Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

652 e 
dem alsbald folgenden heißen Wetter völlig aus- 
getrocknet und steinhart wurde, so daß die Saat 
ohne die Möglichkeit einer künstlichen Bewässe- 
rung gleichfalls verdarb. Ein Experiment mit 
sandigem Boden, der vorher ein Jahr brach ge- 
legen hatte und tief gepflügt worden war, schlug 
ebenfalls fehl, da anhaltende Dürre einsetze. 
In allen diesen Fällen waren zweifellos nur 
die ungünstigen Witterungsverhältnisse an dem 
Mißerfolge schuld. Anderseits gelangen Versuche 
mit von Dacca bezogenen Samen, die in dem 
Distriktgefängnisse zu Maubin unternommen 
wurden, so gut, daß von weniger als 1 Aere 
Land 9½ Maunds gereinigter Faser gewonnen 
werden konnten. In dem erwähnten Gefängnisse 
wurde der Juteanbau im kleinen Maßstabe mehrere 
Jahre lang mit Erfolg betrieben, wobei Pflanzen 
erzielt wurden, die 9 bis 11 Fuß hoch waren 
und nur wenige und kleine Zweige aufwiesen, 
also ein Erzeugnis von hoher Qualität. 
Auch in Henzada und Tharrawaddy wurden 
erfolgreiche Versuche mit Juteanpflanzungen ge- 
macht, doch hat bisher diese Faserpflanze bei dem 
birmesischen Landwirt noch keinen rechten An- 
klang gefunden. 
Birma ist eines der Haupt-Reisbaugebiete 
Indiens, und die Bedingungen des Gedeihens 
von Reis find im allgemeinen dieselben wie die 
von Jute. In Niederbirma finden sich weite 
Landstrecken, die während der Regenzeit so über- 
schwemmt werden, daß Reis dort nicht gebaut 
werden kann, und es wird nun die Frage auf- 
geworfen, ob diese Landstrecken nicht durch Jute- 
anbau nutzbar gemacht werden können, oder ob 
dort nicht wenigstens während der kalten Monate 
Jute gebaut werden kann. 
Das neugeschaffene Department of Agriculture 
in Birma wendet diesen Fragen seine ganz be- 
sondere Aufmerksamkeit zu. 
(Bericht des Kaiserl. Generalkonsulats in Kalkutta.) 
Straußenzucht in RKustrallen. 
Die klimatischen und Bodenverhältnisse Australiens 
gleichen im allgemeinen denen Südafrikas so sehr, 
daß es nicht wundernehmen kann, daß man schon 
früh auf den Gedanken kam, die in gewisser Be- 
ziehung ärmliche Fauna Australiens durch die 
libernahme afrikanischer Arten zu ergänzen. Eine 
besondere Rolle bei derartigen Erwägungen hat 
stets der Strauß gespielt. Er gleicht in so vielen 
Begiehungen dem durch fast ganz Australien ver- 
breiteten Emu, daß seine Anpassungsfähigkeit an 
die australischen Verhältnisse außer Frage steht. 
Je lohnender sich nun seine Zucht in Südafrika 
gestaltete, desto mehr wurde seitens der Regierung 
  
und der Presse auf die Vorteile hingewiesen, die 
seine Verpflanzung mit sich bringen würde. 
Die ersten praktischen Versuche machte man 
im Jahre 1880, als ein Mr. Malcolm 100 junge 
Vögel von Südafrika nach Südaustralien brachte. 
Zur Unterstützung dieses Unternehmens nahm das 
südaustralische Parlament im folgenden Jahre ein 
Gesetz an, auf Grund dessen demjenigen, der 
zuerst 250 über ein Jahr alte Strauße aufweisen 
könne, 5000 Acker oder rund 2000 ha passenden 
Landes kostenfrei überlassen werden sollten. 
Die im Jahre 1886 mit einem nominellen 
Kapital von 15 000 L (300 000 .(4) gegründete 
South Australian Ostrich Company Ltd. erfüllte 
die vorgeschriebenen Bedingungen; ihr wurde das 
Land in der Nähe von Port Augusta, an der 
Nordspitze des Spencer Golfs, wo sie bereits 
vorher 12 000 Acker oder rund 4800 ha von 
der Regierung in Pacht genommen hatte, über- 
wiesen. Trotz dieser Unterstützung konnte die 
Gesellschaft, die heute ungefähr 1100 Strauße 
besitzt, die alle von den von Südafrika importierten 
abstammen, eine Dividende auf das Kapital, von 
dem 14 022 L (280 440 /4) einbezahlt sind, 
bisher nicht zahlen. 
Daneben gibt es in Südaunstralien noch eine 
größere Farm, die am Albertsee gelegen ist und 
einem T. R. Bowmann gehört, sowie eine Anzahl 
kleinerer. In Neusüdwales wurde die Straußen- 
zucht im Jahre 1897 durch einen Mr. Barracluff 
aufgenommen. Er brachte sechs Paar Zuchttiere 
von Nordafrika, da die Federn der dortigen 
Straußenarten besser sein sollen als die der süd- 
afrikanischen. Der Bestand dieser Farm beläuft 
sich heute auf 84 Tiere. Daneben hat sie aber 
eine größere Anzahl an andere Züchter abgegeben. 
Ihr Stolz sind ein Paar Strauße, für das der 
Eigentümer 500 Guineen (10 500 ./7) verlangt. 
Ein Gebot von 400 Guineen (8400 ./7) will er 
ausgeschlagen haben. Eine größere Farm scheint 
in Neufüdwales in der Nähe von Gilgandra in 
der Entstehung begriffen zu sein. Ihre Zuchttiere 
stammen von der Barracluffschen Farm, die ganz 
in der Nähe von Sydney gelegen ist. 
In Queensland und Victoria finden sich nur 
kleinere Farmen, die dort erzielten Erfolge sollen 
nicht gerade ermutigend sein. 
Es soll heute im ganzen rund 2000 Strauße 
in Australien geben. Ihre Federn, besonders 
die minderwertigen, werden meistens im Lande 
verbraucht. Von den besseren Sorten kamen im 
Jahre 1908 für rund 2500 L zur Ausfuhr. 
Abnehmer ist fast ausschließlich Deutschland. 
Ob die Straußenzucht in Australien größeren 
Umfang annehmen wird, läßt sich mit Bestimmtheit 
nicht sagen. Jedenfalls wird heute wieder seitens 
der Presse für eine energische Aufnahme Propa-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.