Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

G 859 0 
Mill. Mark 
Laumwollsamen . 5,8 
Senf ... 2,1 
Rzinussamen 0, 8 
Rechnet man dazu noch die Ole und Fette, 
die als Produkt der Verarbeitung kolonialer 
Rohstoffe von Deutschland bezogen werden — 
wieder unter Ausschluß von Rapsöl, Leinöl u. dgl. 
sowie Baumöl — hinzu, so erhöht sich die oben 
angegebene Summe um 94 456,6 t im Werte 
von 47,8 Millionen Mark. 
Der Bedarf der deutschen Industrie an kolo- 
nialen Olen und Fetten, zu deren Lieferung 
Hamsere eigenen Kolonien beitragen könnten, be- 
zifferte sich demnach im Jahre 1907 auf rund 
173,7 Millionen Mark. 
Daneben erforderte der Bedarf an Olkuchen, 
Olkuchenmehl u. dgl., wie eingangs erwähnt, 
einen Aufwand von 94,3 Millionen Mark. 
Die mitgeteilten Zahlen zeigen, daß es sich 
um ganz bedeutende Summen handelt, die all- 
jährlich zur Befriedigung der in Deutschland vor- 
handenen Nachfrage nach kolonialen Olstoffen auf- 
gewendet werden. Dabei steigert sich der Bedarf 
an Fettstoffen von Jahr zu Jahr, bedingt durch 
die Bevölkerungszunahme einerseits und den 
steigenden Bedarf der Industrie anderseits, den 
die Produktion tierischer Fette nicht zu decken 
vermag. 
Die Zahl der hierbei in Frage kommenden 
Industriezweige ist eine sehr umfangreiche. Allein 
die mit der Herstellung von Olen beschäftigte 
Industrie, die nur zum Teil Verfeinerungsarbeiten 
wie Raffinerien u. dgl. vornimmt, verarbeitet im 
  
Jahre nach sachverständiger Schätzung rund 
1 Million Tonnen Rohmaterial und erzeugt Pro- 
dukte im Werte von 80 Millionen Mark. Das 
in ihr veranlagte Kapital wird ausschließlich 
des Betriebskapitals auf 100 Millionen veranschlagt; 
sie beschäftigt rund 10 000 Arbeiter, denen im 
Jahr rund 15 Million Mark an Löhnen zufließen. 
Berücksichtigt man weiterhin die Ol und Fett 
verarbeitenden Industrien, die eingangs auf- 
geführt wurden, so erhöhen sich diese Ziffern auf 
ein Vielfaches. Genaue Zahlen lassen sich dafür 
nicht angeben, da, wie z. B. in der Seifen= und 
Parfümerieindustrie, neben den pflanzlichen auch 
tierische und mineralische Fette Verwendung finden. 
Es bedarf keiner weiteren Begründung, daß 
es im gemeinsamen Interesse unserer Industrie, 
unserer Arbeiterschaft, unserer gesamten Volks- 
wirtschaft liegen würde, wenn es auch hier gelänge, 
die großen Summen, die unser Bedarf an kolo- 
nialen Olprodukten Jahr für Jahr dem Auslande 
zuführt, der eigenen Volkswirtschaft zu erhalten, 
um damit auch von der Preisstellung des Aus- 
landes, die bislang noch der deutschen Industrie 
ihre Kalkulation vorschreibt, mehr und mehr 
unabhängig zu werden. 
Auch hier ist unseren Kolonien die Aufgabe 
vorbehalten, in immer stärkerem Maße Erzeugungs- 
länder für die von unserer Industrie benötigten 
Rohstoffe zu werden. Sie sind bereits jetzt in der 
Lage, Olrohstoffe zu exportieren. Wie sich ihre 
Ausfuhr in diesen Artikeln über die Küstengrenze 
in den letzten Jahren entwickelt hat, zeigt in 
runden 1000 Mark die nachstehende, auf den amt- 
lichen Denkschriften beruhende Zusammenstellung: 
  
  
  
  
i — 
18990 1900 1901 / 1002 g10903 10904 1000 1000 
. · ’ 
Deutsch- Oafrika . 274,5 502.6 % 1 179 1 047J,7 1275,0 1 155,2 1233.7 
Lamermn 2 115.9 2603,4 2709,4 3820,2 3203,11 2 148,2 2158,6. 2958,0 
Togo 2085.2 2146,y9 3294.1 2 803,.2 1259,6 1417,8 785.52) 008.6 
Südsee — — — 25015 33780 38648.4 41875 51474 
1 i «8978,4;8489,4«8-d(38.10247,7 
Sind die Ausfuhrzahlen unserer Kolonien bis- gie der Losung nahe gebracht haben. Die vom 
lang auch noch nicht groß genug, um einen merk- 
baren Einfluß auf die Marktlage auszuüben, so 
zeigen sie doch eine erfreuliche Aufwärtsbewegung, 
die sich in absehbarer Zeit wohl noch bedeutend 
heben wird. Namentlich die Olpalme soll jetzt 
in rationeller Weise in Kultur genommen werden, 
nachdem sich herausgestellt hat, daß sie in weiten 
Gebieten nicht nur unserer afrikanischen Kolonien, 
sondern auch unserer Besitzungen in der Südsee 
gedeihen kann, und nachdem eingehende Unter- 
suchungen die für die Ausbeutung der Pflanze 
wichtige Frage des Schälens und Knackens der 
Rüsse und des Pressens der ölliefernden Bestand- 
  
Maschinenbauer Haake-Berlin auf Grund eines 
vom Kolonial-Wirtschaftlichen Komitee veranstalteten 
Preisausschreibens gebauten Olfruchtaufbereitungs- 
maschinen haben sich in Kamerun mit Dampf- 
betrieb gut bewährt, so daß beabsichtigt ist, eine 
zweite Anlage hinauszusenden. An der Ver- 
r 1) Ohne Bismarck-Archipel und Kaiser-Wilhelms- 
Land. 
2) Die plötzliche Abnahme der Ausfuhr aus Togo 
wurde durch die außerordentliche Trockenheit der Jahre 
1908 und 1904 veranlaßt, die auch im Jahre 1905 zum 
Teil noch anhielt. Die Olpalmenbestände haben da- 
durch schwer gelitten und erholen sich erst allmählich.
	        
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