Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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und zu intensiver Bodenaustrocknung zur Zeit des 
Reifens der Ernte. Außerdem waren wir dadurch 
begünstigt, daß keine Feinde des Kaffees, seien es 
Pflanzen oder Tiere, verheerend auftraten. Sollten 
noch weiterhin die Verhältnisse sich in ähnlicher 
Weise günstig für uns gestalten, dann steht zu 
erwarten, daß auch die Stellen, die heute wegen 
ungenügenden Schattens bzw. Windschutzes keinen 
oder nur geringen Ertrag bringen, sich erholen, 
so daß die Kaffeegärten immer mehr ein ge- 
schlossenes Ganzes bilden und gute Ernten zur 
Regel werden. Der Bestand an Kaffeebäumen 
bleibt unverändert auf rund 500000, wovon 
ungefähr 300000 zu dem Ernteergebnis beige- 
tragen haben. Sehr spät ist die Ernte abgelaufen. 
Gepflückt wurde noch den ganzen Januar 1908 
hindurch, und die Aufbereitung konnte erst in der 
ersten Hälfte Juni beendet werden, um welche 
Zeit infolge Trägermangels noch mehr als 
400 Sack Kaffee auf der Pflanzung lagerten. 
So traf die letzte Sendung der Ernte erst im 
September 1908 in Europa ein. Die Kaffee- 
preise haben sich seit vorigem Jahre wenig ge- 
ändert, und die Statistiken über Welternten 
und Verbrauch stellen auch eine Aufbesserung der 
Preise in absehbarer Zeit leider nicht in Aussicht. 
Die Niederschläge waren im Berichtsjahr nicht 
besonders reichlich. Die Jahressumme ergab nur 
1187 mm gegen 1984 mm im vorhergehenden 
Jahre und gegen eine Normalregenmenge für 
Ngambo von etwa 1550 mm. Diese geringere 
Regenmenge war im allgemeinen noch ausreichend, 
um ältere und zumeist beschattete Pflanzungen in 
gutem Stande zu halten, da die Niederschläge 
sich ziemlich günstig über das Jahr verteilten. 
Für die jungen Manihotpflanzen genügte die 
Regenmenge völlig, dagegen nicht für die jungen 
Schattenbäunchen, von denen viele ersetzt werden 
mußten. 
Die Arbeiterzahl stand nicht ganz im Einklang 
mit der durch die größere Ernte bedingten Mehr- 
arbeit. Sie schwankte zwischen 137 als täglicher 
Durchschnitt für den Monat Mai und 349 im 
Durchschnitt im Dezember. Während mehrerer 
Monate verlangten die Erntearbeiten alle ver- 
fügbaren Hände. Infolgedessen war es nicht 
leicht, die sonstigen nötigen Arbeiten in der 
Pflanzung rechtzeitig auszuführen. Da aber die 
Ernte erst spät eingesetzt, so gelang es vorher 
noch, die Pflanzung so ziemlich ganz zu be- 
schneiden und gut 100000 Bäume mit Kompost 
zu düngen. 
Die Arbeiteranwerbung gestaltet sich noch 
immer recht unsicher. Hoffentlich gelingt es, 
diese Lebensfrage in glücklicher Weise zu lösen, 
was wir gemeinsam mit vielen anderen Pflan- 
zungs= und Erwerbsgesellschaften anstreben. 
  
Hinsichtlich des schon weit vorgeschrittenen 
Jahres 1908 können wir über Ernteaussichten 
und Wachstum folgendes berichten: 
Kaffeepflanzung. Hierüber lautet der letzte 
Bericht im Juni: „Das Aussehen der Pflanzen 
ist recht gut. Die 1908er Ernte wird auf etwa 
80 000 kg geschätzt.“ 
Manihotpflanzung. Das Wachstum ist 
befriedigend, besonders für die Teile, die an dem 
Abhange des Luengheratales bzw. in diesem Tale 
selbst gepflanzt sind. Die dringenden Arbeiten 
für die Kaffeeernte gestatteten neben Nachpflanzen 
vieler Fehlstellen nur eine kleinere Neuanlage. 
Augenblicklich zählt die Pflanzung rund 85 000 
Manihots. 
Die Kautschukpreise sind seit vorigem Jahre 
sehr gefallen, und nachlässig aufbereiteter Mani- 
hotkautschuk ist fast unverkäuflich geworden. Die 
Aussichten, auch diesen Kautschuk gut aufbereiten 
zu können, find wohl begründet, und schweben 
zur Zeit Verhandlungen, um eine Kautschuk-Auf- 
bereitungsgesellschaft ins Leben zu rufen, mit 
deren Hilfe man auch zu den herrschenden Markt- 
preisen noch angemessenen Gewinn aus dieser 
Kultur erwartet. 
Cinchona. Die Aussichten für diese Kultur 
find jetzt günstiger als im vorigen Jahre insofern, 
als das Wachstum mehr befriedigt und die an- 
gepflanzten Arten zumeist wertvolle Typen zeigen. 
Die Chininpreise (folglich auch die Preise für die 
Cinchonarinde, aus der das Chinin bekanntlich 
gewonnen wird) sind aber durchweg nicht hoch 
genug, um diese Kultur anders denn als Neben- 
kultur zu betreiben, deren eventuelle Aufnahme 
erst dann in Erwägung gezogen wird, wenn wir 
aus unseren guten Typen Saat gezogen haben. 
Herr Akkersdyk, unser früherer Oberpflanzer, 
unternahm im Angust des Berichtsjahres eine 
Besichtigungsreise nach Mgambo, von der er Mitte 
Januar 1908 zurückkehrte. Sowohl von dem 
Aussehen der Pflanzung als auch von den ans- 
geführten Arbeiten war er durchaus befriedigt; 
ebenso wie die Cinchonga= empfiehlt er auch die 
Manihotkultur nur als Nebenkultur zu betreiben, 
da das geeignete Land für ein selbständiges 
Kautschukunternehmen kaum ausreiche, besonders 
aber zu befürchten steht, daß hierdurch die Ar- 
beiterfrage noch schwieriger wird. 
Die Betriebskosten Ngambo stellten sich in 
dem Berichtsjahre auf 82 057,93 “ gegen 
71 020,95 ¾ im Vorjahre. Da aber anderseits 
der Erlös der Ernte 113 738,66 „/7 betrug ge- 
genüber 70499,76 /“ im Jahre 1906, so konnten 
wir unseren Verlustsaldo von 159 287,— 3 
auf 128 335,47 „N herabmindern.
	        
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