste Hand= und Fußschellen. Ich gab nunmehr
meine Forderung: Auslieferung der übrigen vier
Mörder, bekannt und sagte den Leuten, daß ich
zurückkäme und ihnen bis dahin Zeit zur Über-
legung lasse. Petersen hatte nämlich Rückarbeiter
auf den Schouten-Inseln zu landen. Diese Ge-
legenheit, den entlegensten Teil meines Bezirkes
kennen zu lernen, konnte ich mir nichtentgehenlassen.
Die „Muruna“ versuchte nördlich um Kairirn
zu kreuzen, der Strom war jedoch so stark, daß
wir nach Bogim zurückmußten und nun mit Land-
wind durch die Muschu-Durchfahrt gingen. Muschu-
Durchfahrt habe ich die Straße zwischen Muschn
und dem Festlande benannt, Kairiru-Durchfahrt
diejenige zwischen Kairiru und Muschu. Wir
passierten Rabuin (Meta-Insel), wo sich der Dall-
mannhafen befindet. Dallmannhafen verdient den
Namen eines Hafens viel weniger als Bogim-
hafen. Die Neu-Guinea-Kompagnie besitzt hier
Land, welches sie fälschlicherweise als Rabuin
bezeichnet. Das Grundstück heißt Wom; auch auf
der Admiralitätskarte ist der Name Rabuin gänz-
lich unberechtigt. Der Besitz der Neu-Guinea-
Kompagnie liegt auf der flachen Landzunge, die
das Kap Pomone bildet.
Schon bald hinter Kap Pomone treten die
Küstengebirge zurück, um schließlich ganz zu ver-
schwinden und der gewaltigen Ebene des Kaiserin
Augusta-Flusses Platz zu machen.
Am 12. Juli sichteten wir Behm (Lesson-
Insel). Der schroff aus dem Meere aussteigende,
nimmer rastende Vulkau mit seinen zerklüfteten
16 20
Lavarinnen ist nur auf der Nordseite bewohnt.
Nirgends findet sich ein Ankerplatz. Senkrecht
fallen die felsigen Ufer ins Meer. Ein winziger
Geröllstrand ermöglichte uns, endlich an der West-
seite zu landen. Dann ging eine Kletterei über
Steine und Schlacken, über Spalten und Risse
an, bis wir auf der Nordseite das an den Fels
geklebte Dorf Behm erreichten, nach dem die Ein-
geborenen die Insel benennen. An Häusern
zählte ich im Dorf etwa vierzig; daraus wäre
auf eine Bevölkerung von etwa dreihundert Men-
schen zu schließen. Die Leute waren freundlich:
sie fristen kümmerlich genug ihr Dasein. Frisches
Wasser ist auf der Insel nicht vorhanden. Alte
Kokospalmen, die nicht mehr tragen, werden etwa
einen Meter über der Erde abgehauen, und dann
wird der stehenbleibende Stumpf ausgehöhlt. So
wird Regenwasser gesammelt. Der Boden ist zu
durchlässig, als daß sich Wasser in Felslöchern
sammeln könnte. Ein sicheres Zeichen für den
gänzlichen Wassermangel ist das Fehlen der sonst
alle Inseln in Massen bevölkernden Taube. Au
der Westseite der Insel machte sich der Aschen-
regen äußerst unangenehm bemerkbar. Alles auf
dem Schiff war rotbraun überzogen. Noch am
Mittag verließen wir das unwirtliche Eiland.
Tags darauf erreichten wir Blub-Blub
(Garnot) und fanden an der Westseite auf ge-
sunkenen Riffen einen Ankerplatz, der aber nur
bei Südost-Passat geschützt ist. Bald liefen die
Eingeborenen der fünf Dörfer in dem größten
Dorfe Genai zusammen. Ich schätze die Ein-
wohner auf etwa dreihundert Seelen. Blub-Blub
ist wie alle Schouteninseln vulkanischen Ursprungs,
doch sind keine tätigen Krater mehr vorhanden.
An der kleinen Insel Mot-Mot schossen wir abends
viele Tauben. Willkommene Abwechslung für
unser einförmiges Segelschiffs-Menu.
Auf den Besuch von Garuwar (LBloßville)
mußten wir verzichten. Noch am selben Abend
landeten wir in Keule (Deblois). Die Insel
erscheint im Vergleich mit den anderen Schouten-
inseln ziemlich flach. In fünf Dörfern wohnen
etwa fünfhundert Seelen. Keule ist im Innern
ganz mit Plantagen bedeckt. Die Bevölkerung
dürfte für die kleine Insel entschieden zu stark
sein, daraus erklären sich auch die fortwährenden
Versuche dieser Insulaner, die Insel Jaquinot
zu besiedeln. Wiederholt haben Auswanderungen
nach Jaquinot stattgefunden, aber nach Jahres-
frist kehrten die Auswanderer stets nach Keule
zurück. Ich habe Jaquinot selbst nicht besuchen
können. Obwohl Jaquinot (Wiei) guten Boden
haben soll und gut bewaldet ist, wovon ich mich
im Vorbeifahren überzeugen konnte, gedeihen trotz-
dem dort keine Erdfrüchte; Kokospalmen wachsen