Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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ogo. 
Aufforstungen im Schutzgebiet. 
Bericht des Forstassessors Menger über eine Reise 
nach den Quellgebieten des Haho und Schio. 
Die Bereisung des Haho und Schio, welche 
in der Zeit vom 27. März bis 1. Mai ausgeführt 
wurde, hatte den Zweck, zu untersuchen, ob dort 
Aufforstungen im großen möglich und emp- 
fehlenswert seien. Während dieser Reise wurden 
folgende Vegetationsverhältnisse angetroffen: Längs 
der Straße von Lome nach Chetschawi befinden 
sich zahlreiche Farmen; es herrschte hier bis zum 
Schio niedere Buschvegetation vor. Am Schio 
hat sich ein schmaler Waldrest erhalten. Nach 
Ülberschreitung des Schio war ein typisches Bei- 
spiel von Waldverwüstung zu sehen. Auf einer 
Fläche von zwei Hektaren war der Wald in der 
Weise weggeschlagen, daß die schwächeren Stämme 
in Brusthöhe gesällt worden waren, die stärkeren 
Stämme aber eine tiefe Kerbe rings herum er- 
hielten, wodurch naturgemäß ein rasches Absterben 
bewirkt wird. Zur Beschleunigung dieses Ab- 
sterbeprozesses war unter den großen Bäumen 
noch ein mächtiges Feuer angelegt worden. Diese 
Art von Waldrodung sei deshalb hier erwähnt, 
weil vielfach die Ansicht laut wird, daß der Ein- 
geborene viel zu bequem sei und auch nicht die 
nötigen Werkzeuge habe, um einen Wald behufs 
Gewinnung von frischem Farmland zu roden. 
Vom Schio ab vorwärts nimmt die Landschaft 
allmählich Baumsteppencharakter an. Zwischen 
Adetikovhe und Tshakho ist noch da und dort in 
der Baumsteppe die Chlorophors excelsa ver- 
treten, ein Beweis dafür, daß die Zeit nicht 
allzuweit zurückliegt, in welcher dieses Gebiet mit 
Wald bestockt war. Bei Tshakho setzt eine reiche 
Olpalmenvegetation ein, nachdem vom Schio ab 
die Palme sporadisch aufzutreten begonnen hat. 
Diese Olpalmenvegetation wird besonders reich 
einige Kilometer südlich von Chetschawi; hier wird 
die Palme von den Eingeborenen sichtlich in 
eifrige Kultur genommen. Es scheint, daß hier 
die Zusammensetzung des Bodens, welcher bisher 
von vorwiegend sandiger Beschaffenheit war, hier 
aber sandig-lehmig wird, der Palme sehr zusagt; 
ferner scheint hier eine günstige mechanische und 
phyfikalische Beschaffenheit dem Boden die ge- 
nügende Wasserkapazität und Kapillarität zu ver- 
leihen. 
Bon Nuatjä wurde der Marsch nach dem 
Flußgebiete des Haho in Richtung des Weges 
Latime —Torefi angetreten. Eine weit ausgedehnte 
Baumsteppe zeigt sich hier alsbald nach Berlassen 
des Dorfes Adime. Sie setzt sich ohne Unter- 
brechung fort bis an den Fluß Ssido und ist 
  
bald sehr dicht, bald weniger dicht, oft nahezu 
eine Grassteppe. Es ist nicht unwahrscheinlich, 
daß diese wechselnde Dichte ihre Ursache in dem 
häufigen Wechsel von Farmland hat. Die haupt- 
sächliche floristische Zusammensetzung dieser Baum- 
steppe ist: Tamarindus indica, Acacia Suma, 
Prosopis oblonga, Butyrospermum Parkü, Lo- 
Phira alata, Anogeissus leiocarpus, Parkia afri- 
cana. Oft ist die eine, oft die andere dieser 
Holzarten vorherrschend, ja sogar manchmal in 
nahezu reinen, lichten Beständen auftretend. 
Ferner kommen hier häufig, aber fast immer nur 
einzeln stehend folgende Holzarten vor: Ptero- 
carpus erinaceus, Daniella thurifera, Entada 
abyssinica, Afzelia africana, Erythrophloeum 
guineense. Besonders häufig, ja mit einer ge- 
wissen Regelmäßigkeit ist in dieser Baumsteppe 
die durch ihren schönen, astreinen und voll- 
holzigen Wuchs ausgezeichnete Daniella thurifera. 
vertreten. 
Sollte die Untersuchung der technischen Eigen- 
schaften ihres Holzes ein günstiges Resultat er- 
geben, so könnte diese Holzart aus diesem Steppen- 
gebiete in größerer Menge genutzt werden, 
vorausgesetzt natürlich, daß der Transport durch 
die projektierte Bahn Lome—Atakpame er- 
möglicht wird. Auffallend ist in dieser Baum- 
steppe das zahlreiche Vorkommen der wertvollen 
Afzelia africana. 
Anogeissus leiocarpus, welcher sowohl einzeln 
als in kleinen reinen Beständen auftritt, entwickelt 
sich zu besonders schönen langschäftigen und ast- 
reinen Exemplaren in Mischung mit Daniella 
thurifera oder mit Afzelia africana. Der in 
diesem Habitus der Birke sehr ähnliche Echeche- 
baum ist ein ausgesprochenes Lichtholz, d. h. er 
ist eine Holzart, deren Krone sich bald lichtet, 
indem die von den äußeren Blattschichten um- 
schatteten Organe im Kroneninnern nicht mehr 
lebensfähig bleiben. Die oftmals in dieser Baum- 
steppe angetroffenen reinen Echechebestände sind 
selbst bei dichtem Stande in ihrem Kronenraume 
so licht, daß ihr Kronendach die Einwirkung von 
Sonne und Wind nicht in solchem Maße vom 
Boden abzuhalten imstande ist, daß diesem das 
erforderliche Maß von Feuchtigkeit erhalten, ein 
normal verlaufender, stetiger Gang der Humus- 
bildung gesichert, die Laubdecke bewahrt und die 
Entwicklung des Graswuchses hintangehalten 
werden. Vom waldbaulichen Standpunkte aus 
erscheint es daher als nicht empfehlenswert, die 
Begründung reiner Echechebestände vorzunehmen; 
sondern es ist ratsam, diese ausgezeichnete Nutz- 
holzart in gemischtem Bestande zu erziehen. Zur 
Mischung eignen sich nach den gemachten Beob- 
achtungen Daniella thurifere und Afzelia afri- 
cann, da schon das natürliche Vorkommen dieser
	        
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