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& gönin plnevu genannt, bei dem Knaben und
Jünglinge auf nin -— Bänken vor der ver-
sammelten Gemeinde zur Schau sitzen und dann
auf dem im letzten Bericht erwähnten Wurzeltisch,
dem Kamba — Baum, nacheinander ihre erste
öffentliche Ansprache halten. Andere in einem
abseits gelegenen Männerhof gleichzeitig statt-
findende Totenfestlichkeiten für die Frauen blieben
streng geheim. Bei diesen, oära genannt, spielte
ein mit leuchtenden Farben bemaltes Flecht= oder
Bindewerk in Gestalt eines Riesenrades die Haupt-
rolle. Es stellt den Aufgang der Sonne über
dem brandenden Meere, über Wolken und Riffen
dar, und heißt malanggan oder king makt,
die „neue Sonne“, und wer seinen Kopf durch
das Loch in der Mitte, die Radnabe, steckt, er-
hält diesen Namen und muß noch eine Reihe von
Wochen am geweihten Platze wohnen bleiben,
bis er sich wieder vor den Frauen zeigen darf.
Sah eine Frau noch bis vor wenig Jahren ein
solches malanggan, war ihr der Tod durch Er-
hängen sicher, den sie meist selbst von eigener
Hand freiwillig erlitt. Denn eine Frau der Vor-
zeit hatte auch also gehandelt, nachdem sie die
Kunst der Anfertigung den Dämonen abgesehen
und ihren Söhnen mitgeteilt hatte.
Während die bekannten Schnitzwerke des
Nordens meist leicht käuflich sind und auch von
Frauen gesehen werden dürfen, ist das Sonnen-
malanggan im Känabugebiet streng geheim und
heilig.
Es gelang nicht, trotz Aufbietung aller Mittel,
eine solche Sonne für das Berliner Museum für
Bölkerkunde zu erwerben; sie wurden am Fest-
platz unweigerlich verbrannt. Da indes Frau
Krämer, der man den Zutritt als einer Weißen
nicht wehrte, Aquarelle und Zeichnungen von den
genannten Sonnen angefertigt hat, so wird es
wenigstens möglich sein, im Bilde diese eigen-
artigsten Gebilde der Eingeborenenkunst und
Phantasie zu zeigen.
Es war eine der Hauptaufgaben der folgenden
Zeit, solche und ähnliche Feste an den verschiedenen
Plätzen zu beobachten, um möglichst viel Material
zu sammeln, und so vergingen die Apriltage
unter steten Märschen die Küste hinauf und hinab.
Bald war man im Norden in Läsu und Lan-
gania, bald im äußersten Süden des Gebiets,
bald führte der Weg ins Innere auf die Berge,
wo in Tegarot ein Fest der Weiberweihe und
in Lembundan eine Ulifestlichkeit stattfand, die
mit ähnlichen Teilfeiern an der Küste wertvolle
Ausschlüsse über diese Art der malanggane brachten.
Der anstrengendste Teil dieser Erkursionen war
der Aufstieg nach dem großen Bergdorf Lelet,
dessen zwei Hauptteile Lembin und Lenkamen
ungefähr 1000 Meter hoch liegen, einige Sprengel
etwas höher, einige etwas tiefer, in einem grofte
weiten Kessel verstreut.
Das Gebirge von Nord-Neu-Mecklenburg, da-
Schleinitzgebirge, besteht in der Hauptsache au-
einem Gebirgskamm, der als Rückgrat der Iniel
von Nordwest nach Südost zieht und die Höbe
von 1000 Metern kaum erreichen dürfte. Au
der Strecke von Lamasong oder Panagundu
(Ost) nach Lemau (West) ist der Kamm nach
Krämers Messung rund 700 Meter hoch. Von
hier aus südwärts erweitert sich die Insel spindel-
förmig bis zur südlichen Landenge von nKarn,
wo die Breite des Landes etwa 10 Kilome#r
beträgt. Hier liegt ein Gebirgsstock, der die
nördlich und südlich gelegenen Höhen deutllich
überragt. Er erhält dadurch sein Gepräge, daß
vom Hauptkamm sich eine Reihe von Ausläufein
nordwärts zur Küste wendet, von denen der im-
posante Basokämbang mit einem hohen, weitbin
sichtbaren Kap bei dem Dorfe Bimbuve endet
und den Südabschluß der malerischen Kandan-
bucht bildet. Von dem Orte Kandan, in der
gleichnamigen Bucht, stiegen Herr und Frau
Krämer am 26. April an der westlichen Flanke
des Basokambang hinauf, erst durch dichten Wald
500 Meter hoch bis Bökanking, einem Sprengel
der großen Buschdorfgemeinde Lévinko. Ter
Stammplatz Lévinko wurde in 800 Meter Löhe
erreicht. Die Häuser waren verlassen, da der
Großhäuptling vor einigen Monaten gestorben
war. Der Platz ist von seltener Schönheit; man
sieht im Nordwesten unter sich die ganze Küme
bis Fesoa, nordwärts in nächster Nähe die
Fisher-Gardner-Insel, östlich landeinwärt
liegt der Berg Bélemben, die höchste Erhebung
im Nordteil des Gebirgstocks. Prächtige Furn-
wälder umgeben den Platz. Das langsam an-
steigende Plateau weiterhin südlich zeigt als
Begetation meist Alangalanggras, Braken, Crcht
deen, Liliaceen und Melastomaceen. Wenn man
nach sieben Wegstunden, nach Passieren des Dortc=
Katürn, den erwähnten Dorfteil Lembin errent:
und einen dort zentral gelegenen niedrigen. nur
mit niedrigem Buschwerk bestandenen Kegelberg.
namens Latkälen, besteigt, so übersicht man das
ganze kesselförmige, weite Hochfeld. Es sieht aus
wie ein riesiger Krater, mit unzähligen Eruptions=
kegeln von 50 bis 100 Mcetern Höhe, dazwischen
Täler und Schluchten; trichterförmige Einbrüchr
sind in Masse vorhanden, in Gestalt den Maarin
der Eifel nicht unähnlich. Und doch ist alles
Kalk, weit und breit, bis auf die Spiten der
Gebirgskämme hinauf. Südlich liegt der Laudt-
kamm mit dem wenig darüber sich erhebender
tafelförigen Tumbumbo, an dessen Fuß Len-
kämen liegt; östlich liegt der hohe Nordausläukfel
des Basokambang und unmittelbar über Lembin