Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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zwei Häuser zusammengeschrumpft, die große 
Mehrzahl der Farmen war eingegangen. Ein 
Jahrzehnt war vergangen, neue Ansiedler, die 
fähig und willig waren, hart zu arbeiten, und 
die mit Trockenackerland und Berieselung ver- 
traut waren, kamen ins Land und jetzt erfreut 
sich das Land eines gesunden und bleibenden 
Wohlstandes. Ein anderes Mal erlebte ich, wie 
ein ganzer Distrikt für die Schafzucht als un- 
brauchbar erachtet wurde, weil eine Gesellschaft 
ohne viel Geld, aber doch noch mit mehr Geld 
als Erfahrung, einige törichte Versuche in Schaf- 
zucht angestellt hatte. Unter anderem wurde in 
meiner unmittelbaren Nachbarschaft der Versuch 
gemacht, eine große Herde mit einem ehemaligen 
Telegraphenarbeiter als Hirten und zwei Neu- 
fundländern zu weiden. Und heute bildet die 
Schafzucht eine der Haupteinnahmequellen jenes 
Landes. Lassen Sie sich nicht durch ergebnislose 
Versuche entmutigen. Der Pessimist ist nie ein 
kompetenter Beurteiler. 
Zum zweiten möchte ich noch über die Persön- 
lichkeit des Ansiedlers selbst sprechen. Wohl kann 
die Regierung vieles tun, aber der wichtigste und 
ausschlaggebendste Faktor für den Erfolg jedes 
Ansiedlers bleiben die eigenen Fähigkeiten und 
der eigene Charakter. Er mag wohl manchmal 
berechtigt sein, die Regierung um Hilfe und Unter- 
stützung anzugehen, aber man kann mit absoluter 
Sicherheit annehmen, daß ein Pfund Klagen über 
das Gouvernement nicht so viel helfen, wie eine 
Unze eigener Arbeit. Der Farmer bedarf nur 
einer wirklichen Arbeitsfähigkeit, die besondere 
Vorbereitungen und Tüchtigkeit erfordert. Der 
bleibende Erfolg Ihres Landes wird von der 
Arbeit des Farmers abhängen. Die Entdeckung 
eines reichen Minerallagers würde wohl von 
Vorteil sein, aber sie hat lange nicht die nach- 
haltige Bedeutung wie das Wohlergehen der 
Farmer. Ein plötzliches Aufblühen und ein paar 
große Vermögen ohne Ziel und Richtung würden 
an Stelle einer stetig wachsenden bodenständigen 
Ansiedler-Bevölkerung treten. Die Landwirtschaft 
ist eine Wissenschaft wie jede andere, und keinem 
Landwirt könnte es einfallen, über Nacht Buch- 
halter oder Rechtsanwalt zu werden. Trotzdem 
kommen in jedes neue Land Leute, Buchhalter 
und Advokaten; Leute, die niemals harte Arbeit 
für ihren Unterhalt geleistet haben, die da glauben, 
plötzlich erfolgreiche Farmer werden zu können. 
Auch im Westen habe ich solche Leute getroffen, 
gewöhnlich junge Burschen aus den Oststaaten 
oder aus England, die vielleicht überhaupt nie- 
mals gearbeitet hatten oder die nicht übertrieben 
erfolgreich als Schreiber oder in irgend einer 
anderen sitzenden Lebensweise tätig gewesen waren. 
Sie kamen mit geringem Kapital, das sie ohne 
  
Vorkenntnisse anlegen wollten. Sie versuchten 
mit halber Kraft zu arbeiten in einer Tätigkeit, 
die ihnen völlig fremd war. Wenn sie nicht 
gerade außerordentlich befähigt waren, blieben sie 
zurück im Hasten des Lebens und wurden all- 
mählich haltlose Existenzen, die von dem lebten, 
was ihre Familien ihnen hinaussandten. Seit ich 
hier bin, habe ich mehr als einen jungen Mann 
kennen gelernt, welcher mit fünfhundert oder 
tausend Pfund hierher kam und nicht die geringste 
Erfahrung besaß, die ihn zum ostafrikanischen 
Farmer befähigt hätte. Wenn mich ein solcher 
junger Mann um Rat fragen würde, dem würde 
ich sagen, Farmer werden heißt nicht ein Sports- 
leben treiben und darf nicht als Spiel betrachtet 
werden, und ich würde ihm empfehlen, sein Geld 
auf eine Bank zu geben und zuerst mindestens 
zwei Jahre lang bei einem wirklichen Farmer hart 
zu arbeiten und zu lernen. Besteht er diese 
Prüfung, dann gut, wenn nicht, so hat er den 
schlagenden Beweis geliefert, daß seine Gegenwart 
weder für ihn noch für die Kolonie von Vorteil 
ist. Aber auch für den alten Landwirt von Beruf, 
der hinauskommt, ist größte Anpassungsfähigkeit 
an die Produktionsbedingungen des neuen Landes 
erforderlich. Lassen Sie wissenschaftlich gebildete 
Landwirte aus der Heimat und landwirtschaftliche 
Pioniere, Briten oder Holländer aus Südafrika, 
die ihr ganzes Leben auf Neuland zugebracht 
haben, hierher kommen, und suchen Sie von 
denen zu lernen. Der wissenschaftlich und spezi- 
alisiert ausgebildete Landwirt der alten Welt mit 
seinen modernen Methoden und Geräten, und der 
rauhe Farmer, der gewohnt ist, Urland zu be- 
bauen, beide Typen werden sich mit Vorteil er- 
gänzen. Besonders die Regierungsfarmen werden 
hier mit gutem Beispiel vorangehen müssen. 
Mit einem Schlußappell an die Ansiedler, 
Beamten und Missionare, zusammenzustehen und 
das Land in eine Kolonie „des weißen Mannes“ 
verwandeln zu helfen, schloß Präsident Roosevelt 
unter lebhaftem Beifall seine Rede. 
— 
"Soologische Sammlung. 
Von dem auf einer Expedition in Kamerun 
gefallenen Oberleutnant Reuter sind folgende 
Tiere gesammelt und durch seinen Vater dem 
Zoologischen Museum als Geschenk überwiesen 
worden: 
17 verschiedene Arten von Säugetieren (2 ganze 
Tiere in Alkohol, 1 Skelett, 8 Felle, 5 Schädel 
und 7 Gehörne), 
4 Schildkröten, 
80 Schmetterlinge, 
20 Käfer und einige andere Insekten.
	        
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