Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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Abteilung die Begriffe der Zahlen 1 bis 6, das 
Verhältnis dieser Zahlen zueinander und die zu- 
lässigen Additions= und Subtraktionsaufgaben ver- 
mittelt worden. Die kleinen Bougainville-Knaben 
haben mit ihren sehr geringen Sprachkenntnissen 
den Gang des Unterrichts beträchtlich aufgehalten. 
Während einige gute Fortschritte machten, zeigen 
andere noch eine große Unbeholfenheit, Wörter 
auch nur nachzusprechen. Das für dieses Schul- 
jahr in Aussicht genommene Ziel wird deshalb 
etwas zurückgesteckt, eine Unterrichtsstunde an den 
Nachmittagen wird dauernd beibehalten werden 
müssen. 
Im Rechenunterricht der ersten Abteilung ist 
eine weitere Trennung der Schüler in zwei 
Unterabteilungen vorgenommen worden. Die 
zweite Unterabteilung erhält Additions= und Sub- 
traktionsaufgaben mit Üüberschreiten der Zehner 
im Zahlenraum von 1 bis 100. Die erste 
Unterabteilung beherrscht die Addition und sämt- 
liche. Formen der Subtraktion im Zahlenraum 
von 1 bis 1000. Im Laufe des Schuljahres 
können die vier Spezies zum Abschluß gebracht 
werden. 
Der gute Wille der Schüler muß im allge- 
meinen durchaus anerkannt werden. 
An verschiedenen Stellen haben die Knaben 
Ananas, Bananen, Eingeborenengemüse und Hack- 
früchte, vor allem auch Papaia angepflanzt. Die 
breite Schlucht vor dem Wohnhause des Lehrers 
und die beiden angrenzenden Ebenen schienen 
günstig zur Anlage eines größeren Obstgartens. 
Es wurden bereits mehr als 30 Obstbäumchen 
gepflanzt, namentlich Anonen, Zitronen und 
Apfelsinen. Zum Teil hat der Lehrer die 
Bäumchen selbst aus Samen gezogen, zum Teil 
wurden sie ihm vom Botanischen Garten in 
Simpsonhafen überlassen. Mit der Arbeit des 
Pflanzens, der Beaussichtigung im Obstgarten 
werden größere Knaben betraut, die damit gleich- 
zeitig einen praktischen Kursus im Obstbau durch- 
machen. 
— — — 
Die Insel Luf.“) 
Luf ist die größte der Hermits= oder Ein- 
siedler-Inseln. Sie ist gebirgigen Charakters 
und erreicht eine Höhe von 244 m über dem 
Meeresspiegel. Ursprünglich hat Luf aus den 
beiden Inseln Matakokai und Matatinau be- 
standen, welche durch ein gehobenes Korallenriff 
miteinander verbunden sind. Die Inselteile Mata- 
tinau und Matakokai sind vulkanischen Ursprungs 
und bestehen größtenteils aus Basalt. Der Insel- 
*) Aus einem in dem neubegründeten „Amtsblatt 
für das Schutzgebiet Deutsch-Neugninea“ veröffentlichten 
Bericht des Landmessers Klink. 
  
teil Matakokai sowie ein Teil der Nordostküste 
von Matatinau müssen in früheren Jahren stark 
bevölkert gewesen sein, wovon die großen Kokos- 
bestände an der Küste noch Zeugnis ablegen. 
Matakokai ist nur etwa 100 m hoch, mit sanft 
ansteigendem, hügeligem Gelände; Matatinau ist 
steil abfallend; schwarzes Basaltgeröll lagert ver- 
streut über dem ganzen Inselteil. Am Ufer der 
Urinsel (des Gebirgsteiles der Insel) befinden 
sich ausgedehnte Sagosümpfe, die mit einem fast 
undurchdringlichen Bambusgestrüpp abwechseln. 
Der Ost= und Südseite von Matatinau sind 
enorme Mangrovebestände vorgelagert, welche in 
der See wachsen und die Insel weit größer er- 
scheinen lassen, als sie in Wirklichkeit ist. Nur 
die Nordwestküste ist frei von Mangroven. Ein 
schmaler Kranz alter Kokospalmen erstreckt sich 
mit Unterbrechungen von der Südwestspitze bis 
zur Landenge, welche Matatinau mit Matakokai 
verbindet. Hinter diesem Kranz alter Palmen ist 
bis zum Fuße des steil abfallenden Gebirgsteiles 
Sagosumpf. 
Der Gesamtflächeninhalt des Inselteiles Mata- 
tinau beträgt 422,9721 ha; für Pflanzungs- 
zwecke dürfte nur etwa ein Viertel dieses Areals 
geeignet sein, welches sich aber über diesen ganzen 
Inselteil auf kleinere Strecken verteilt. Das 
günstigste Land befindet sich an der Ostseite hinter 
den Sagosümpfen und Mangroven. 
Über die Eingeborenenverhältnisse ist zu be- 
merken: Die einzige Niederlassung der Lufbewohner 
befindet sich auf der Landenge zwischen Matatinau 
und Matakokai. Die 37 lebenden Eingeborenen 
wohnen in 8 größeren Familienhütten. Die 
Lage des Dorfes ist die denkbar ungünstigste. 
Bei starkem Nordwest-Monsun ist der größte Teil 
der Landenge überschwemmt. Die Landenge 
selbst ist sumpfig; die höher gelegenen Teile sind 
von großen Taschenkrebsen unterminiert, auf der 
Landenge und in den Hütten herrscht bei Wind- 
stille eine modrige, übelriechende Luft. Die Ein- 
geborenen selbst sind indolent, stumpfsinnig und 
machen den Eindruck eines untergehenden Stammes. 
Sie bewegen sich kaum aus ihren Hütten heraus. 
Auf ganz Luf befindet sich keine Plantage oder 
Anpflanzung einer Erdfrucht. Nach Aussage der 
Eingeborenen soll jede Anpflanzung von Yams, 
Taro oder Bataten durch Schädlinge zerstört 
werden. Die Leute leben von Sago, der zur 
Genüge vorhanden ist, Brotfrüchten und anderen 
einheimischen Früchten, Kokosnüssen, Fischen und 
Schweinen. An Nahrung fehlt es ihnen nicht. 
Mit Ausnahme einiger Fruchtbäume und einiger 
Sagobestände wird der größte Inselteil Mata- 
tinau von den Eingeborenen überhaupt nicht be- 
nutzt. Die kleine Insel Zet hat, obgleich un-
	        
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