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vor und brachten die sämtlichen sechs Räuber
zur Strecke.
Der Heide ist ein vorzüglicher Reiter. Sättel
und Bügel kennt er nicht, falls er sie nicht von
angrenzenden Fullahs oder Haussas erbeutet oder
gestohlen hat. Als Zügel dienen zwei Grasstricke,
die an einem weiteren um das Pferdemaul her-
umgelegten Strick befestigt werden. Zum Reiten
legt er noch den Rückenschurz ab und sitzt somit
ganz nackt auf nacktem Pferde. Die Heidenpferde
find sehr klein, nicht größer als ein Pony, jedoch
äußerst zäh und ausdauernd.
Die Hauptnahrung der Heiden besteht aus
rotem und weißem Korn (Fufu) und der Milch,
ferner aus Reis, Mais, Erdnüssen, Erdbohnen,
Fischen, endlich aus dem Fleisch der Schafe,
Ziegen, Hühner und nur in Ausnahmefällen auch
aus dem des Rindviehs.
Der Heide beschäftigt sich mit Ackerbau, Vieh-
zucht, Fischang und Jagd. Die Bearbeitung des
Ackers wird sowohl von den Weibern wie von
den Männern besorgt. Als einziges Handwerks-
zeug dient hierzu eine kleine Hacke aus härtestem
Holz, die vielfach mit einer Eisenspitze versehen ist.
Die Bearbeitung des Bodens und die Farm-
bestellung findet vor Beginn der großen Regenzeit
statt. Die Regenzeit fällt in die Monate Juni,
Juli, August und September; Mai und Oktober
sind Ubergangsmonate, November bis April bilden
die Trockenzeit.
Angebaut werden: Rotes und weißes Korn,
Erdnüsse, Erdbohnen, stellenweise auch Reis, Mais,
Okro, Baumwolle (sehr wenig) und Tabak. Korn,
Erdnüsse, Erdbohnen bleiben nach beendeter Regen-
zeit noch etwa einen Monat lang auf dem Halm
bzw. im Boden. Der Mais wird etwa einen
Monat vor dem Ende der Regenzeit abgeerntet.
Baumwolle findet man bei den einzelnen Ge-
höften in wenigen kümmerlichen Pflänzchen ver-
treten. Diese Pflänzchen haben nur den Zweck,
den Weibern die Wolle für ihre einzige Beklei-
dung, den schon beschriebenen Strick, zu liefern.
Bei der Station in Bongor sind von mir Baum-
woll-Versuchsgärten angelegt worden. Nach fünf
Monaten waren die Pflänzchen erst 75 em hoch.
Ich habe den Boden absichtlich nicht gedüngt,
um zu sehen, was er zu leisten imstande ist. Er
scheint sich, nach diesem Versuch und nach den
Pflänzchen zu urteilen, die ich bei den Gehöften
der Eingeborenen sah, nicht besonders für Baum-
wolle zu eignen. Andere Gebiete in den deutschen
Tsadseeländern, namentlich in Bornu, die Gebiete
nahe dem Tsadsee, auch die Mandara-Gegend,
sollen hervorragende Baumwollstauden aufweisen.
Leutnant v. Hanstein erzählte mir, daß er in
Wulgo am Ngala-Fluß Baumwollfelder angetroffen
hätte, über die er hoch zu Pferde nicht hinweg-
sehen konnte. Die einzelnen Standen seien von
Daumendicke gewesen.
Der Fischfang wird äußerst rege betrieben.
Es erklärt sich daraus, daß der Logone-Fluß von
Bongor bis Musgum-Dorf auf beiden Ufern dicht
bevölkert ist. Besonders das rechte Ufer bildet
eine fast ununterbrochene Reihe von Wohnstätten.
Der Fischbestand ist auf der Strecke Bongor bis
Musgum-Dorf nicht mehr allzu groß. Schonungs-
zeiten kennt der nur von heute auf morgen
denkende Heide nicht und er setzt auch in der
Laichzeit den regen Fischfang fort. Der Fang
geschicht mit Netzen und Reusen. Mit Beginn
der Trockenzeit, also beim Fallen des Massers,
werden alle mit dem Logone-Fluß in Verbindung
stehenden Gräben gegen diesen abgesperrt. Diese
Gräben sind dann sehr schnell bis auf den letzten
Fisch ausgefangen.
An Vieh sind im Bezirk vertreten: Buckel-
rindvieh, Schafe und Ziegen, Haushühner und
Perlhühner. Es gibt hier wohl kaum einen er-
wachsenen Heiden, der nicht wenigstens ein Stück
Rindvieh sein eigen nennt. Die Ernährung des
Rindviehs bietet nur in der Trockenzeit einige
Schwierigkeiten. Während der Regenzeit bleibt
es in der Nähe der Ortschaften, wo in dieser
Zeit reichliches Futter vorhanden ist; in der
Trockenzeit dagegen wird das Vieh in oft meilen-
weit von den Dörfern entfernte Grasebenen ge-
trieben.
In einer solchen Grasebene wird das Rind-
vieh jeden Abend an einem bestimmten Lagerplatzt
zusammengetrieben. Die Lagerplätze sind zum
Schutz gegen Raubzeug und menschliches Raub-
gesindel ringsum mit Dornverhauen umgeben.
Jedes Tier hat hier seinen bestimmten Platz, und
zwar ist das Vieh jeder Heidenfamilie wieder
besonders durch Stangen von dem einer anderen
Familie abgegrenzt. Viele Familien wohnen
hier während der ganzen Trockenzeit bei ihrem
Vieh, von anderen Familien ist wenigstens ein
männliches Mitglied oder ein Freund des Hausos
als Wachtposten am Platze. Ferner sieht man
an diesen Plätzen eine Unmenge Kinder und halb-
wüchsige Jünglinge. Diese sind von ihren Eltern
hierher zum Milchtrinken geschickt worden und
kehren erst mit dem Vieh in ihre Dörfer zurück.
Der Heide hängt mit großer Liebe an seinem
Rindvieh. Er schlachtet höchst selten einmal ein
Tier, und dann ist es meist ein ganz altes, von
dem er annimmt, daß es doch nächstens eingebt.
Nur unter ganz besonderen Umständen trennt er
sich von seinem Vieh oder von einem Teile.
Den Hauptgrund bildet dann der Kauf von
Weibern oder die Totenklage. Stirbt ein teures
Familienmitglied, dann läßt der Heide sich herbei,
einen Bullen für die Trauerfeier zu schlachten.