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E. E. Forsaythh in Ralum steht. Die beiden
ersteren wohnen auf der Hauptinsel Liueniua, der
letztere auf einer nur wenige Hundert Quadrat-
meter großen, mit Palmen bestandenen Sandbank,
für die die Firma einen jährlichen Pachtzins von
drei Pfund Sterling an den eingeborenen Eigen-
tümer entrichten muß. Zur Zeit der deutschen
Herrschaft trieben außer der Firma Forsayth auch
die in Deutsch= Neuguinea ansässigen Firmen
Hernsheim & Co. und J. O. Mouton dort
Handel, welche jedoch nach dem ÜUbergang der
Gruppe in englischen Besitz ihre Händler zurück-
zogen. Auch die Firma Forsayth hat jetzt ihren
Handel auf Lord-Howe an Lever-Brothers ab-
getreten. Ein Vertreter der Firma befand sich
an Bord der „Sumatra“, um die Lagerbestände
dem Vertreter von Lever Brothers zu übergeben
und den Forsaythschen Händler nach Herbertshöhe
zurückzuholen. Mit dem Verschwinden der Firma
Forsayth aus den Lord-Howe-Inseln haben auch
die Fahrten, welche der Norddeutsche Lloyd bis-
her regelmäßig mit seinem Dampfer „Sumatra“
nach den britischen Salomons-Inseln ausführte,
ihr Ende erreicht; die gegenwärtige Fahrt soll
die letzte sein.
Am Morgen des 22. Juli verließ die
„Sumatra“ die Lord-Howe-Gruppe, um nach den
etwa 40 Seemeilen entfernten Tasman-Inseln zu
fahren. Diese Inselgruppe bildet ebenso wie die
Lord-Oowe-Gruppe ein Atoll, ein kreisförmig sich
hinziehendes, eine Lagune umschließendes Riff-
band, auf welchem sich in unregelmäßiger Reihen-
folge eine Anzahl niedriger Inseln und Sand-
bänke erheben. Eine breite, gefahrlos zu
passierende Einfahrt befindet sich an der West-
seite des Atolls. Gegenüber der Einfahrt liegt,
etwa zohn Seemeilen entfernt, an der Ostseite
des Atolls die Hauptinsel Nukumanu. Die ganze
Gruppe besteht aus etwa 20 Inseln verschiedener
Größe und mehreren Sandbänken. Sämtliche
Inseln, auch die kleinsten Sandbänke, sind gut
mit Kokospalmen bestanden. Die Hauptinsel
Nukumanu besitzt eine Länge von etwa 8000 m,
ist an verschiedenen Stellen sehr schmal und
weist an ihrem südlichen Ende, wo sich das Ein-
geborenendorf befindet, eine Durchschnittsbreite
von 300 bis 400 m auf. Die Gesamtfläche der
Gruppe mag etwa 600 bis 700 ha betragen.
Die Inselgruppe wurde im Jahre 1886 durch
die Firma Forsayth von den Eingeborenen
käuflich erworben. Ursprünglich begnügte sich die
Firma damit, die von den Eingeborenen auf-
bereitete Kopra gelegentlich durch ihre Schiffe ab-
holen zu lassen; im letzten Jahre hat sie jedoch
damit begonnen, die Inseln durchzureinigen und
zu bepflanzen. Der bisherige Ertrag der Inseln
an Kopra beläuft sich nach Angabe des For-
saythschen Angestellten auf jährlich durchschnittlich
60 Tonnen.
Die Eingeborenen sind polynesischen Ursprungs,
braun und langhaarig. Sie weisen denselben
Typus auf wie die Bewohner der Lord-Howe-
Gruppe, mit welchen sie auch die Sprache ge-
meinsam haben und in regem Verkehr stehen.
Als ich in Nukumanu landete, befanden sich
vierzehn Lord-Howe-Leute dortselbst, die in
mehreren Kanus herübergekommen waren und
während der Überfahrt vier Nächte auf der See
hatten zubringen müssen. Die Eingeborenen sind
durchweg große, kräftige Gestalten mit hübschen,
häufig etwas weichlichen Gesichtszügen. Der
ganze Körper, sowohl der Männer als auch der
Frauen, ist tätowiert. Hautkrankheiten habe ich
im Gegensatz zu den Lord-Howe-Leuten nicht be-
obachtet; lediglich zwei der zu Besuch anwesenden
Lord-Howe-Leute waren stark mit Ringwurm
behaftet.
Die sämtlichen Eingeborenen der Gruppe
leben auf der Südseite der Insel Nukumannu in
einem großen Dorfe unter einem Häuptling zu-
sammen. Die Häuptlingswürde ist im Mannes-
stamme auf den Bruder vererblich. Der derzeitige
Häuptling Wialli, ein etwa 35 jähriger Mann,
wurde von dem Berichterstatter als Häuptling
bestätigt und mit Häuptlingsstock und Mütze be-
kleidet. Das Dorf ist von breiten, mit weißem
Sand bedeckten Wegen durchzogen, zahlreiche
Kanus liegen am Iunnenstrande. Die Hütten
sind groß und geräumig, ich fand in ihnen neben
reichlichen Nahrungsmitteln viele Gebrauchs-
gegenstände, insbesondere Kochtöpfe, Fischgeräte,
Lampen und Petroleum, welche die Eingeborenen
von dem Forsaythschen Angestellten eingehandelt
hatten. Auch zahlreiche Hühner liefen herum,
einen in einem Eingeborenendorf ungewöhnlichen
Anblick bot eine Ente mit 15 Jungen, welche
mir der Häuptling mit Stolz als sein Eigentum
zeigte. Dagegen fehlten Schweine, von welchen
ich einige in Lord-Howe gesehen hatte, gänzlich.
Die Firma Forsayth sieht mit Rücksicht auf die
jungen Kokospflanzungen von der Einführung
derselben ab. In der Nähe des Dorfes befindet
sich das Ahnenhaus, etwas weiter abseits der
Begräbnisplatz. Der letztere ist ungepflegt und
mit Gras bewachsen und macht im Gegensatz zu
dem sorgsam gepflegten Friedhof in Linenina
(Lord-Howe-Inseln) einen geradezu kläglichen
Eindruck.
Die Bevölkerung ist in dauerndem Nieder-
gang begriffen. Im Jahre 1900 zählte
Parkinsson (R. Parkinsson, dreißig Jahre in der
Südsee. Stuttgart 1907. Seite 517) annähernd
300 Leute. Anfangs des vorigen Jahres, als
der Forsaythsche Angestellte sich in Nukumann