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Die immer wieder eintretenden Dürren haben
die Regierung des Staates veranlaßt, auf Mittel
zu sinnen, um der dadurch herworgerufenen Not zu
begegnen. So hat man versucht, in großen Stau-
werken Wasser anzusammeln. Diese Versuche haben
fast gar keinen Erfolg gehabt, weil das Wasser zur
Füllung der Stauwerke nicht hinreichte. Aber auch
die von Privaten angelegten kleinen Stauwerke
zeigen nur wenig Erfolg, da die Verdampsung in-
folge der hohen Temperatur sehr groß ist und die
kleinen Wasserbassins meist in kurzer Zeit trocken
liegen. Der Leiter einer Kommission zum Studium
dieser Frage will festgestellt haben, daß die von den
Gebirgen kommenden Wasser sich auf dem Wege
zum Ozean meist in untere Bodenschichten versenken
und dort unterirdische Flüsse bilden. Schon nach
kurzem Laufe sickert das Wasser in diese Schichten
und bald nach der Regenzeit sind die unteren Fluß-
läufe vollständig trocken, wogegen man in Tiefen
von 8 bis 50 m reichlich Wasser findet. Man
versucht nun, durch artesische Brunnen dieses Wasser
wieder an die Oberfläche zu bringen und es nutz-
bar zu machen. Es ist jedoch kaum zu erwarten,
daß auf diese Weise dem Lande nachdrücklich ge-
holsen und genügende Feuchtigkeit gewonnen werden
kann. So lange es der Regierung nicht möglich
ist, für Bewaldung zu sorgen und dem Holzraub=
bau entgegen zu arbeiten, wird ein Erfolg nicht
zu erwarten sein. Ein seit dreißig Jahren bestehen-
des Gesetz, das die Abholzung verbietet, ist nie
befolgt worden; selbst die unter Staatsaussicht
stehenden Eisenbahnen heizen ihre Maschinen mit
Holz.
Der Wassermangel lastet aber sehr empfindlich
auf dem ganzen Lande. Weite Strecken, die reich-
liche Erträge liefern könnten, liegen jetzt öde. Das
einzige, was dort gewonnen wird, ist das Carneuba=
wachs von der Carneubapalme, Copernicia ceri-
kera. Erst in der Nähe der Gebirge beginnt
wieder Bodenkultur, und dort werden (außer den
verschiedenen Nahrungsmitteln) etwas Kaffee, Baum-
wolle und die Manihot Glaziovii zur Gummi-
gewinnung gepflanzt.
An Eisenbahnen gibt es in dem Staate zwei
Linien. Die eine führt von Camocim nach Sobral,
die andere von Fortaleza nach Humayta. Von der
letzteren aus führte unweit Fortaleza eine kurze
Abzweigung nach Maranguapé ins Gebirge. Es
wird beabsichtigt, beide Hauptbahnlinien zu ver-
längern und damit das Hinterland zu erschließen.
Neben diesen Bahnlinien, der Flußschiffahrt und
dem Ozean kommen für den Waren= und Personen-
verkehr Lasttiere in Betracht. Aus dem Innern
des Landes wie aus den benachbarten Staaten
Piauhy, Parahyba und Rio Grande do Norte
werden die Waren oft in monatelangen Reisen auf
ganzen Herden von Eseln an die größeren Ver-
kehrsplätze gebracht. In jenen weit abliegenden
Distrikten werden in umfangreichem Maße Lasttiere
und Ziegen gezüchtet; die letzteren hauptsächlich der
Felle wegen. Die Lasttiere kommen mit Waren
beladen an die Verkehrszentren und werden dann
zum großen Teil an der Küste weiterverwendet.
Auf diese Weise wird der Transport der Waren
verbilligt, indem er mit dem Transport der Last-
tiere vereinigt ist.
Das Klima des Staates Ceará ist gegenüber
dem des Amazonasgebietes als gesund zu bezeichnen.
Viele Rekonvaleszenten kommen dorthin, um sich
im Gebirge, besonders bei Maranguapé, zu erholen.
Nichtsdestoweniger kommt auch dort, besonders an
der Küste, gelbes Fieber vor.
In den Städten wird das Trinkwasser teil-
weise durch Brunnen, die meist mit Windmotoren
getrieben werden, vielfach auch durch Auffangen des
Regenwassers und Ansammeln in Tanks oder durch
Transport von oft weiter entfernt gelegenen Wasser-
stellen beschafft. Selbst in der Hauptstadt Forta-
leza ist man auf solches Wasser angewiesen. Es
wird in kleinen Fässern auf Eseln in die Stadt ge-
bracht und mit 100 Reis per Kübel verkauft. In
besseren Häusern wird dieses Wasser oder das
Regenwasser vor dem Konsum filtriert.
Die Hauptstadt Fortaleza, mit etwa 45.000 Ein-
wohnern, macht den Eindruck einer sehr stillen Pro-
vinzstadt. Der durch eine Meeresbucht gebildete
Hafen erlaubt trotz des Schutzes, den ein Korallen-
riff und ein 400 m langer Wellenbrecher bieten,
den Schiffen nicht, nahe am Lande anzulegen, da
die Brandung ziemlich stark ist. Auch der in das
Meer hinausgebaute Pier ist von den Schiffen
nicht zu benutzen; nur Leichter können dort mit
Waren anlegen. Passagiere werden auf kleinen
Booten möglichst nahe zur Küste gebracht und als-
dann von Männern ans Land getragen.
Die Stadt besitzt neben einigen Plätzen mit
Gartenanlagen einen recht hübschen, an der See-
seite auf hohem Terrain gelegenen Park, den
Passeio Publico, in welchem regelmäßig Konzerte
stattfinden. Dort wird auch die bei den südlichen
Völkern so beliebte Abendpromenade abgehalten.
An öffentlichen Gebäuden sind außer zehn Kirchen
das Regierungsgebäude, das Marinearsenal sowie
ein Gymnasium zu erwähnen. Einige Straßen-
bahnen werden mit Mauleseln betrieben. Die
Schulverhältnisse stehen auf niederer Stufe, die Be-
wohner sind zum größten Teil Analphabeten. Ob-
wohl dieser Mangel von der Regierung schon lange
erkannt wird und der Staatspräsident ihn auch in
seiner vorjährigen Etatsrede wieder hervorgehoben
hat, ist nicht zu erwarten, daß sich auf diesem Ge-
biete bald etwas bessert. Besonders hervorzuheben ist,
daß ein Portugiese, Herr Dias Rocha, auf eigene
Kosten ein Museum gegründet hat, das eine recht
umfangreiche Sammlung von Cearenser Produkten
und Raritäten enthält.