Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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E. E. Forsaythh in Ralum steht. Die beiden 
ersteren wohnen auf der Hauptinsel Liueniua, der 
letztere auf einer nur wenige Hundert Quadrat- 
meter großen, mit Palmen bestandenen Sandbank, 
für die die Firma einen jährlichen Pachtzins von 
drei Pfund Sterling an den eingeborenen Eigen- 
tümer entrichten muß. Zur Zeit der deutschen 
Herrschaft trieben außer der Firma Forsayth auch 
die in Deutsch= Neuguinea ansässigen Firmen 
Hernsheim & Co. und J. O. Mouton dort 
Handel, welche jedoch nach dem ÜUbergang der 
Gruppe in englischen Besitz ihre Händler zurück- 
zogen. Auch die Firma Forsayth hat jetzt ihren 
Handel auf Lord-Howe an Lever-Brothers ab- 
getreten. Ein Vertreter der Firma befand sich 
an Bord der „Sumatra“, um die Lagerbestände 
dem Vertreter von Lever Brothers zu übergeben 
und den Forsaythschen Händler nach Herbertshöhe 
zurückzuholen. Mit dem Verschwinden der Firma 
Forsayth aus den Lord-Howe-Inseln haben auch 
die Fahrten, welche der Norddeutsche Lloyd bis- 
her regelmäßig mit seinem Dampfer „Sumatra“ 
nach den britischen Salomons-Inseln ausführte, 
ihr Ende erreicht; die gegenwärtige Fahrt soll 
die letzte sein. 
Am Morgen des 22. Juli verließ die 
„Sumatra“ die Lord-Howe-Gruppe, um nach den 
etwa 40 Seemeilen entfernten Tasman-Inseln zu 
fahren. Diese Inselgruppe bildet ebenso wie die 
Lord-Oowe-Gruppe ein Atoll, ein kreisförmig sich 
hinziehendes, eine Lagune umschließendes Riff- 
band, auf welchem sich in unregelmäßiger Reihen- 
folge eine Anzahl niedriger Inseln und Sand- 
bänke erheben. Eine breite, gefahrlos zu 
passierende Einfahrt befindet sich an der West- 
seite des Atolls. Gegenüber der Einfahrt liegt, 
etwa zohn Seemeilen entfernt, an der Ostseite 
des Atolls die Hauptinsel Nukumanu. Die ganze 
Gruppe besteht aus etwa 20 Inseln verschiedener 
Größe und mehreren Sandbänken. Sämtliche 
Inseln, auch die kleinsten Sandbänke, sind gut 
mit Kokospalmen bestanden. Die Hauptinsel 
Nukumanu besitzt eine Länge von etwa 8000 m, 
ist an verschiedenen Stellen sehr schmal und 
weist an ihrem südlichen Ende, wo sich das Ein- 
geborenendorf befindet, eine Durchschnittsbreite 
von 300 bis 400 m auf. Die Gesamtfläche der 
Gruppe mag etwa 600 bis 700 ha betragen. 
Die Inselgruppe wurde im Jahre 1886 durch 
die Firma Forsayth von den Eingeborenen 
käuflich erworben. Ursprünglich begnügte sich die 
Firma damit, die von den Eingeborenen auf- 
bereitete Kopra gelegentlich durch ihre Schiffe ab- 
holen zu lassen; im letzten Jahre hat sie jedoch 
damit begonnen, die Inseln durchzureinigen und 
zu bepflanzen. Der bisherige Ertrag der Inseln 
an Kopra beläuft sich nach Angabe des For- 
  
saythschen Angestellten auf jährlich durchschnittlich 
60 Tonnen. 
Die Eingeborenen sind polynesischen Ursprungs, 
braun und langhaarig. Sie weisen denselben 
Typus auf wie die Bewohner der Lord-Howe- 
Gruppe, mit welchen sie auch die Sprache ge- 
meinsam haben und in regem Verkehr stehen. 
Als ich in Nukumanu landete, befanden sich 
vierzehn Lord-Howe-Leute dortselbst, die in 
mehreren Kanus herübergekommen waren und 
während der Überfahrt vier Nächte auf der See 
hatten zubringen müssen. Die Eingeborenen sind 
durchweg große, kräftige Gestalten mit hübschen, 
häufig etwas weichlichen Gesichtszügen. Der 
ganze Körper, sowohl der Männer als auch der 
Frauen, ist tätowiert. Hautkrankheiten habe ich 
im Gegensatz zu den Lord-Howe-Leuten nicht be- 
obachtet; lediglich zwei der zu Besuch anwesenden 
Lord-Howe-Leute waren stark mit Ringwurm 
behaftet. 
Die sämtlichen Eingeborenen der Gruppe 
leben auf der Südseite der Insel Nukumannu in 
einem großen Dorfe unter einem Häuptling zu- 
sammen. Die Häuptlingswürde ist im Mannes- 
stamme auf den Bruder vererblich. Der derzeitige 
Häuptling Wialli, ein etwa 35 jähriger Mann, 
wurde von dem Berichterstatter als Häuptling 
bestätigt und mit Häuptlingsstock und Mütze be- 
kleidet. Das Dorf ist von breiten, mit weißem 
Sand bedeckten Wegen durchzogen, zahlreiche 
Kanus liegen am Iunnenstrande. Die Hütten 
sind groß und geräumig, ich fand in ihnen neben 
reichlichen Nahrungsmitteln viele Gebrauchs- 
gegenstände, insbesondere Kochtöpfe, Fischgeräte, 
Lampen und Petroleum, welche die Eingeborenen 
von dem Forsaythschen Angestellten eingehandelt 
hatten. Auch zahlreiche Hühner liefen herum, 
einen in einem Eingeborenendorf ungewöhnlichen 
Anblick bot eine Ente mit 15 Jungen, welche 
mir der Häuptling mit Stolz als sein Eigentum 
zeigte. Dagegen fehlten Schweine, von welchen 
ich einige in Lord-Howe gesehen hatte, gänzlich. 
Die Firma Forsayth sieht mit Rücksicht auf die 
jungen Kokospflanzungen von der Einführung 
derselben ab. In der Nähe des Dorfes befindet 
sich das Ahnenhaus, etwas weiter abseits der 
Begräbnisplatz. Der letztere ist ungepflegt und 
mit Gras bewachsen und macht im Gegensatz zu 
dem sorgsam gepflegten Friedhof in Linenina 
(Lord-Howe-Inseln) einen geradezu kläglichen 
Eindruck. 
Die Bevölkerung ist in dauerndem Nieder- 
gang begriffen. Im Jahre 1900 zählte 
Parkinsson (R. Parkinsson, dreißig Jahre in der 
Südsee. Stuttgart 1907. Seite 517) annähernd 
300 Leute. Anfangs des vorigen Jahres, als 
der Forsaythsche Angestellte sich in Nukumann
	        
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