Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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genannten Kompagnie, Herr Prinzhorn, hat sich 
bei dieser Gelegenheit ebenfalls für die Bildung 
eines „Standards“ ausgesprochen, wie ihn übrigens 
der wilde Lianenkautschuk des Südens in der 
Marke „Kilwa“ längst besitzt. Weiter hat Herr 
Prinzhorn für die Behandlung des Manihot- 
Kautschuks in Ostafrika verschiedene Vorschläge 
gemacht,“) die ich hier noch einmal kurz zusammen- 
fasse, weil das Urteil eines so erfahrenen Fach- 
mannes aufmerksamste Berücksichtigung verdient. 
1. Im gesamten Produktionsgebiet ist 
möglichst auf allen Pflanzungen das 
gleiche Koagulationsverfahren zu ver- 
wenden. 
2. Da in Ostafrika nur „Scraps“ gewonnen 
werden können und der Fabrikant daher später 
das Gummi in allen Fällen waschen muß, ist es 
nicht empfehlenswert, den Kautschuk an 
Ort und Stelle durch Waschwalzen gehen 
zu lassen; dagegen sollte man bestrebt sein, 
durch möglichst sorgfältige Gewinnung die gröberen 
Verunreinigungen auszuschalten. 
3. Auch in dieser Beziehung sollten die ein- 
zelnen Produzenten nach einheitlichen Grundsätzen 
vorgehen, damit aus dem gesamten Pro- 
duktionsgebiet eine möglichst gleichartige 
Ware auf den Markt gelangt. 
Bezüglich der Koagulierungsverfahren ist 
man in Ostafrika eifrig bemüht, zu einer befriedigen- 
den Lösung zu gelangen. Das biologisch-landwirt- 
schaftliche Institut Amani insbesondere beschäftigt 
sich mit der Lösung, dieser, gerade für den 
Manihot-Kautschuk so wichtigen Aufgabe. Es 
gilt dabei nicht nur das Gummi zu koagulieren, 
sondern auch zu desinfizieren, um die so 
überaus lästigen Fäulnisprozesse auf ein Mindest- 
maß herabzudrücken. Vielleicht eröffnet in dieser 
Richtung das „Purubverfahren“ von Sandmann, 
wonach Fluorwasserstoffsäure zur Koagulation 
verwendet wird, neue Perspektiven. 
*] Siehe auch „Gummi-geitung“, Bd. 23, Nr. 7, 
S. 180 und „Tropenpflanzger“ 1909, Nr. 1. 
  
Weitere Versuche werden dazu führen, auch 
den Feuchtigkeitsgehalt des Manihot-Kautschuks 
richtig abzustimmen, um auch in dieser Beziehung 
die Qualität zu verbessern und vor allem die- 
jenige Gleichartigkeit des Produkts zu er- 
zielen, die nach Ansicht der Fabrikanten eine un- 
erläßliche Bedingung für zukünftigen glatten 
Absatz darstellt.“) 
Wenn endlich, wie es schon auf verschiedenen 
Pflanzungen Ostafrikas angestrebt wird, durch 
verbesserte Methodik im Betriebe, z. B. durch 
rationellen Zwischenfruchtbau, die Gestehungs- 
kosten für den Kautschuk vermin dert werden, so 
würden die Pflanzer etwaigen drohenden Krisen 
mit einer gewissen Ruhe entgegensehen können. 
Auf die Wildkautschuk-Produktion der deut- 
schen Kolonien näher einzugehen, erscheint mir 
nicht erforderlich. Die Verhältnisse liegen in 
dieser Beziehung unvergleichlich einfacher, als für 
den Plantagen-Kautschuk. Die hochwertigen 
Landolphia-Produkte, wie sie z. B. das süd- 
liche Ostafrika, das Adele-Land in Togo und ge- 
wisse Teile Kameruns liefern, werden — solange 
der natürliche Vorrat reicht — zweifellos immer 
ihren Platz im Handel behaupten. Eher könnte 
schon das wilde Kameruner Kickria-Gummi 
mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben, namentlich 
dann, wenn die Qualität dieser Sorte nachlassen 
sollte. Denn darüber, daß alle minder- 
wertigen Gummis schon in wenigen Jahren 
hart bedrängt werden müssen, kann heute 
kein Zweifel mehr bestehen. In dieser Hinsicht 
vollkommene Klarheit geschaffen zu haben, ist das 
wichtigste Ergebnis der Londoner Ausstellung. 
Eindringlicher als alle noch so scharfsinnigen 
Möglichkeits= und Wahrscheinlichkeitsberechnungen 
hat uns diese Ausstellung den Ernst der Lage 
vor Augen geführt. Und dafür dürfen wir ihren 
Veranstaltern aufrichtig dankbar sein. 
— — — —— —— 
*) Vgl. hierzu auch die Ausführungen von Dr. 
Frank in Nr. 3 der „Gummi-Zeitung“ (Bd. 23, 1908), 
64. 
i 
  
  
Nachrichten aus den deutschen Schutzgebieten. 
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) 
Deutsch-Ostafrika. 
Dle ltumbaberge. 
Der Bezirksamtmann von Mpapua berichtet 
über eine Bereisung der südöstlich von der Station 
Mpapua belegenen, bisher fälschlich als „Nord- 
Rubehoberge“ bezeichneten Itumbaberge 
folgendes: 
  
„Die Itumbaberge, die sich von den Mlali- 
Bergen bis gum Tamefluß und im Süden bis 
in den Bezirk Kilossa-Morogoro hinein erstrecken, 
stellen sich als ein geschlossenes Gebirgsland dar. 
Der Hauptgebirgszug zieht im flachen Bogen, 
mit der konveren Seite nach Nordosten, von den 
Mlali-Bergen im Nordwesten zum Kisungiberg 
im Südosten, und hat in der über 2500 m hohen
	        
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