Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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Patrouille (s. o.) gemacht hatte, wurde eine kurze 
Expedition unternommen. Sekretär Kilian und 
ich brachen am Nachmittag des 3. Mai von Buea 
auf. Der Marsch ging in Begleitung von sechs 
Trägern über die Dörfer Buea, Buowa, Muenga, 
Bonakanda nach Mangundu, wo wir übernach- 
teten. Am 4. wurde nach dem Passieren von 
Ekona Lälo der Weg nach Likoko eingeschlagen. 
Am Schlusse einer dreistündigen Wanderung sah 
man in nordnordwestlicher Richtung Rauchwolken 
aufsteigen. Der Weg wurde hier verlassen, und 
nach Übersteigung einer Hügelkette und über- 
schreitung von größeren älteren Lawafeldern 
wurde in einer Entfernung von etwa 300 bis 
400 m die Ausbruchstelle gesichtet. Es sind vor- 
handen: ein Krater, etwa 30 m hoch, Offnung 
20 m und ein zweiter kleinerer; ein dritter 
kleinerer Krater mußte sich rechts von dem zuerst 
genannten in einer nach Norden abfallenden 
Schlucht befinden, welche durch einen vorliegen- 
den alten Krater verdeckt war. Die Eruptionen 
des größeren Kraters erfolgten durchschnittlich 
alle fünf Sekunden; einer stärkeren Eruption 
folgten gewöhnlich zwei schwächere. Der linke 
Krater warf nur selten aus, der rechte fast gar 
nicht. Trotzdem stiegen aus der Schlucht Dämpfe 
auf, die auf Lawaausfluß schließen ließen. Aus- 
gestoßen wurden glühende Steinmassen, teilweise 
von beträchtlicher Größe, bis zu einer Höhe von 
300 bis 500m; sie fielen größtenteils in den 
Krater zurück. Ferner wurden helle und schwarze 
Rauchwolken ausgestoßen. Die letzteren nahmen 
in Höhe von 50 bis 80 oder 100 m Pinienform 
an. Der Rauchabzug erfolgte nordnordwestlich, 
Asche und sonstiger Auswurf wurden in der 
weiteren Umgebung nicht bemerkt. Die Paßhöhe 
Kundu nangu lag 50 ’ nordöstlich. Auffallend 
war, daß aus dieser Richtung heranziehender 
Nebel nach Schwefel roch. 
Um die Mittagsstunde wurde auf dem von 
Likoko nach Bonakanda führenden Wege der 
Weitermarsch in Richtung auf letzteres Dorf an- 
getreten. Der Weg wurde nach kurzem Marsch 
verlassen, und der Aufstieg auf den Berg in süd- 
licher bzw. südwestlicher Richtung begonnen. 
Abends war die Johann-Albrechtshütte erreicht. 
Ein kurzer Abstecher nach Westen während des 
Marsches über das Bergplateau und der Marsch 
selbst ergaben nichts Bemerkenswertes. Am Mittag 
des 5. Mai wurde der Abstieg nach Buea be- 
gonnen, da infolge des Nebels und der Wolken 
ein weiterer Aufstieg auf die Spitze und eine 
Erkundung der Rückseite nicht ausführbar war. 
Um 3 Uhr trafen wir wieder in Buea ein. 
Erdbewegungen sind in der Nähe des Kraters 
nicht verspürt worden. 
  
II. 
Bericht des Geologen Dr. Mann 
d. d. Buea, 3. Mai 1909. 
Auf die telephonische Mitteilung von Buea, 
daß dort am Abend des 26. und in der Nacht 
zum 27. April heftige Erdstöße verspürt worden 
seien, begab ich mich nach Buea und traf dort 
am Abend des 27. ein. 
Noch im Laufe des Abends sowie in der 
Nacht und am 28. wurden eine Reihe von kleineren 
Erdstößen wahrgenommen, deren Heftigkeit und 
kurze Schwingungen auf einen nahen Erdbeben- 
herd schließen ließen. Es war anzunehmen, daß 
diese Erdstöße mit der vulkanischen Natur des 
Kamerunberges in Zusammenhang standen, eine 
Annahme, die durch Beobachtung eines Feuer- 
scheins in Norden von Buea am Abend des 
28. bestätigt wurde. 
Da zu gleicher Zeit am steilen Südosthange 
des Kamerunberges eine Reihe von Erdrutschen 
beobachtet worden waren, bei denen nach Angabe 
vieler Beobachter verdächtige Rauchwolken auf- 
gestiegen sein sollten, so erschien es nur wünschens- 
wert, trotz der Steinschlaggefahr, die bei den 
fortdauernden Erdstößen und dem Nachbröckeln des 
Gesteins an den Steilhängen recht groß war, an 
diesem Hange nach der Johann-Albrechtshütte 
emporzusteigen und zunächst hier nach vulkanischen 
Erscheinungen zu forschen, die für Buea ja eine 
unmittelbare Gefahr gewesen wären. 
Als am 30. früh die Heftigkeit der Erdstöße 
etwas nachgelassen hatte, wurde mit zehn Trägern 
der Anstieg zu der genannten Hütte gewagt, die 
auch nach Untersuchung der wichtigeren Schluchten 
am Nachmittage ohne Unglücksfall erreicht war. 
Es wurde konstatiert, daß an zahlreichen Stellen 
die stark zerklüftete Lava infolge der Erdstöße 
herabgerutscht war, daß aber Vulkanerscheinungen 
damit nur insoweit verbunden waren, als die 
Erdstöße auf vulkanischen Einfluß zurückzuführen 
sind. Kraterbildungen wurden nirgends bemerkt, 
so daß eine augenblickliche Gefahr, die eine 
sofortige völlige Räumung Bueas notwendig 
gemacht hätte, durch einen solchen Ausbruch hier 
nicht bestand. 
Von der Johann-Albrechtshütte wurde dann 
am 1. Mai der Weitermarsch in der Richtung 
auf den in den letzten Nächten beobachteten Feuer- 
schein angetreten, der auf das Vorhandensein 
eines tätigen Kraters nicht fern vom Robert- 
Meyerkrater und dem Vulkangebiet Likombe 
(Hassert) schließen ließ. Der Marsch führte ohne 
jeden Weg am Rande des unteren Plateaus des 
Kamerunberges entlang. Er war außerordentlich 
erschwert durch die zahlreichen tiefen Schluchten
	        
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