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eignet. Einen Beweis hierfür liefert die große
Palmenschamba der Kommune Lindi, die etwa
20 000 gut stehende Bäume enthält.
Moskitos wurden sehr wenig bemerkt, trotzdem
die Arbeiten der Expedition zum Teil noch in
der Regenzeit stattfanden. Bemerkbar machten
sich Moskitos nur in der Rowumaebene. Wild
gab es in der Grenzzone nicht, nur einmal wurde
eine Kifaruspur gekreuzt.
Die Bevölkerung hat der Grenzexpedition
gute Dienste geleistet, soweit es sich um die in
Kionga und Umgebung ansässigen Wasuaheli
handelt. Die Anwohner der Grenze und die
übrigen, eine gemischte aus Wamakonde und
Wajao, auch einzelnen Wandonde bestehende Be-
völkerung sind noch scheu dem Europäer gegen-
über, der ihnen bisher ein äußerst seltener An-
blick gewesen ist.
Die vorherrschenden Kulturen sind Mtama
und Mais, am Rowuma wird Reis gebaut.
Die Produkte werden an die Inder nach Kionga
verkauft. Die diesjährige Ernte war sehr gut.
Die Expedition hatte nirgends mit Verpflegungs-
mangel zu kämpfen. In Kionga kostete eine
Last Mais (60 Pfund) 1,7 Rps., an der Grenze
kaufte dann die Expedition dasselbe Quantum,
unter Umgehung der Kionga-Inder, für 1 Rps.
Zu Anlagen von Kulturen werden Flächen
ausgesucht, die mit besonders dickem Busch be-
standen sind, einmal wohl deshalb, weil solchem
Boden noch eine große Kraft innewohnt, ferner
aber besonders darum, weil das Feld nach der
Rodung bis zur Ernte ziemlich frei von Unkraut
bleibt, während beim Bebauen von Grasland
angeblich zwei= bis dreimal gereinigt werden
muß. Da der Kiongadistrikt recht bevölkert ist,
wird in absehbarer Zeit der Busch allenthalben
verschwunden sein.
Der Export des Kiongadistriktes besteht aus
Mtama, Mais, Kopra, Erdnuß, Reis, Kopal.
Kautschuk und Rollentabak werden durch die
Machembaleute aus dem Portugiesischen herüber-
geschm#ggelt. Der Zug des Handels ist jeden-
falls nach Kionga und nicht nach der porm-
giesischen Station Palmas gerichtet.
Die Besetzung des Zollpostens Kionga durch
einen Europäer ist vielleicht der Erwägung wert.
Ein gut gebautes Haus ist vorhanden. Durch
die Militärstation Palmas, durch die kleinen
Posten Kianga und Nakwedanga wird von seiten
der portugiesischen Verwaltung die ganze Grenz-
zone beherrscht.
Die kleine Negerstadt Kionga zeichnet sich
durch auffallend große, nach Suaheliart gebaute
Häuser und durch große Sauberkeit aus. Jch
schätze die Bewohnerschaft des Kiongadistriktes
auf 5000 bis 6000 Köpfe.
Der Bezirksamtmann von Lindi war noch
vor Beendigung der Grenzerpedition erschienen
und ließ auf meinen Vorschlag mit der Anlage
eines Schensiweges längs des Grenzaushaues,
und zwar auf unserer Seite, beginnen. Das-
selbe taten die Portugiesen. Da diese Schensi-
wege als kürzeste Verbindungen und bei der
reichlichen Anwohnerschaft sehr begangen sein
werden, so ist damit erreicht, daß die Pfeilerlinie
vor Verwachsung gesichert wird. Ferner sollen
die Pfeiler, von Ras Lipun beginnend, mit einer
durchlaufenden, deutlich erkeunnbaren Numerierung
auf unserer Seite versehen werden.
Die politischen Verhältnisse im Kiongadistrikt
geben zu keinen besonderen Bemerkungen Ver-
anlassung. Die Bevölkerung ist friedlich und hat
sich auch am maji-masi-Ausstande nicht beteiligt.
Sie weiß offenbar unsere geregelte Verwaltung
zu schätzen. Südlich der, Grenze sind die po-
litischen Verhältuisse gekennzeichnet durch das
Wort „Machemba“. Dieser seinerzeit von uns
vertriebene Häuptling ist jetzt dort zu großer
Macht gelangt und regiert in dem von ihm
okkupierten Waldgebiete. Er verbietet den Ein-
geborenen, Steuern zu zahlen, brennt Hütten
nieder bis auf einen Tagesmarsch nach Palmas
heran, kauft und verkauft Sklaven usw. Aller-
dings gibt es südlich der Grenze auch viel Ge-
sindel, das auf Machembas Namen sündigt.