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schen Landolphia-Gummis zeigte die Forstver-
waltung von Niederländisch-Ostindien.
Die als „„weiß“ bezeichneten Sheets der
„Sumatra Deli Rubber Estates Ltd.“ waren stark
nachgedunkelt und zeigten im Außeren längst nicht
jene Ausgeglichenheit wie die Para-Sheets aus den
britischen Kolonien. Ob der Rambong-Kautschuk
sich überhaupt zu einer derartigen Stufe der Voll-
kommenheit bringen läßt, wie das Hevea-Gummi
oder ob man in der Technik der Vorbehandlung
in Niederländisch-Indien noch nicht soweit ge-
diehen ist, wie im benachbarten britischen Gebiet,
läßt sich aus der Ferne nicht beurteilen.
Bereits oben war darauf hingewiesen worden,
daß die äußere Beschaffenheit eines Kautschuks
für die Qualität nicht allein maßgebend ist. Be-
sonders drastisch trat dies kürzlich bei einem
Posten Ficus-(Rambong-)Gummi aus Assam zu-
tage, den mir Herr Direktor Prinzhorn in den
Lagern der „Kontinental-Kautschuk= und Gutta-
percha-Kompagnie“ in Hannover zeigte. Das
Material war anscheinend erstklassig, von ausge-
zeichnetem Nerv und guter Farbe und ergab nur
2,2 v. H. Waschverlust. Dagegen versagte es
beim Vulkanisieren vollständig. Die Gründe
für diese auffallende Erscheinung sollen erst auf-
geklärt werden. Möglicherweise liegen sie in dem
zu jugendlichen Alter der Bäume. Es hat sich
wiederholt, namentlich auch bei Hevea, gezeigt,
daß zu jung angezapfte Bäume ein schlecht vulkani-
sierendes Gummi liefern.
In der niederländischen Abteilung waren
auffallend helle Ficus-Gummis, durch Koagulation
mit Alkohol gewonnen, und ebenfalls helle
Proben aus den Blättern von Ficus elastica
aus javanischen Pflanzungen vertreten. Daß diese
beiden Verfahren allgemein Aufnahme finden
werden, erscheint bei den beträchtlichen Gewin-
nungskosten zweifelhaft.
Wenden wir uns nunmehr zum Castilloa-
Kautschuk.
Wenn auch die Castilloa-Kultur in unseren
afrikanischen Kolonien größtenteils versagt hat
und manche in der Jugend vielversprechende
Anpflanzung in späteren Jahren der Verwüstung
durch Schädlinge zum Opfer gefallen ist, so haben
wir doch in den deutschen Südsee-Gebieten an-
sehnliche Bestände, die zum Teil noch der Aus-
beutung harren. Allerdings zeigt sich auch hier,
daß das Bessere der Feind des Guten ist, indem
Castillog — wenigstens stellenweise — dem Para-
Kautschuk allmählich weichen muß.
Erst vor kurzem teilte Professor Preuß in
einem hier gehaltenen Vortrage mit, daß die
Neu-Guinea-Compagnie bei Neuanpflanzun-
gen zugunsten der Hevea von Castilloa ganz ab-
sehen wolle, trotzdem letztere durchweg ein hoch-
wertiges Produkt geliefert habe.
Auch bezüglich des Castilloa-Kautschuks er-
wiesen sich die Darbietungen der Londoner Aus-
stellung als höchst instruktiv. Die zahlreichen
Muster — Sheets, Biskuits, Blöcke und Scraps —
aus Ceylon, Travancore, Java, Westindien,
Surinam usw. wichen in ihrer äußeren Be-
schaffenheit allerdings wenig voneinander ab, in-
dem sie vorwiegend von schwarzer und ziemlich
weicher Konsistenz waren. Auf Grund dessen hätte
man leicht zu der Ansicht gelangen können, daß
die modernen Präparationsmethoden beim Castilloa-
Gummi hinsichtlich der Färbung wirkungslos
geblieben wären, wenn nicht die aus Mexiko ein-
gesandten Proben ein ganz anderes Bild geliefert
hätten. Das umfangreiche Material entstammte den
Pflanzungen „La Zacualpa und „Florida-
und bestand einerseits zwar aus schwarzbraun bis
schwarz gefärbten Sheets und Blöcken, anderseits
aber auch aus ganz hellen Crepe-Fellen und
Blöcken, die dem besten Para-Material aus Ceylon
nur wenig nachgaben. Unter dem übrigen Castilloa=
Material der Ausstellung habe ich nichts gesehen,
was im Außeren mit den letzterwähnten lichten
Mustern dieser mexikanischen Plantagen vergleich-
bar gewesen wäre.
Leider war bei den einzelnen Stücken über
die angewandten Präparationsverfahren nichts
vermerkt worden. Offenbar handelt es sich
dabei um die Ergebnisse verschiedener Versuche.
Die große Pflanzung „La Zacualpa, zwischen
der Sierra Madre und dem Stillen Ozean ge-
legen, steht seit etwa zwei Jahren unter Leitung
des auch bei uns bekannten schwedischen Pflanzers
Dr. Pehr Olsson-Seffer, der bereits 1907
über den Betrieb der Plantage und die
dort gebrauchten Verfahren der Koagulierung
und Präparation eingehendere Mitteilungen
machte."“) Daß mit den damals beschriebenen
Verfahren ein so helles Produkt erzielt werden
könnte, wie es in London zu sehen war, ist kaum
anzunehmen. Inzwischen scheint man sich aber
auch dort die neuesten Errungenschaften der
Technik und die in den britisch-asiatischen Kautschuk-
gebieten beim Para-Gummi damit erzielten Er-
folge nutzbar gemacht zu haben.
Jedenfalls war von den beiden ge-
nannten Pflanzungen der Beweis geliefert
worden, daß man auch das Rohprodukt
der Castilloa zu einem ähnlichen Grade
äußerer Vollkommenheit bringen kann,
wie das der Hevea. Vielleicht wird unseren
Pflanzern in der Südsee dieser Hinweis will-
kommen sein.
*) Referat in der „Gummi-Zeitung“ Bd. 22 (1908)
S. 1351 ff.