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besonders was die Größe der Steine anlangte;
daher konzentrierte sich das Hauptinteresse der
Diamantsucher in den folgenden Monaten auf
dieses Gebiet. Eine ganze Anzahl von Schürf-
gesellschaften wurde gegründet und belegte hier
ihre Felder. Im Juni 1909 bemächtigte sich
lpdie Schürftätigkeit des Gebietes nördlich des 26°
südlicher Breite, das nicht gesperrt war. So
wurden beim Sattelhügel, Spencerbucht, den
Osterklippen und noch weiter nördlich eine Anzahl
Diamantfelder gestreckt, doch ist über ihre Er-
giebigkeit noch nichts Näheres bekannt geworden.
Es mag noch erwähnt werden, daß bereits
im Jahre 1906 ein Bur in Lüderitzbucht auf-
tauchte, welcher bei Kolmanskop Diamanten ge-
funden haben wollte, aber niemand schenkte ihm
Glauben. Fachgelehrte, welche den Fund hätten
prüfen können, befanden sich aber damals nicht an
Ort und Stelle. Gerüchtweise muß auch wohl der
Teniaexpedition, welche 1906 von England aus-
gerüstet wurde, um nach einem Diamantschatz zu
fahnden, das Vorkommen der Diamanten bekannt
gewesen sein; doch hatte die Expedition keinen
Erfolg, da die Engländer das Landen auf den
Guanoinseln verboten, um die Guano produ-
zierenden Vögel nicht zu stören, Deutschland aber
auch kein Interesse daran hatte, den Besuch der
Küste von Deutsch-Südwestafrika zu gestatten.
Ferner wußten schon seit alter Zeit mit einer
Hartnäckigkeit im Schutzgebiet umgehende Gerüchte
von dem sogen. „Hottentottenparadies“, das südlich
des Kuiseb in der Küstenwüste liegen sollte, fabel-
hafte Diamantfunde zu vermelden. Wenn diese
Gerüchte auf Wahrheit beruhen, würden südlich
des Kuiseb noch weitere Lagerstätten zu er-
warten sein.
Die Entdeckung der Diamanten ist ausführ-
licher geschildert als es wohl dem Fachgelehrten
nötig erscheinen mag, doch schien es mir für die
Allgemeinheit von Interesse, die Entstehung des
deutschen Diamantabbaus eingehender darzustellen.
2.
Die geologische Natur der Lagerstätten.
Wie in dem ersten oben angezogenen Bericht
hervorgehoben wurde, liegen die Diamanten auf
sekundärer Lagerstätte. Der nächste Gedanke war
natürlich der, daß nicht allzuweit von den bekannt
gewordenen Vorkommen eine primäre Lagerstätte
eine sogen. „Pipe“ befände. Das Suchen nach
einer solchen ist bis jetzt erfolglos geblieben. Bald
mehrten sich die Diamantfunde und ordneten sich
immer mehr parallel zur Küste an, so daß für
den Fachmann ein Zusammenhang zwischen dem
Küstenverlauf und den Diamantlagerstätten wahr-
scheinlich wurde. Das ist denn auch der Kern-
punkt der Theorien, die sich mit Erklärungsver-
suchen der Herkunft der Diamanten befassen.
Darüber liegen zwei Arbeiten vor: eine von
Merensky, der für eine Johannisburger Inter-
essentengruppe reichlich einen Monat im Diamant-
gebiet verweilte und die andere von Lotz, welcher
früher schon längere Zeit in und um Lüderitz-
bucht als Regierungsgeologe tätig gewesen war
und gleichfalls die Fundstellen bei Kolmanskop
kannte. «
Merensky") gelangt auf Grund sorgfältiger
Studien zu dem Schluß, daß die Diamanten in
Kreideschichten vorkommen, welche dann wieder
größtenteils vernichtet und zwar im wesentlichen
durch den Wind ausgeblasen sind, und so eine enorme
Konzentration der Diamanten bedingt haben. Von
etwa 75 Metern Mächtigkeit soll der Kreide-
komplex auf wenige Dezimeter zusammengeschrumpft
sein. Nur diese angereicherten Partien liefern
bauwürdige Areale. Der Gesamtvorrat, der
Merensky damals (Januar 1909) bekannten
Felder wird auf 1,5 Millionen Karat Diamanten
geschätzt —, auch schon für den damaligen Stand
unserer Kenntnisse eine äußerst niedrige Taxation.
Sein Resümee lautet: Die Diamantvorkommen
von Lüderitzbucht müssen im höchsten Maße das
Interesse des Hochgelehrten beanspruchen. — Die
Diamanten kommen nur in geringer Menge in
kiesigen Sanden vor. Die Gewinnung derselben
aus den unzerstörten Sandsteinen wird unrationell
sein. Nur die Windkonzentration schafft bezahl-
bare Areale. Die Gesamtmenge der auf den
bis jetzt bekannten Feldern vorhandenen Dia-
manten dürfte 1½ Millionen Karat betragen.
Nach dem Inland zu und nach Süden können
*) H. Merensky: Die Diamantvorkommen in
Lüderitzland, Deutsch-Südwestafrika. Zeitschrift für
praktische Geologie. XVII (1909), Heft 3 (März).
Auch englisch in den Transactions of the Ciecological
Societx of South Afrika vol. XII. 1900, read 15. III. O09.
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