Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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Bahia versandten Waren betrug im gleichen Jahre 
56 530 000 Milreis und der Importwert aus dem 
Auslande 29 540 000 Milreis. Die Hauptexport- 
produkte sind: 
Kakao im Werte von etwa 19 Millionen Milreis, 
Tabak und Zigarren etwa 13"½ = - 
Mangabeira= und Manicoba-— 
kautschuk im Werte von etwa 
Kaffee im Werte von über 
Felle im Werte von etwa 4½ 
Monasitsand und Edelsteine 
Von Bahia gelangt auch Walfischöl, das von 
den vielen in der Nähe der Küste gefangenen 
Walfischen gewonnen wird, zum Versand. Der 
Wert schwankte in verschiedenen Jahren zwischen 
100 000 und 150 000 Milreis. 
Im Staate Bahia, in Säo Bentos das Lagos, 
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befindet sich die älteste landwirtschaftliche Schule 
Brasiliens. Sie liegt in der Nähe der Stadt 
Santo Amaro, unweit der Küste, und ist in etwa 
3½ Stunden mit dem Dampfer von Bahia aus 
zu erreichen. Die Schule befindet sich in einem 
schloßartigen Gebäude, mit dessen Bau 1859 be- 
gonnen wurde, auf einem Gelände, das dem in der 
Nähe gelegenen Benediktiner-Kloster gehört. Sie 
besitzt etwa 200 Hektar Land, die zu landwirtschaft- 
lichen Versuchen dienen sollen. Im Jahre 1876 
eröffnet, wurde die Schule bald nach dem Unter- 
gang des Kaiserreichs so vernachlässigt, daß sie bis 
in die jüngste Zeit nichts mehr zur Erfüllung ihres 
eigentlichen Zweckes geleistet hat. Auf Betreiben 
der Bundesregierung sollte im Jahre 1906 eine 
Reorganisation vorgenommen werden; zu diesem 
Zweck wurde ein Leiter in der Person des Herrn 
Dr. Zehntner, eines Schweizers, der jahrelang 
auf Java in ähnlicher Stellung war, gewonnen. 
Die von der Bundesregierung dem Staate zur Ver- 
fügung gestellte Summe wurde jedoch nur zum 
Teil und erst im Mai 1907 für die Zwecke der 
Schule überwiesen. Im Unterricht und in der 
Versuchsstation sind (außer dem Leiter) zwei 
Deutsche, ein Chemiker Dr. Lohmann und ein 
Agronom Dr. Schubert, sowie vier brasilianische 
Lehrer tätig. Es ist aber vorgesehen, die Zahl der 
Lehrer auf sechs zu erhöhen. Die Schucle soll so- 
wohl Kindern Elementarunterricht erteilen und sie 
für die Landwirtschaft vorbereiten, als auch er- 
wachsenen jungen Leuten die Erlangung eingehender 
landwirtschaftlicher Kenntnisse ermöglichen. Zur 
Zeit sind im Internat 40 Korrigendenkinder und 
12 Schüler untergebracht. Während die Korri- 
gendenkinder meist unentgeltlich aufgenommen werden 
— es sind meist Waisen oder Kinder vermögens- 
loser Eltern — zahlen die Schüler der eigentlichen 
Landwirtschaftsschule pro Jahr 300 Milreis. Der 
Kursus der letzteren ist auf drei Jahre festgesetzt. 
Der Zuschuß der Bundesregierung und des Staates 
zu dem ganzen Unternehmen beträgt jährlich 
  
150 000 Milreis. In dem Gebäude befindet sich 
außer den Schul-, Schlaf= und Wirtschaftsräumen 
ein chemisch = physikalisches Laboratorium, eine Bi- 
bliothek und ein Museum, das noch Bestände aus 
früherer Zeit hat. 
Auf den Versuchsfeldern ist mit der Bepflan- 
zung begonnen worden; u. a. sind bereits Tabak, 
Mandioca, Mais und Manihotarten angepflanzt. 
Man bekommt von der Anstalt den Eindruck, 
daß dort Sauberkeit, Ordnung und ein ernstes 
Streben herrschen. Das sind Vorzüge, die man 
sonst. in brasilianischen Bildungsanstalten nicht 
findet. Sie bedeuten für die kurze Zeit, während 
der Herr Dr. Zehntner die Leitung in der Hand 
hat, einen großen Erfolg. Man darf hoffen, daß 
das Institut, wenn es sich ungestört weiter ent- 
wickeln kann, eine große Bedeutung für die land- 
wirtschaftliche Entwicklung gewinnen wird. 
Dem Institut sind unter der gleichen Leitung 
noch eine Versuchsstation für den Anbau von Wein- 
reben in Joazeiro sowie eine Versuchsstation für 
Viehzucht in Catu angegliedert. 
Der Staat Bahia ist das Hauptproduktions= 
gebiet für brasilianischen Kakao und Tabak; diese 
beiden Produkte verdienen deshalb eine besondere 
Besprechung. 
Kakoo. 
Der südliche Teil des Staates Bahia, beson- 
ders der nahe der Küste gelegene, scheint für den 
Anbau von Kakao vor allem geeignet zu sein. Der 
schwere Lehmboden wie der reichliche Regenfall 
und die warme Temperatur bieten die Grund- 
lagen für eine gute Entwicklung des Kakaos. 
Besonders sind es die Bezirke in der Gegend von 
Ilheos und Belmonte, die als Hauptzentren der 
Kakaoproduktion zu gelten haben. Der Kakao- 
anbau wird dort vielfach von kleineren Besitzern 
betrieben, doch findet man auch umfangreiche 
Pflanzungen. Geeignetes Terrain trifft man in 
den genannten Bezirken in ausreichendem Um- 
fange, so daß der Kakaobau noch viel weiter 
ausgedehnt werden könnte. Regierungsland ist 
um fünf bis zehn Milreis pro Hektar genug zu 
haben; da die Vermessungs= und übertragungs- 
kosten pro 50 ha 300 Milreis nicht übersteigen, 
so stellt sich der Preis des Terrains nicht zu teuer. 
Selbstverständlich ist auch hier nicht aller Boden 
zum Anbau von Kakao geeignet. Hauptsächlich 
kommt es darauf an, daß er tiefgründig ist. 
Man findet oft in nicht zu großer Tiefe Gestein- 
schichten; sobald die Wurzeln der Kakaopflanze 
auf diese treffen, pflegt der Baum einzugehen. 
Die Bepflanzung wird gewöhnlich mit Pflanzen 
aus Saatbeeten oder kleinen Baumschulen ausge- 
führt. Zu diesem Zwecke werden auf dem — 
nötigenfalls vorher vom Waldbestand befreiten —
	        
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