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Patrouille (s. o.) gemacht hatte, wurde eine kurze
Expedition unternommen. Sekretär Kilian und
ich brachen am Nachmittag des 3. Mai von Buea
auf. Der Marsch ging in Begleitung von sechs
Trägern über die Dörfer Buea, Buowa, Muenga,
Bonakanda nach Mangundu, wo wir übernach-
teten. Am 4. wurde nach dem Passieren von
Ekona Lälo der Weg nach Likoko eingeschlagen.
Am Schlusse einer dreistündigen Wanderung sah
man in nordnordwestlicher Richtung Rauchwolken
aufsteigen. Der Weg wurde hier verlassen, und
nach Übersteigung einer Hügelkette und über-
schreitung von größeren älteren Lawafeldern
wurde in einer Entfernung von etwa 300 bis
400 m die Ausbruchstelle gesichtet. Es sind vor-
handen: ein Krater, etwa 30 m hoch, Offnung
20 m und ein zweiter kleinerer; ein dritter
kleinerer Krater mußte sich rechts von dem zuerst
genannten in einer nach Norden abfallenden
Schlucht befinden, welche durch einen vorliegen-
den alten Krater verdeckt war. Die Eruptionen
des größeren Kraters erfolgten durchschnittlich
alle fünf Sekunden; einer stärkeren Eruption
folgten gewöhnlich zwei schwächere. Der linke
Krater warf nur selten aus, der rechte fast gar
nicht. Trotzdem stiegen aus der Schlucht Dämpfe
auf, die auf Lawaausfluß schließen ließen. Aus-
gestoßen wurden glühende Steinmassen, teilweise
von beträchtlicher Größe, bis zu einer Höhe von
300 bis 500m; sie fielen größtenteils in den
Krater zurück. Ferner wurden helle und schwarze
Rauchwolken ausgestoßen. Die letzteren nahmen
in Höhe von 50 bis 80 oder 100 m Pinienform
an. Der Rauchabzug erfolgte nordnordwestlich,
Asche und sonstiger Auswurf wurden in der
weiteren Umgebung nicht bemerkt. Die Paßhöhe
Kundu nangu lag 50 ’ nordöstlich. Auffallend
war, daß aus dieser Richtung heranziehender
Nebel nach Schwefel roch.
Um die Mittagsstunde wurde auf dem von
Likoko nach Bonakanda führenden Wege der
Weitermarsch in Richtung auf letzteres Dorf an-
getreten. Der Weg wurde nach kurzem Marsch
verlassen, und der Aufstieg auf den Berg in süd-
licher bzw. südwestlicher Richtung begonnen.
Abends war die Johann-Albrechtshütte erreicht.
Ein kurzer Abstecher nach Westen während des
Marsches über das Bergplateau und der Marsch
selbst ergaben nichts Bemerkenswertes. Am Mittag
des 5. Mai wurde der Abstieg nach Buea be-
gonnen, da infolge des Nebels und der Wolken
ein weiterer Aufstieg auf die Spitze und eine
Erkundung der Rückseite nicht ausführbar war.
Um 3 Uhr trafen wir wieder in Buea ein.
Erdbewegungen sind in der Nähe des Kraters
nicht verspürt worden.
II.
Bericht des Geologen Dr. Mann
d. d. Buea, 3. Mai 1909.
Auf die telephonische Mitteilung von Buea,
daß dort am Abend des 26. und in der Nacht
zum 27. April heftige Erdstöße verspürt worden
seien, begab ich mich nach Buea und traf dort
am Abend des 27. ein.
Noch im Laufe des Abends sowie in der
Nacht und am 28. wurden eine Reihe von kleineren
Erdstößen wahrgenommen, deren Heftigkeit und
kurze Schwingungen auf einen nahen Erdbeben-
herd schließen ließen. Es war anzunehmen, daß
diese Erdstöße mit der vulkanischen Natur des
Kamerunberges in Zusammenhang standen, eine
Annahme, die durch Beobachtung eines Feuer-
scheins in Norden von Buea am Abend des
28. bestätigt wurde.
Da zu gleicher Zeit am steilen Südosthange
des Kamerunberges eine Reihe von Erdrutschen
beobachtet worden waren, bei denen nach Angabe
vieler Beobachter verdächtige Rauchwolken auf-
gestiegen sein sollten, so erschien es nur wünschens-
wert, trotz der Steinschlaggefahr, die bei den
fortdauernden Erdstößen und dem Nachbröckeln des
Gesteins an den Steilhängen recht groß war, an
diesem Hange nach der Johann-Albrechtshütte
emporzusteigen und zunächst hier nach vulkanischen
Erscheinungen zu forschen, die für Buea ja eine
unmittelbare Gefahr gewesen wären.
Als am 30. früh die Heftigkeit der Erdstöße
etwas nachgelassen hatte, wurde mit zehn Trägern
der Anstieg zu der genannten Hütte gewagt, die
auch nach Untersuchung der wichtigeren Schluchten
am Nachmittage ohne Unglücksfall erreicht war.
Es wurde konstatiert, daß an zahlreichen Stellen
die stark zerklüftete Lava infolge der Erdstöße
herabgerutscht war, daß aber Vulkanerscheinungen
damit nur insoweit verbunden waren, als die
Erdstöße auf vulkanischen Einfluß zurückzuführen
sind. Kraterbildungen wurden nirgends bemerkt,
so daß eine augenblickliche Gefahr, die eine
sofortige völlige Räumung Bueas notwendig
gemacht hätte, durch einen solchen Ausbruch hier
nicht bestand.
Von der Johann-Albrechtshütte wurde dann
am 1. Mai der Weitermarsch in der Richtung
auf den in den letzten Nächten beobachteten Feuer-
schein angetreten, der auf das Vorhandensein
eines tätigen Kraters nicht fern vom Robert-
Meyerkrater und dem Vulkangebiet Likombe
(Hassert) schließen ließ. Der Marsch führte ohne
jeden Weg am Rande des unteren Plateaus des
Kamerunberges entlang. Er war außerordentlich
erschwert durch die zahlreichen tiefen Schluchten