Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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Bei der Entnahme dieser Proben hat sich gezeigt, 
daß sich die Rinden dieser nirgends in reinen 
Beständen auftretenden Baumarten nur schwer 
vom Stamme ablösen lassen (was allerdings 
vielleicht mit der Jahreszeit zusammenhängt), daß 
sie ferner relativ dünn sind, so daß also von 
einem Baume nur wenig Rindenmasse gewonnen 
werden kann. Unter solchen Umständen würde 
die Rindennutzung auch bei einem höheren Gerb- 
stoffgehalt des Rindenmaterials kaum Aussicht auf 
Erfolg bieten. Die Terminalien dürften in 
dieser Hinsicht kaum mehr erwarten lassen; wenn 
sie auch eine größere Rindenmasse ausbilden, so 
fällt auf der anderen Seite wieder der Umstand 
nachteilig in die Wagschale, daß nur bestimmte 
Arten und diese in größerer Entfernung von der 
Meeresküste häufig auftreten. Ich selbst habe nur im 
Bezirk Kilimatinde „Myombo“= (Brachystegien-) 
Wälder angetroffen, in denen Terminalien — es 
handelte sich in der Hauptsache um die bei den 
Eingeborenen „Msima“ genannte T. sericea — 
einen wesentlichen Bestandteil bildeten;") Busse 
fand sie stellenweise häufiger vertreten im Süden 
vor, aber stets in engem Rahmen. In den 
Myombowäldern der Bezirke Tabora und Muanza 
treten die Terminalien wieder sehr zurück. Eine 
Probe Terminalia-Rinde, die ich 1904 vom West- 
u#fer des Emin Pascha-Golfes mitbrachte, enthielt, 
der chemischen Untersuchung nach, 22,3 v. H. 
Gerbstoff und 12,8 v. H. lösliche Nichtgerbstoffe. 
Falls dies der mittlere Gerbstoffgehalt dieser 
Rindensorte ist, so würde sich ihre Verwertung 
schon lohnen, wenn der Baum in nicht allzu 
großer Entfernung von der Meeresküste bestand- 
bildend aufträte; das ist aber leider nicht der Fall. 
5. Sonstige gerbstoffliefernde Pflanzen 
der Kolonien. 
Etwas mehr Beachtung verdienen einige weitere, 
in unserer südwestafrikanischen Kolonie auf- 
gefundene Gerbstoffgewächse. Am meisten hat die 
sogenannte „Elefanten-“ oder „Elandswurzel“ 
von sich reden gemacht. Sie ist schon länger als 
Gerbmittel bekannt, und bei verschiedenen Autoren 
finden wir Angaben darüber.“") Diese, von einem 
niedrigen, strauchartigen Gewächs, der Elephan- 
torrhiza Burchelii, stammende Wurzel ist 
*) Das häufige Auftreten dieser Baumart hat sogar 
schon Veranlassung gegeben, von einem „Msima-Wald“ 
zu sprechen. S. Randt: (aput Nili, S. 1341. 
*) U. a. in Matermeyer: Landwirtsch. Verhält- 
nisse von Deutsch-Südwestafrika im „Tropenpflanzer“ 
1899, S. 279; desgl. Einige Notizen über landwirt- 
schaftliche und gewerbliche Oilfsquellen von Deutsch- 
Südwestafrika, ebenda 1901,. S. 58. R. Dinter: Die 
südwestafrikanische „Beldkost“, „Trop. Pfl.“ 1901, S. 472. 
  
auch in Südwestafrika schon verschiedentlich neben 
der Weißdornakazienrinde zum Gerben verwendet 
worden, u. a. in einer auf der Station Gibeon 
errichteten Gerberei. Um diese Zeit wurden auch 
die ersten, auf Veranlassung der deutschen Kolonial- 
gesellschaft eingesandten Proben Elefantenwurzel 
unter Vermittlung des Vereins deutscher Ger- 
ber chemisch untersucht. Eine weitere, im Jahre 
1900 vom Gouvernement in Windhuk eingesandte 
Probe ergab ein nur wenig günstigeres Resultat, was 
vielleicht darauf zurückzuführen ist, daß das Unter- 
suchungsmaterial auf dem Transport gelitten hatte; 
denn alle späteren chemischen Prüfungen fielen 
besser aus. Man vergleiche hierzu die folgende 
Zusammenstellung der bis jetzt vorliegenden Unter- 
suchungsergebnisse: « 
  
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Dez. 1903 1 « i 
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Kol. Ges. R. Koch, 
Jan. 1906 Leipzig ' i 
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Aug. 1907 für Leder- « 
industrie l 
  
  
Die „Elefantenwurzel“ wird übereinstimmend 
als ein gutes Gerbmittel bezeichnet. Ihre 
gerberischen Eigenschaften decken sich übrigens mit 
denen des italienischen Sumach bzw. des Katechu, 
und es bedarf daher wie bei diesen eines Zu- 
satzes anderer Gerbmaterialien, da sonst eine zu 
rasche Durchgerbung der Haut stattfindet. Als 
Nachteil wird empfunden, daß der in der Ele- 
fantenwurzel enthaltene rote Farbstoff sich dem 
Leder mitteilt, ferner der Umstand, daß die aus 
ihr hergestellte Gerbstofflösung bei Zimmertempe- 
ratur rasch in saure Gärung übergeht, ein dem 
Canaigre ähnliches Verhalten. Mit diesem hat 
die Elefantenwurzel auch den hohen Stärke- 
gehalt gemein, der eine heiße Auslaugung des 
Gerbstoffs wegen der dabei eintretenden Ver- 
kleisterung der Lösung verhindert. Nachteilig ist
	        
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