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nehmigt worden. Danach muß die ganze Strecke
am 1. Juli 1914 betriebsfähig fertiggestellt sein.
Der Bau wurde schleunigst in Angriff ge-
nommen und bereits derartig gefördert, daß das
Gleis Ende März bereits bis Kilometer 69 vor-
gestreckt war. Am 1. Juli wird voraussichtlich
die erste der fünf Teilstrecken, Morogoro —
Kilossa (81 km), dem Betriebe übergeben werden
können, so daß die Betriebsstrecke alsdann von
Daressalam bis Kilossa 290 km lang sein wird.
Auf den westlich von Kilossa gelegenen vier
Teilstrecken sind die Vorarbeiten im Gange; in
der Nähe von Kilossa sind die endgültigen Vor-
arbeiten sogar auf weitere 20 km abgeschlossen
und in regem Baubetriebe. Sobald über die
zwei zur Wahl stehenden Linien westlich von
Kidete die Entscheidung getroffen ist, wird unver-
züglich mit den Bauarbeiten begonnen.
Erfreulich ist, daß bis jetzt Arbeiter in großer
Zahl auf den Baustellen eintreffen. Das läßt
hoffen, daß sich die Fertigstellung vor dem ver-
abredeten Zeitpunkte wird herbeiführen lassen.
Wasserwirtschaftliche Erkundung am
Mukondokwa bei Kilossa.
Über die wirtschaftliche Erschließung der
Mkattasteppe in Deutsch-Ostafrika, die durch eine
wasserwirtschaftliche Erkundung am Mukondokwa
bei Kilossa eingeleitet werden soll, ist zu berichten:
Das für Baumwollkulturen in Aussicht ge-
nommene Gebiet schließt sich unmittelbar an die
Zentralbahnlinie an und wird im Osten durch
den Mkattafluß, im Süden durch den südlichen
Arm des Mukondokwa, im Westen durch die
Usagaraberge und im Norden durch den Kara-
wanenweg begrenzt. Da die närdlich vom
Karawanenweg liegenden Gebiete bis nach Sadani
hin die gleichen geologischen und hydrologischen
Verhältnisse aufweisen wie die Gebicte bei Kilossa,
und da sie namentlich an den Ausläufern der
Usagara= und Ungunberge gut bevölkert sind, so
könnten später die Baumwollplantagen oder Ein-
geborenenkulturen auf diese Gebiete ausgedehnt
werden.
Das Gelände östlich vom Mkattafluß wird
voraussichtlich für Baumwollkultur wegen seiner
Wasserarmut nicht in Betracht kommen.
Die Mkatta-Ebene ist ein breites Tal, ähnlich
der mittelrheinischen Tiefebene. Die Qualität des
Bodens und seine Nutzbarmachung für Baumwoll=
kulturen müßten Sachverständige prüfen. Auf den
Plantagen Otto und Skutari sind die bisherigen
Arbeiten anscheinend erfolgreich gewesen.
An Hand des Nivellements und der sonstigen
Vermessungen der Eisenbahnlinie läßt sich er-
kennen, daß der Mkattafluß die am tiefsten ge-
legene Linie der Ebene ist und daß von hier an
das Gelände gleichmäßig nach Westen auf eine
Breite von rund 42 km relativ rund 97 m hoch
ansteigt. Der Anstieg ist für das bloße Auge
unmerklich; deshalb glaubten früher die Reisenden
allgemein, eine horizontale Ebene vor sich zu haben.
Gerade diese Umstände müssen aber für die
Bewässerungsanlage als sehr günstig bezeichnet
werden; sie lassen darauf schließen, daß der Aus-
führung keine außergewöhnlichen technischen
Schwierigkeiten entgegenstehen, und daß die An-
lagekosten verhältnismäßig niedrig sein würden.
Der Mukondokwafluß erhält sein Wasser aus
drei voneinander ganz verschiedenen Einzugs-
gebieten. Es sind dies:
1. Der östliche Teil des Ugogolandes, der
ziemlich trocken ist und nur in starken Regenzeiten
durch das Tal des Kinyasungwe Wasser abführt.
In letzterem liegen die drei bekannten Seebecken
Kimagai-, Nsuhe= und Gombosee, von denen nur
noch der mittlere den größten Teil des Jahres
einen Wasserstand aufweist. Alle drei könnten
aber durch Stauwerke am Auslauf voraussichtlich
leicht ihr früheres Bild wieder erhalten. In
Frage käme namentlich das größere Becken des
Nsuhesees und in zweiter Linie der Gombosee.
2. Das Einzugsgebiet des südlich vom Flusse
liegenden gewaltigen Gebirgsstockes, der die Wasser-
scheide zwischen dem Ruaha und dem Mukondokwa
bildet. Auch dieses ist wasserarm.
3. Das nördlich liegende Hochland von Rubeho,
das wasserreich ist und dem Mukondokwa durch
die Flüsse Kidete und Sima das Hauptwasser
zuführt. *
Nach seinem Austritt aus dem Gebirge bei
Kilossa teilt sich der Mukondokwa in zwei Arme;
der eine geht beinahe östlich in den Mkattafluß,
während der andere Arm mehrere Male den
Karawanenweg schneidet und unter dem Namen
Gomberenga bekannt ist. Durch den raschen und
verhältnismäßig kurzen Lauf der von den hohen
Gebirgsstöcken in der Regenzeit abfließenden
Wassermengen erklären sich die Uberschwemmungen
in der Mkatta-Ebene. Dazu kommen noch der
glatte und felsige Untergrund der Gebirgsbäche
und die Wasserundurchlässigkeit des Bodens in
der Mkatta-Ebene.
Da die UÜberschwemmungen eine bleibende
Gefahr für die Baumwollpflanzungen und na-
mentlich für die Eisenbahnanlagen sein werden,
so muß so viel wie möglich Abhilfe geschaffen
werden. Die von Geheimrat Schmick zu diesem
Zwecke vorgeschlagene Säuberung der Flußläufe
von den Baum= und Schlinggewächsen kann unter
Umständen nützlich sein, doch wird eine umfassende
Besserung nur durch die Schaffung von großen
Staubecken erreicht.