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Die Expedition hat die Mittel und Wege zur
Verminderung der Gewalt des Hochwassers zu
prüfen sowie Zahl und Lage der zu schaffenden
großen Staubecken festzustellen. Es wären hier
die drei genannten Seen, einzelne günstige Stellen
im eigentlichen Mukondokwa-Tale, z. B. unter-
halb Kidete und bei Mwine-Sagara, und schließ-
lich die Flußniederungen oder — besser gesagt
Flußverbreiterungen in der Ebene zu erwähnen.
Die Staubecken hätten außerdem den großen
Vorteil, daß das in der Regenzeit aufgespeicherte
Wasser in den trockenen Monaten für die Be-
wässerung und den Betrieb der Wasserkraftanlagen
verwendet und damit eine erhöhte Ausnutzung
erreicht werden könnte.
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Nachdem das gesamte Unternehmen von einem
autoritativen Fachmanne an Ort und Stelle ge-
prüft und zur Ausführung empfohlen ist, werden
nunmehr von einem Vermessungsingenieur die
nötigen Geländevermessungen und Wasserbeob-
achtungen vorgenommen werden müssen. Da die
Ostafrikanische Eisenbahngesellschaft wegen der
Sicherung ihrer Bahnanlagen an dem Unter-
nehmen interessiert ist und die Arbeiten durch
Überlassung der Pläne und Vermessungsergebnisse
für die Eisenbahnlinie, durch Mitteilung der bis-
herigen Erfahrungen usw. in weitgehendem Maße
fördern kann, so wird der Expeditionsleiter seine
Dispositionen im Einvernehmen mit dem Eisen-
bahnkommissar der Gesellschaft in Daressalam
treffen.
Die Aufgaben der Expedition wären:
1. Generelle Festlegung der Staubecken.
2. Im Anschluß an das Eisenbahnnivellement
Geländevermessungen der Staubecken und
Aufnahme für die Stauanlagen.
3. Ermittlung der der Wasserkraftanlage zugrunde
zu legenden Gesamtkraft in PS.
4. Die Geländeaufnahmen und Wassermessungen
für die Wasserkraftanlage.
5. Aufstellung eines Pegels in Kilossa und,
wenn möglich, noch weiterer Pegel in Mwine-
Sagara und Kidete.
6. Horizontale und vertikale Vermessung des
geplanten Baumwollandes zur Projektierung
der Bewässerungskanäle; die Vermessungen
müßten sich auf die Niederungen und Fluß-
läufe erstrecken; am Auslauf der Niederungen
wäre festzustellen, ob sich ein Aufstau vorteil-
haft ermöglichen läßt.
7. Hochwasserermittlungen.
8. Die Untersuchung des Bodens hinsichtlich
seiner Tauglichkeit für die Landwirtschaft,
insbesondere für den Baumwollbau.
Die Vermessungsarbeiten und -aufschreibungen
müssen so abgeschlossen sein, daß an Hand des
Materials das gesamte Projekt in Deutschland
ausgearbeitet werden kann. Für die Bearbeitung
des Projektes wird ein erfahrener Fachmann
heranzuziehen sein.
Baumwollbau und Pflugkultur.
Die Baumwollbau-Kommission des K. W.
Komitees hat bei ihrer Tagung am 12. Mai
solgende Beschlüsse gefaßt:
1. die im Voranschlag 1909 enthaltenen Unter-
nehmungen, z. B. die Fortführung und Aus-
gestaltung der Baumwollschule Mpanganya,
sowie die Errichtung von Entkörnungsanlagen
in Mpapua (Deutsch-Ostafrika) und Kpedji
(Togo), auszuführen;
2. einem Antrag mittlerer und kleinerer An-
siedler der nördlichen Bezirke Deutsch-Ost-
afrikas betr. Errichtung und Betrieb einer
Entkörnungsanlage stattzugeben, falls es ge-
lingt, die erforderlichen Mittel noch pro 1909
aufzubringen;
3. weitere vom Reichs-Kolonialamt und vom
Gonvernement von Deutsch-Ostafrika gestellte
Anträge auf Errichtung und Betrieb einer
Entkörnungsanlage im Rufijji-Gebiet, Ansied-
lung von Fellachen auf der Baumwollschule
Mpanganya, Anstellung eines Baumwoll-=
Klassifikateurs in Daressalam, Einführung
der Baumwollkultur als Eingeborenenkultur
im Bukoba-Bezirk — zurückzustellen, bis
ausreichende neue Mittel zur Verfügung stehen.
Studienreise nach Dahomey.
Zur Schaffung von Unterlagen für die Ein-
führung der Olpalmenkultur in Deutsch-
Ostafrika hatte das Komitee Herrn Dr. Soskin
mit einer Erkundung der Olpalmenverhältnisse
in Dahomey betraut.
Dr. Soskin teilt in seinem vorläufigen Reise-
bericht zunächst mit, daß die Früchte der Olpalm-
sorten Dahomeys keineswegs fettreicher sind als
die Varietäten in Kamerun und Togo. Die an
Ol reichste Sorte wies 34 bis 36 v. H. Fett auf,
während bei einer Kameruner Varietät 52 v. H.
Fett festgestellt werden konnte. Doch liegt bei
gewissen Sorten Dahomeys ein großer Vorzug in
ihrer dünnen Kernschale, wodurch der Anbau
dieser Sorten empfehlenswert erscheint. Der Ol-
palmenreichtum Dahomeys ist staunenerregend,
besonders die Gegend von Porto-Novo zeigt einen
Kulturzustand, wie man ihn an anderen Orten
Westafrikas nicht kennt. Ein Vergleich mit Togo
und Kamerun ergibt auch für diese Länder viel-
versprechende Ausblicke.