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Bei der Entnahme dieser Proben hat sich gezeigt,
daß sich die Rinden dieser nirgends in reinen
Beständen auftretenden Baumarten nur schwer
vom Stamme ablösen lassen (was allerdings
vielleicht mit der Jahreszeit zusammenhängt), daß
sie ferner relativ dünn sind, so daß also von
einem Baume nur wenig Rindenmasse gewonnen
werden kann. Unter solchen Umständen würde
die Rindennutzung auch bei einem höheren Gerb-
stoffgehalt des Rindenmaterials kaum Aussicht auf
Erfolg bieten. Die Terminalien dürften in
dieser Hinsicht kaum mehr erwarten lassen; wenn
sie auch eine größere Rindenmasse ausbilden, so
fällt auf der anderen Seite wieder der Umstand
nachteilig in die Wagschale, daß nur bestimmte
Arten und diese in größerer Entfernung von der
Meeresküste häufig auftreten. Ich selbst habe nur im
Bezirk Kilimatinde „Myombo“= (Brachystegien-)
Wälder angetroffen, in denen Terminalien — es
handelte sich in der Hauptsache um die bei den
Eingeborenen „Msima“ genannte T. sericea —
einen wesentlichen Bestandteil bildeten;") Busse
fand sie stellenweise häufiger vertreten im Süden
vor, aber stets in engem Rahmen. In den
Myombowäldern der Bezirke Tabora und Muanza
treten die Terminalien wieder sehr zurück. Eine
Probe Terminalia-Rinde, die ich 1904 vom West-
u#fer des Emin Pascha-Golfes mitbrachte, enthielt,
der chemischen Untersuchung nach, 22,3 v. H.
Gerbstoff und 12,8 v. H. lösliche Nichtgerbstoffe.
Falls dies der mittlere Gerbstoffgehalt dieser
Rindensorte ist, so würde sich ihre Verwertung
schon lohnen, wenn der Baum in nicht allzu
großer Entfernung von der Meeresküste bestand-
bildend aufträte; das ist aber leider nicht der Fall.
5. Sonstige gerbstoffliefernde Pflanzen
der Kolonien.
Etwas mehr Beachtung verdienen einige weitere,
in unserer südwestafrikanischen Kolonie auf-
gefundene Gerbstoffgewächse. Am meisten hat die
sogenannte „Elefanten-“ oder „Elandswurzel“
von sich reden gemacht. Sie ist schon länger als
Gerbmittel bekannt, und bei verschiedenen Autoren
finden wir Angaben darüber.“") Diese, von einem
niedrigen, strauchartigen Gewächs, der Elephan-
torrhiza Burchelii, stammende Wurzel ist
*) Das häufige Auftreten dieser Baumart hat sogar
schon Veranlassung gegeben, von einem „Msima-Wald“
zu sprechen. S. Randt: (aput Nili, S. 1341.
*) U. a. in Matermeyer: Landwirtsch. Verhält-
nisse von Deutsch-Südwestafrika im „Tropenpflanzer“
1899, S. 279; desgl. Einige Notizen über landwirt-
schaftliche und gewerbliche Oilfsquellen von Deutsch-
Südwestafrika, ebenda 1901,. S. 58. R. Dinter: Die
südwestafrikanische „Beldkost“, „Trop. Pfl.“ 1901, S. 472.
auch in Südwestafrika schon verschiedentlich neben
der Weißdornakazienrinde zum Gerben verwendet
worden, u. a. in einer auf der Station Gibeon
errichteten Gerberei. Um diese Zeit wurden auch
die ersten, auf Veranlassung der deutschen Kolonial-
gesellschaft eingesandten Proben Elefantenwurzel
unter Vermittlung des Vereins deutscher Ger-
ber chemisch untersucht. Eine weitere, im Jahre
1900 vom Gouvernement in Windhuk eingesandte
Probe ergab ein nur wenig günstigeres Resultat, was
vielleicht darauf zurückzuführen ist, daß das Unter-
suchungsmaterial auf dem Transport gelitten hatte;
denn alle späteren chemischen Prüfungen fielen
besser aus. Man vergleiche hierzu die folgende
Zusammenstellung der bis jetzt vorliegenden Unter-
suchungsergebnisse: «
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Aug. 1907 für Leder- «
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Die „Elefantenwurzel“ wird übereinstimmend
als ein gutes Gerbmittel bezeichnet. Ihre
gerberischen Eigenschaften decken sich übrigens mit
denen des italienischen Sumach bzw. des Katechu,
und es bedarf daher wie bei diesen eines Zu-
satzes anderer Gerbmaterialien, da sonst eine zu
rasche Durchgerbung der Haut stattfindet. Als
Nachteil wird empfunden, daß der in der Ele-
fantenwurzel enthaltene rote Farbstoff sich dem
Leder mitteilt, ferner der Umstand, daß die aus
ihr hergestellte Gerbstofflösung bei Zimmertempe-
ratur rasch in saure Gärung übergeht, ein dem
Canaigre ähnliches Verhalten. Mit diesem hat
die Elefantenwurzel auch den hohen Stärke-
gehalt gemein, der eine heiße Auslaugung des
Gerbstoffs wegen der dabei eintretenden Ver-
kleisterung der Lösung verhindert. Nachteilig ist