Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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Streifen steht unter Wasser. Die Warapu-Lagune 
und die Zissano-Lagune stehen in Verbindung, so 
daß man von Zissano bis Arup mit dem Kanoe 
durch den abgestorbenen Urwald fährt. Tausende 
von Kokospalmen sind eingegangen. Arup und 
Zissano haben gelitten, am schwersten jedoch 
Warapu. Nur einige besonders gut gebaute 
Häuser sehen dort mit den Dächern noch aus dem 
Wasser. Die Warapus leben zerstreut im Busch. 
Ich hoffe daß sie ihren Entschluß, an der Küste 
wieder eine Niederlassung zu gründen, ausführen 
werden. 
Die Handelsstation der Neu-Guinea-Compagnie 
in Arup ist versandet, die Gebäude sind zerstört. 
Nunmehr ging ich gegen Zissano vor, da 
die Aufforderung zur Auslieferung der Schuldigen 
erfolglos gewesen war. Wir kamen bald in die 
Sagosümpfe am Arnoldfluß. Nach längerem 
schwierigen Marsche trafen wir auf eine vor- 
geschobene feindliche Abteilung. Die Eingeborenen 
flohen unter Verlust eines Mannes. Bei der 
Verfolgung trafen wir auf einen lagunenartigen, 
sehr tiefen und schlammigen Fluß. Ich sandte 
die Truppe unter ihren Unteroffizieren hinüber, 
um die Verfolgung aufzunehmen. Meine Leute 
stießen bald auf das Lager der Eingeborenen, 
deren Hütten nur aus einigen grünen Blättern 
  
bestanden. Ein Teil der Männer hielt zunächst 
Stand. Die Eingeborenen flohen jedoch nach 
kurzem Gefecht über den Arnoldfluß. Hier mußte 
die Verfolgung aufhören. 
Den Eingeborenen ist (und darin liegt haupt- 
sächlich der Erfolg unseres Vorgehens), gezeigt 
worden, daß sie auch im Busch und Sagosumpf 
von der Truppe aufgefunden werden. Sie waren 
zuerst allgemein der Ansicht, daß sie bei der An- 
näherung eines Expeditionskorps nur in den 
Busch zu laufen brauchten, um in Sicherheit 
zu sein. 
Von weiterem Vorgehen nahm ich vorläufig 
Abstand, ließ den Leuten vielmehr sagen, sie 
sollten in ihre Dörfer zurückkehren und keinerlei 
Feindseligkeiten mehr unternehmen, sonst käme 
ich wieder und sie würden dann nicht so leichten 
Kaufes davonkommen. 
In den vier treu gebliebenen Däörfern setzte 
ich einen Häuptling und zwei Tultuls ein. So- 
dann kehrte ich nach Eitapé zurück. 
Später meldete Händler Schultz, daß die Be- 
wohner von drei Dörfern zurückgekehrt seien und 
bereits wieder Kopra schnitten. Das vierte Dorf 
verhält sich zwar noch feindlich, kann aber allein 
nichts ausrichten und bedeutet somit keine weitere 
Gefahr für den Landdfrieden. 
  
  
  
Kolonialwirtschaftliche Mitteilungen. 
Kus dem „Tropenpflanzer“. 
Das Februarheft des „Tropenpflanzer“ enthält 
an erster Stelle einen beachtenswerten Aufsatz 
über die Zukunft des Parakautschuks am 
Amazonas von Dr. Berkhout, ostind. Forst- 
meister a. D. Der Verfasser versucht darzulegen, 
daß der Kautschukexport Brasiliens nach einigen 
Jahren abnehmen müsse, während andere Sach- 
verständige der Meinung sind, die Kautschuk- 
produktion Brasiliens werde bei herabgehenden 
Preisen nicht aufhören, sondern aus gewissen 
Gründen in noch stärkerem Maße einsetzen. 
Dr. Berkhout sucht seine Behauptung, abgesehen 
von anderen Gründen, hauptsächlich auf den 
Umstand zu stützen, daß die Plantagen Asiens 
ihre Produkte weit billiger auf den Markt bringen 
könnten als die Urwälder des Amazonas. Während 
auf der Plantage bei einem Preise von 2 bis 
3./¼ pro Kilogramm die Ernte= und Verwaltungs- 
kosten gedeckt würden und sich das Anlagekapital 
noch mit 10 v. H. verzinste, kämen die Produktions= 
  
kosten eines Kilos Kautschuk in Brasilien auf 
wenigstens 5 .7 zu stehen. 
In einem weiteren Artikel behandelt L. Fri- 
derici, Cordoba, die Landwirtschaft Argen- 
tiniens, die in dem letzten Jahrzehnt einen so 
gewaltigen Aufschwung genommen hat, mit be- 
sonderer Berücksichtigung der Erdnuß= und Reis- 
kultur. 
Dieser Nummer liegt als 1. Beiheft des Jahres 
eine größere Arbeit von Professor Dr. Fitting 
bei: Physiologische Grundlagen zur Be- 
wertung der Zapfmethoden bei Kautschuk- 
bäumen nach einigen Versuchen an Hevea 
brasiliensis. Der Verfasser hat durch Ermittlung 
und Untersuchung der Einflüsse, welche die Zapf- 
schnitte auf das gesamte Leben der Bäume und 
ihrer Teile sowie auf die Neubildung des Milch- 
saftes und Kautschuks haben, wichtige Grundlagen 
für die rationellste Zapfmethode geschaffen und 
Fingerzeige für weitere Untersuchungen auf diesem 
Gebiete gegeben.
	        
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