Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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nutzbar gemacht und ihre praktischen Ergebnisse, 
soweit es die örtlichen Verhältnisse gestatten, auch 
hier verwertet, namentlich in all den vielen 
scheinbar kleinen, aber für das dauernde Wohl- 
befinden so wichtigen Dingen, die zur Erhöhung 
des äußeren Komforts und zur Erhöhung der 
Behaglichkeit des täglichen Lebens dienen. So 
machen die Kolonisten hier den Eindruck zu- 
friedener Leute, die für ihr Land und ihre Stadt, 
die „Perle de I'Afrique occidentale“, schwärmen. 
JIch habe einige Beamte kennen gelernt, die nach 
ihrer Alterspensionierung sich in Conakry nieder- 
gelassen haben, um hier ihre Ruhetage zu ver- 
leben. Vielfach ist die Ansicht verbreitet, daß die 
Gehälter der französischen Beamten niedriger seien 
als die der deutschen. Die offiziell aufgeführten 
Gehaltssummen berechtigen scheinbar zu dieser 
Annahme. Bei näherem Zusehen zeigt sich aber, 
daß die Franzosen pekuniär mindestens nicht 
schlechter gestellt sind als die Deutschen, da sie 
sehr freigebig mit Zulagen bedacht werden nach 
dem Prinzip, daß jede nicht streng in den eigent- 
lichen Dienstbetrieb des betreffenden Beamten 
fallende außergewöhnliche Arbeitsleistung, die ihm 
aufgetragen wird, auch außergewöhnliche Be- 
zahlung verdient. Ferner muß bedacht werden, 
daß die Franzosen in den meisten ihrer Kolonien 
viel billiger leben als wir, und daß den Beamten 
ein Familienleben noch weit mehr als bei uns 
erleichtert wird. Verheiratete Beamte und die 
übrigen Kolonisten leben hier nicht nur mit ihren 
Frauen, sondern bringen auch ihre Kinder jeg- 
lichen Alters mit in die Kolonie. Die Regierung 
trägt die Hin= und Rückreisekosten für sämtliche 
Familienangehörigen, selbst die Bahnfahrt vom 
Ein= oder Ausschiffungshafen bis zum jeweiligen 
Wohnsitze ist frei. Wohnungsmangel kennt man 
bier nicht. Beim Häuserbau wird bisher weniger 
(bisweilen zu wenig) Wert auf die äußere Form, 
als auf die Erfüllung hygienischer Anforderungen 
und auf behagliche Einrichtung gelegt. Man gewinnt 
den Eindruck, als ob sich die Erkenntnis von der 
Bedeutung eines wirklichen Heimes für das körper- 
liche und psychische Wohlbefinden hier bereits erfolg- 
reicher Eingang verschafft hat als bei uns. In den 
unteren Kreisen läßt die Sauberkeit des Haushaltes 
bisweilen zu wünschen übrig. Soweit die Re- 
gierungsgebäude zur Unterbringung der Beamten 
nicht genügen, werden Privathäuser hinzugemietet. 
Die Miete ist dank dem Umstande, daß kein Mangel 
an Wohnhäusern herrscht, weit niedriger als z. B. 
in Duala, so daß jeder Familie völlig ausreichende 
Räume zur Verfügung gestellt werden können. 
Umgekehrt wie in Duala, wo man meist mit 
schmerzlicher Sehnsucht auf die Vollendung der 
nächsten, neu projektierten Häuser wartet, stehen hier 
zeitweise einzelne stattliche Wohnhäuser unbenutzt. 
  
Die Tageseinteilung ist so, daß die Beamten 
mit einer höchstens sechsstündigen Arbeitszeit aus- 
kommen. Um 11 Uhr vormittags werden die 
Dienststellen (auch die meisten der Faktoreien) ge- 
schlossen und sind von 2 bis 5 Uhr wieder geöffnet. 
Das Beamtenpersonal ist sehr zahlreich und des- 
halb ist nur ausnahmsweise einmal eine Dienst- 
stelle mit Arbeit überlastet. Die Zeit von 5 bis 
7 Uhr ist der Erholung, sei es im Sport, sei es 
im Spaziergang, sei es im Apéritif, einer fest- 
gewurzelten nationalen Unsitte, der wie daheim 
auch hier vom Franzosen gehuldigt wird, ge- 
widmet. Die sportliche Betätigung ist unter den 
Europäern Conakrys besonders lebhaft. Seit 
Jahren besteht eine Union sportive, die sich die 
Pflege vieler Zweige des Sports angelegen sein 
läßt. Obenan steht zur Zeit das Tennisspiel, 
dem vier öffentliche, gut gehaltene und täglich 
fleißig benutzte Spielplätze gewidmet sind. Aber 
auch Radfahren, Fußball, Wagenfahrten, Billard- 
spiel, Fechten, Reiten, turnerische Ubungen werden 
von diesem Vereine gepflegt. Sogar zwei Auto- 
mobile befahren allabendlich die Straßen des 
Ortes und seiner Umgebung. Diejenigen, die sich 
nicht am Sport beteiligen, haben Gelegenheit, in 
den sehr schön angelegten und gut gehaltenen 
öffentlichen Gärten zu promenieren. Der Rest 
sitzt beim Apcéritif-Absinth, der teils auf der 
Veranda des Hauses, teils in einem der Restau- 
rants des Ortes getrunken wird. Außer einigen 
Restaurants bestehen drei Hotels in Conakry, 
darunter zwei wirklich gute. Die Hotelpreise sind 
für afrikanische Verhältnisse auffallend niedrig, die 
Verpflegung ist dabei vorzüglich. Für volle Ver- 
pflegung zahlt man z. B. einschließlich Tischwein 
monatlich 135 Fr.! Die bei uns vielfach kulti- 
vierte englische Küche hat keinen Eingang bei den 
Franzosen gefunden; sie sind ihrer besseren, hei- 
mischen treu geblieben. 
Alles in allem steht Conakry wohl mit Recht 
in einem guten gesundheitlichen Rufe. Völlig 
malariafrei ist es indessen nicht, da — trotz eifriger 
Bemühungen in der Bekämpfung der Moskitos — 
doch hin und wieder aus der Umgegend Anophelen 
in die Stadt gelangen und, ehe sie unschädlich 
gemacht sind, eine Infektion vermitteln. Man 
nimmt deshalb auch allgemein prophylaktisch Chinin. 
Die vom jetzigen Chefarzt empfohlene und einge- 
bürgerte Methode, deren Nachahmung ich indessen 
keineswegs anraten möchte, ist die, täglich 0,2 g 
zu nehmen. 
III. Die Hospitalanlage und Quarantäne- 
station Conakrys. 
Das Krankenhaus Conakrys ist ein moderner 
Bau, der erst im Jahre 1902 eingeweiht wurde. 
Zu Ehren des ersten Gouverneurs der Kolonie,
	        
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