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einstimmig, erst den Ausgang des Kampfes ab—
warten zu müssen, bevor sie mit auf den „See-
stern“ kommen könnten. Der Mengenhäuptling
Blowgil von Warangoi, dessen riefsiges Kanu in
Arap am Strande lag, nahm angeblich am
Kampfe teil.
Die Autorität der Regierung schien mir zu
fordern, daß dem Kampf Einhalt getan werde.
Ich sandte den Ersten Offizier Pagenstecher und
Herrn Parkinson mit den an Land gebrachten
Polizeisoldaten südwärts, bewaffnete vier Mann
der Bootsbesatzung und ließ das Boot südwärts
schleppen bis zu dem Dorfe Glambun, das mir
als Wohnsitz der einen der streitenden Parteien
bezeichnet wurde. Die Bewohner von Glambun
lagen mit den Leuten von Ragulel, einem Sulka-
dorf auf der Höhe über Glambun, im Kampfe.
Streitgegenstand war ein Stück Pflanzungsland
am Berghang, das die Leute von Glambun in
Bearbeitung genommen hatten, während es die
Bewohner von Ragulel für sich in Anspruch
nahmen. Die Leute von Ragulel hatten an-
geblich am Morgen auf Glambun einen überfall
gemacht, der zurückgeschlagen wurde. Die streit-
baren Männer von Glambun schienen eben daran
zu sein, den Besuch auf der Höhe in Ragulel zu
erwidern. Der Mengenhäuptling Blowgil von
Warangoi war von der gleichzeitig mit mir ein-
treffenden Landkolonne unterwegs in dem Dorfe
Boserar angetroffen worden. Er gab an, er sei
zwar mit dem Sulkahäuptling Senglel von
Ragulel verschwägert und zu einem verwandt-
schaftlichen Besuch hierhergekommen, an dem
Streit aber nicht beteiligt.
Ich schickte Herrn Parkinson mit den Polizei-
soldaten nach der Höhe, mit dem Auftrag, die
Kämpfenden auseinander zu treiben und erklärte
den Leuten von Glambun, daß ich den Streit
durch Richterspruch beendigen würde. Ein Mann
von Glambun fand sich bereit, den Bewohnern
von Ragulel die Aufforderung zu überbringen,
sich zu einer richterlichen Entscheidung des Streit-
falles zu stellen. Das Erscheinen der Polizei-
truppe am Kampfplatz hatte die Folge, daß die
Kämpfer beider Parteien, zum Teil unter Zurück-
lassung ihrer Waffen, in wilder Flucht davon-
gingen. In Ragulel wurde niemand mehr an-
getroffen.
Eine Entscheidung des Streites unter An-
hörung beider Parteien war damit unmöglich.
Die Einladung, nach der Gegend näördlich des
Warangoi überzusiedeln, lehnten die Leute von
Glambun trotz aller Kriegsnöte ab. Einen Zwang
auszuüben, wäre zwecklos gewesen. Die Sulkas
sind hinreichend gute Seefahrer, um von der
Gegend nördlich des Warangoi im Kanu nach
ihren alten Wohnsitzen zurück zu gelangen. So
mußte ich es bei der erzielten Einstellung des
Kampfes bewenden lassen, und ging nach Arap
zurück.
Dort schifften sich vier Männer, sechs Weiber
und sieben Kinder nach Mope ein. Die übrigen
zogen vor, in der alten Heimat zu bleiben.
Wir verfolgten sodann die Küste nach Norden
und gingen nachmittags hinter der Brown-Insel
in der Henry Reid-Bucht vor Anker. Ich unter-
nahm noch eine kleine Fahrt im Segelkutter
nach den Mündungen des Heury Reid= und
Powell-Flusses in der nördlichen Ecke der Bucht.
Dank der andauernd kräftigen Brise aus Ost-
südost konnte ich in drei Stunden die Bucht von
Süden nach Norden durchqueren und noch ein
Stück den Powell-Fluß hinaufrudern. Soweit
von der See aus zu beobachten ist, befinden sich
nicht nur zu beiden Seiten des Henry Reid= und
Powell-Flusses, sondern auch an der langgestreckten
Bucht südlich der Henry Reid-Bucht, in welche
die Flüsse Siplong und Ip münden, ausgedehn-
tere Eukalyptusbestände.
Vor Tagesanbruch wurde die Fahrt nach
Mope fortgesetzt. Nachmittags lag der „Seestern“
wieder auf der Reede von Herbertshöhe.
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Kolonialwirtschaftliche Mitteilungen.
Südwestafrikanische Schäfereil-Gesellschaft
Ju Berlin.“)
Das Jahr 1907 bedeutet für die Schäferei-
Gesellschaft den Beginn des Neuanfbaues des
Unternehmens und der Erholung von den Folgen
des Aufstandes. Im allgemeinen ist die Hoff-
nung nicht getäuscht worden, daß das Unter-
nehmen einer glücklichen Entwicklung entgegen-
*) Aus dem für die 6. ordentliche Versammlung
erstatteten Jahresberichte.
geleitet werden kann, obwohl noch
„Kinderkrankheiten“ zu überwinden sind.
Wenngleich im großen und ganzen die Auf-
standsbewegung als niedergeworfen zu betrachten
ist, so erforderte doch die Situation immer noch
Aufmerksamkeit, wie aus dem Gefecht mit Simon
Copper hervorgeht. Einzelne kleine Banden
bildeten noch immer eine Quelle der Beunruhi-
gung für die Farmer.
Das Gouvernement legt hinsichtlich der Ge-
sellschaftssfarmen größeren Wert darauf, die Gegend
manche