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Die Gemüseproduktion wird sich überall nur
in den engsten Grenzen des Lokalmarkts halten
können, einen weiteren Markt im Innern kann
schon der Kartoffelbau vertragen, ebenso Tabak,
Obst, Luzerne. Körnerfrucht wird bei dem billigen
Preis des Importguts nur im Bezirk Grootfontein
auf Absatz gebaut werden können, wo dieser
Anbau in weitem Umfang auf den Regen hin
möglich und entsprechend billig ist. Es wird
zunächst anzustreben sein, etwa bis Karibib und
Windhuk hin den Bedarf von Mais, Hafer, Weizen
allmählich — nötigenfalls unter Festsetzung eines
kleinen Schutzzolls auf konkurrierendes Import=
guts — durch das Produkt der heimischen Land-
wirtschaft zu decken — zumal Fälle eintreten
können, wo das Vorhandensein von Kornproduktion
im Lande geradezu eine Existenzfrage für das
Schutzgebiet werden kann. Die Kapkolonie hat
bis vor kurzem einen Schutzzoll von 2 Mk. pro
Zentner auf Getreide nicht für zu hoch gehalten,
um ihren eigenen Ackerbau in den Sattel zu
setzen und zur Entwicklung zu bringen.
Der Luzernenbau in Verbindung mit Straußen-
zucht verspricht bei der dauernden Beliebtheit des
Artikels eine lohnende Exportwirtschaft innerhalb
des ganzen Schutzgebiets, auch für Gegenden,
die des Bahnanschlusses noch entbehren; denn
die Straußenfeder wird ihres hohen Werts und
geringen Gewichts wegen selbst durch einen
längeren Wagentransport nicht übermäßig ver-
teuert. In erweitertem Maße ist auch diese
Wirtschaft in dem regenreichen Bezirk Grootfontein
wegen der ausgedehnteren Möglichkeit des Luzernen-
anbaus durchführbar. Das gleiche gilt vom
Wein= und Obstbau, wie von der Baumwolle.
Die Ausfuhr von Tafelobst und Rosinen aus
Südwestafrika nach Deutschland wird in der
gleichen Weise wie die aus der Kapkolonie nach
England erfolgen können. Denn der Umstand,
daß zur Zeit der südafrikanischen Obstreife
(Januar bis April) die hauptsächlichen Obst-
produktionsländer der Welt kein frisches Obst
liefern können, trifft für beide Länder in gleich
günstiger Weise zu und macht sie fast kon-
kurrenzlos.
Die Förderung des Baumwollbaues in sämt-
lichen Kolonien liegt gleichmäßig im Interesse
der letzteren wie der unter den willkürlichen
Schwankungen der nordamerikanischen Baum-
wollpreise leidenden deutschen Textilindustrie. In
Südwestafrika verbindet der Nordostbezirk mit
geeignetem Boden, Klima und Regenfall für den
Baumwollbau den großen Vorteil gegenüber den
übrigen afrikanischen Kolonien, daß hier, mangels
Vorkommens der Tsetsefliege, die Pflugbespannung
reichlich und billig vorhanden und deshalb die
eigentliche Plantagenkultur bedeutend erleichtert sst.
Es erscheint klar, daß die Ausnutzung aller
dieser Exportmöglichkeiten neben der Erfüllung
der Anforderungen des noch beschränkten inneren
Marktes die Basis zu einer ganz beträchtlichen
Steigerung der Befiedlungsdichtigkeit auf den
zum Ackerbau günstigen Landstrecken bedeuten
würde.
Als Hauptgrundlage einer solchen Entwicklung
muß nur noch hervorgehoben werden: die fort-
schreitende Verbindung der Produktions= mit den
Absatzstellen durch planmäßigen weiteren Ausbau
des Verkehrswesens, der Eisenbahnen, Land-
wege und Hafenanlagen. Neben der von
Swakopmund nach Windhuk führenden Staats-
bahn und der jetzt gleichfalls vollendeten Strecke
Lüderitzbucht—Keetmanshoop hat die etwa 600 km
lange Otavibahn eine besondere Bedeutung
dadurch erreicht, daß sie neben den Kupferminen
von Tsumeb und Otavi auch den landwirtschaft-
lich weitaus wertvollsten Teil des Schutzgebiets
mit der Mitte und der Küste verbindet. Eine
weitere Förderung der Beziehungen zwischen
den Bezug= und Absatzmärkten ist durch die
Zweigstrecke Otavi—Grootfontein erfolgt und wird
durch die östliche Weiterführung dieser Strecke,
wie durch einen Eisenbahnbau von Windhuk nach
Keetmanshoop erreicht werden. Neben den Eisen-
bahnbauten ist die Förderung der Benutzbarkeit
aller öffentlichen Verkehrswege durch Schaffung
genügender Wasserstellen von großer Wichtigkeit.
Die von der Regierung geschaffenen Versuchs-
gärten haben neben der Anstellung wichtiger
Versuche die Aufgabe, Sämereien, Pflänzlinge,
Stecklinge usw. nach Möglichkeit an die Farmer
zu Selbstkostenpreisen abzugeben und so den
Bezug des Materials zur Anlage von Nutz-
kulturen zu erleichtern. Daneben ist von großer
Bedeutung die Bildung landwirtschaftlicher Ge-
nossenschaften, mit dem Zweck, den Absatz der
Farmprodukte, wie den Bezug von landwirt-
schaftlichen Geräten, von Zuchtvieh, von Saatgut
usw. durch gemeinsame Zentralen — etwa nach
amerikanischem Vorbild — zu organisieren. Die
ersten Ansätze zu solchen Genossenschaftsbildungen
sind im letzten Jahre bereits gemacht worden.
Im Anschluß daran wird die Errichtung von
Bodenkreditbanken und die Bildung von Vieh-
versicherungsanstalten unter entsprechender Staats-
hilfe angebahnt werden können.
Von der Regierung wird die Besiedlung
ferner durch an Arzte und Hebammen gewährte
Vorteile und Zuschüsse, durch Errichtung von
Krankenhäusern, durch Ausdehnung der Re-
gierungsschulen u. a. m. gefördert.
Zuzug von deutschen Frauen in die
ländlichen Besiedlungsgebiete hat mit auf Grund
dieser Maßnahmen bereits in erfreulicher Weise
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