Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

W 217 20 
einzelnen Pflanzungen Verschiedenheiten in den 
Erträgen ergeben. Doch kann man der Ent- 
wicklung dieser Kultur unter den so überaus 
günstigen Verhältnissen des Kameruner Waldlandes 
mit berechtigten Hoffnungen entgegensehen. 
Nur wird es sich empfehlen, nicht zu 
früh mit dem Anzapfen zu beginnen, 
sondern die Bäume genügend erstarken 
zu lassen. 
Für die Kickxria-Plantagen aber besteht 
vor allem die Notwendigkeit, sich dadurch vor 
Erschütterungen zu bewahren, daß sie sich auf den 
bevorstehenden scharfen Wettbewerb mit dem 
asiatischen Para-Kautschuk genügend vorbereiten. 
Man wird auch hier an den Errungenschaften der 
modernen Technik nicht vorübergehen dürfen, 
mannigfaltige exakte Versuche werden erforderlich 
sein, um auch die Anforderungen verwöhnterer 
Abnehmer zu befriedigen. 
Bei dieser Gelegenheit möchte ich nicht unter- 
lassen, die Kautschukproduzenten unserer Kolonien 
ganz allgemein darauf hinzuweisen, daß sie sich, 
mehr als bisher geschehen, mit den heimischen 
Abnehmern letzter Hand, also mit der 
Kautschuk= Industrie, in Fühlung setzen 
müßten, um deren Wünsche betreffs der 
Beschaffenheit des Rohmaterials zu er- 
fahren. 
So verlangt es die heutige Lage. Je nach 
ihren speziellen Bedürfnissen mögen allerdings die 
einzelnen großen Fabriken verschiedene Anforde- 
rungen an die Vorbearbeitung des Rohkautschuks, 
an dessen Reinheitsgrad, Feuchtigkeitsgehalt usw. 
stellen, anderseits werden aber gewisse generelle 
Forderungen für alle Fälle bestehen bleiben. 
Was speziell den Kickxria-Kautschuk anlangt, so 
ist bereits oben bemerkt worden, daß dieses Pro- 
dukt einer bedeutenden Verbesserung fähig 
ist. Daher sollten die bereits begonnenen Versuche, 
die Gewinnungs= und Koagulierungsverfahren zu 
vervollkommnen, eifrig fortgesetzt werden; ferner 
sollte festgestellt werden, wie weit man in der 
Entwässerung des Kickria-Gummis gehen kann, 
ohne dessen Qualität zu beeinträchtigen, und wie 
weit sonstige Verbesserungen den Wert des Roh- 
produkts erhöhen können. 
Ein weiteres Moment von allgemeiner Be- 
deutung für die Zukunft der Kautschukproduktion 
in den Kolonien liegt in dem lebhaften Wunsche 
der heimischen Abnehmer, aus jedem Produk- 
tionsgebiet eine möglichst 
Ware zu erhalten. In ihrem eigensten Inter- 
esse sollten die Pflanzer zur Erfüllung dieses 
Wunsches nicht nur mit den Fabrikanten, sondern 
auch miteinander Hand in Hand gehen. 
Das gilt besonders für die Produktion in 
Deutsch-Ostafrika. Nur wenige und noch dazu 
gleichartige. 
haft erörtert worden. 
  
örtlich beschränkte Areale dieses Landes sind von 
der Natur in solchem Maße begünstigt, daß sich 
die Heveakultur dort aufnehmen ließ. Im all- 
gemeinen mußte man zu der minder anspruchs- 
vollen Pflanze des Ceará-Kautschuks, Manihot 
Glaziovül, greifen. Wie bekannt, haben in den 
letzten Jahren die Manihotplantagen Ostafrikas 
erheblich an Ausdehnung gewonnen und auf die 
zahlreichen mit beträchtlichem Kapital geschaffenen 
und unterhaltenen Unternehmungen werden für 
die Zukunft große Hoffnungen gesetzt. 
Trotz mancher günstigen Bewertungen des ost- 
afrikanischen Manihot-Kautschuks wird man nicht 
behaupten können, daß dieser sich bis jetzt einen 
besonderen Ruf erobert habe. Verschiedene 
Hindernisse standen dem im Wege. 
Die größte Schwierigkeit liegt in der, durch 
die eigenartigen klimatischen Verhältnisse bedingten 
geringfügigen Milchabsonderung des Bau- 
mes, wodurch es dem Pflanzer unmöglich gemacht 
wird, die Milch als solche zu sammeln und dann 
in größeren Mengen koagulieren zu lassen. Dieser 
Prozeß muß sich vielmehr am Baum selbst ab- 
spielen, und demgemäß können nur Secraps ge- 
wonnen werden. 
Damit kommen aber für den ostafrikanischen 
Pflanzer die meisten derjenigen Vorteile in Weg- 
fall, die in anderen, mehr begünstigten Produk- 
tionsgebieten der Manihotkultur größere Chancen 
bieten. So wird man z. B. in Ostafrika nie- 
mals darauf rechnen können, ein Produkt von 
solcher Reinheit und äußeren Vollkommenheit 
zu erhalten, wie es aus Ceylon auf die Londoner 
Ausstellung gesandt worden war. 
Eine wichtige Frage nun, der die ostafrika- 
nischen Pflanzer mit Recht gebührende Beachtung 
schenken, ist diese: Mit welchen Mitteln würde 
sich der Manihot-Kautschuk in dem Maße 
vervollkommnen lassen, daß er in Zukunft 
allen, durch eine scharfe Konkurrenz be- 
dingten Anforderungen begegegnen kann? 
Die Vorschläge Dr. Schellmanns)?) gipfeln 
darin, für das ostafrikanische Plantagen- 
gummi eine „Standard-Marke“ zu schaffen 
und zu diesem Zweck auf gepnossenschaftlicher 
Grundlage eine Aufbereitungsanlage einzu- 
richten, in welcher das gesamte Produkt der Plan- 
tagen gewaschen, getrocknet, gepreßt und versand- 
fertig gemacht werden sollte. 
Anläßlich einer, durch das liebenswürdige 
Entgegenkommen der „Continental Kantschuk= und 
Guttapercha-Compagnie“ in Hannover ermöglichten 
Ausstellung von Kantschukproben im Reichs-Kolonial- 
amt ist diese Frage von den Interessenten leb- 
Und der Direktor der 
– 
*) „Usambarapost“ vom 23. Mai 1908, Nr. 21.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.