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in verschiedenen Kanalisationsarmen dem Meere
zugeführt wird.
Auf allen Hauptstraßen des Ortes sind die
Schienen einer schmalspurigen (50 cm) Stadt-
bahn (nach dem Erfinder des Systems kurz die
Déecauville genannt) zur Beförderung von Waren
und Personen gelegt. Letzterem Zwecke dienen
kleine, mit Sonnendach versehene Miniaturwaggons
zu zwei oder vier Sitzen, die sogenannten „pousse-
pousse“, die von den schwarzen Dienern ge-
schoben werden. Diese kleinen Waggons werden
für etwa 200 Fr. in Conakry selbst gebaut, das
Befahren der Stadtbahngleise auf ihnen ist für
die Europäer unentgeltlich. Für die Beförderung
von Gütern von der Landungsbrücke bis zur
Faktorei wird pro Tonne eine Gebühr von 1 Fr.
erhoben. Außer diesen „pousse-pousse“ ist die
Benutzung von Rickschahs während der heißen
Stunden des Tages sehr gebräuchlich.
Zur Reinhaltung der Straßen ist von der
Kommunalverwaltung ein eigener Straßen-
reinigungsdienst eingeführt worden, dessen vor-
zügliches Funktionieren man nach der in die
Augen springenden großen Sauberkeit der Straßen
und öffentlichen Plätze bemessen kann. Auch für
Europäer und Eingeborene sind genaue Vor-
schriften zur Reinhaltung ihrer Anwesen erlassen.
Jeden Morgen vor 8 Uhr müssen alle Haus-
bewohner die Straße in Ausdehnung ihres an-
liegenden Besitzes kehren lassen. Der Kehricht
muß an den Seiten der Straße in Haufen auf-
geschichtet werden, damit er von den Straßen-
reinigern, die alle Morgen mit großen Karren
die Stadt durchziehen, bequem abgeholt werden
kann. Küchenabfälle, Stroh und Asche sind in
eigenen Behältern bereitzustellen, die dann in
die Wagen der Straßenreiniger entleert werden.
Sofort nach ihrer Entleerung haben sie von der
Straße zu verschwinden. Die Fäkalien der
Europäerhäuser dürfen nur vor 7 Uhr früh oder
nach 7 Uhr abends in dicht schließenden Gefäßen
über die Straße getragen und an bestimmten
Punkten des Meeresufers in die See entleert
werden.
Um die während der Trockenzeit sehr starke
Staubbildung des Lateritbodens auf den Straßen
zu bekämpfen, werden die Straßen neuerdings
von drei Sprengwagen befahren, deren einer von
einem Maulesel, die beiden anderen bisher noch
von Schwarzen gezogen werden.
Die Frage der Eingeborenenklosetts ist
hier so gelöst, daß an fünf verschiedenen Stellen
des Strandes auf primitiven Pfeilerbrücken Well-
blechklosetts so weit ins Meer hinaus gebaut
worden sind, daß auch noch bei tiefster Ebbe die
Fäkalien ins Wasser gelangen; bei zwei dieser
Anlagen erforderte dies eine Brückenlänge von
150 m. Die Kosten dieser fünf Klosettanlagen
haben 25 .500 Fr. betragen.
Für die mit ihren Produkten, mit Fischen
und mit anderen Lebensmitteln zu Markte kom-
menden Eingeborenen hat man große Markt-
hallen errichtet, die gegen eine geringe, je nach
der Größe des beanspruchten Platzes zwischen
5 und 10 Cts. schwankende Marktgebühr benutzt
werden dürfen. Ein Feilbieten von Lebensmitteln
außerhalb dieser Markthallen ist nicht erlaubt.
Die tägliche Versorgung Conakrys mit frischem
Fleische begegnet keinen Schwierigkeiten. Der
Auftrieb von Rindern aus dem Hinterlande ist
so groß, daß noch ein sehr beträchtlicher Export
nach Liberia, Sierra Leone und der Goldküste
stattfindet; er hat im vorigen Jahre den Wert
von 1½ Millionen Francs erreicht. Um das
Schlachtwesen, das der Aufsicht eines Tierarztes
untersteht, besser kontrollieren und hygienisch ge-
stalten zu können, hat man ein Schlachthaus
gebaut. Es besteht aus einer geräumigen, luftigen
Schlachthalle, deren Rückseite unmittelbar nach
dem Meere zu abfällt, und zwei Seitenflügeln,
deren einer die Stallungen der zum Schlachten
bestimmten Tiere enthält, während im anderen
die Wohnung eines schwarzen Aufsehers, Geräte-
schuppen usw. untergebracht sind. Nicht selten
müssen bei der Fleischbeschau erkrankte Tiere oder
wenigstens einzelne krankhaft veränderte Organe
vom Tierarzt zur Vernichtung bestimmt werden.
Der seit der tierärztlichen Leitung des Schlacht-
hauses vor allem in die Erscheinung tretende
praktische sanitäre Erfolg ist der, daß der Band-
wurm, der früher — ganz wie jetzt noch in
Kamerun — unter den Europäern der Kolonie
sehr stark verbreitet war, nur noch vereinzelt zur
Beobachtung kommt. Die Durchschnittszahl der
monatlich geschlachteten Tiere beträgt 150 Rinder
und 80 Schafe; nur selten kommen Schweine
zum Angebot. Der Verkaufspreis des Fleisches
ist 1,50 Fr. für 1 kg Rind= und 2 Fr. für 1 kg
Hammelfleisch. Die Rinder sind meist von
kleinerem Schlage, so daß man knapp 100 kg
Fleischgewicht pro Stück rechnet, für ein Schaf
durchschnittlich 17 kg, für ein Schwein 60 ke.
Auch sonst sind die Preise für die Lebensmittel
und dadurch für die ganze Haushaltung der
Europäer in Conakry weit niedriger als bei uns.
Die ganze Lebensweise der Franzosen ist neben
dem äußeren Milien hier auf einen weit mehr
europäischen, heimatlichen Ton gestimmt, als dies
in unseren westafrikanischen Besitzungen bisher hat
erreicht werden können. Da, wo heimische Ver-
hältnisse sich nicht in die Kolonie verpflanzen
lassen, sondern eine Anpassung an die Tropen
unerläßlich ist, hat man sich die kolonialen Er-
fahrungen anderer französischer Tropenländer